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Norbert Schäbler
26.01.2003 15.58
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Ob ...

… die Mengenlehre nun Zubringerdienste für das Zahlenverständnis und die Beweglichkeit des Denkens leisten kann, sei dahingestellt.
Keinesfalls aber ist es gerechtfertigt, daß sich ein Bereich der Mathematik, der im Grunde nur als Unterstützer und Zubringer gedacht war, derart mausert, so daß er am Ende gar zum Selbstzweck und zur Geheimwissenschaft (mit eigenem völlig abstraktem Begriffs- und Notationssystem) wird.
Beispielhaft repräsentiert die damalige Entwicklung – die gekrönt wurde durch die kultusministerielle Verfügung, Mengenlehre als eigenständigen „Fachteilbereich“ einzuführen – den Triumphzug eines kleinen wissenschaftlichen Klüngels, der die heile Welt der Mathematik auf den Kopf gestellt hat.

Ob …
… es zu diesem Anschlag auf die lautere und konkurrierende wissenschaftliche Forschung eine Parallele gibt, die sich diesmal im Fachbereich Deutsch abspielt, wäre einer Untersuchung wert. Nach meiner Einschätzung ist sie vorhanden.
Jedenfalls galt noch vor wenigen Jahren die Unterrichtsparole: „Deutsch als durchgängiges Unterrichtsprinzip“. Im gesamten Fächerkanon wurde Wert darauf gelegt, neu erworbene Begriffe sowohl mündlich als auch schriftlich abzusichern; und im eigenständigen Fachbereich Deutsch gab es bezüglich der Teilbereiche klare Strukturen – Orthographie, Grammatik und Literatur hatten Zuliefererdienste zu leisten für die mündliche und schriftliche Sprachgestaltung.
Exemplarisch ist aber auch die gegenwärtige Entwicklung – gekrönt von der kultusministeriellen Verfügung –, die darauf abzielt, die Rechtschreibung als etwas Artbesonderes aus den Teilbereichen zu eliminieren.

Ob …
… dahinter ein System steckt, weiß ich nicht genau.
Mir kommt es bloß seltsam vor, daß man einen Fachbereich aufwertet, indem man ihn abwertet.






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nos

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Rolf Genzmann
25.01.2003 00.48
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Noch mehr Mengenlehre

Zitate
Der amerikanische Mathematiker Morris Kline in seinem sehr lesenswerten Büchlein Why Johnny Can’t Add, 1973, in deutscher Übersetzung „Warum kann Hänschen nicht rechnen“, Beltz, Weinheim und Basel, 1974:
„Mengenlehre ist in der elementaren Mathematik ein leerer Formalismus, der Gedankengänge blockiert, ... . Der Versuch, diese Theorie mit einzubeziehen, ist wirklich lächerlich und stellt eine Karikatur der Pädagogik dar. Die Mengenlehre hat sich nicht als Stein der Weisen für die mathemathische Pädagogik erwiesen.“

1974: Der gesamte Fachbereich der Universität Regensburg in einem Gutachten anläßlich eines Gerichtsverfahrens am Bayerischen Verfassungsgericht:
„Die Mengenlehre ist im vorigen Jahrhundert entstanden. Ihre Auswirkung auf die Mathematik beschränkt sich im wesentlichen auf die Grundlagenforschung, die weit außerhalb der Reichweite des Schulunterrichtes liegt. Was im Alltag des Mathematikers an Mengenlehre benutzt wird, ist nicht viel mehr als das Operieren mit Vereinigungen und Durchschnitten, also eine formalisierte und abgekürzte Umgangssprache, eine Art Stenographie, auf die man bei sorgfältiger Verwendung der Worte „und“ und „oder“ auch verzichten kann.
Für das mathematische Denken und überhaupt die technische und naturwissenschaftliche Arbeit ist diese Zeichensprache nebensächlich: Die immer wieder vorgebrachte Behauptung, Mengenlehre sei ein unerläßlicher Bestandteil der modernen Wissenschaft und Technologie, ist irrig.
Es gehört eine gewisse Erfahrung mit der Mathematik dazu, um einsehen zu können, daß Mengenlehre keine weitergehende Bedeutung hat; wer glaubt, man könne das Zahlenrechnen besser verstehen, wenn man zuerst Mengenlehre betreibt, hat diese Einsicht noch nicht erlangt. Trotz gegenteiliger Versicherung des Kultusministeriums und mancher Didaktiker beobachten wir, daß wichtige Gegenstände des Schulunterrichtes durch die Belastung der Kinder mit Mengenlehre zu kurz kommen. Wenn die Mathematiker etwas empfehlen dürften, wären ihre Ziele für den Elementarunterricht: Fertigkeit im Rechnen, Verständnis der Größenordnungen und des Messens und eine auf Anschauung gegründete geometrische Einsicht. Statt solcher Übung, die für das naturwissenschaftlich-technische Denken, ja das Denken überhaupt nützlich und wichtig ist, werden die Kinder gezwungen, ihren Geist mit einer leeren und inhaltslosen Pseudomathematik zu füllen. Mit großer Anstrengung müssen sie die allgemeine Form von Schlüssen lernen, die sie im konkreten Falle mühelos ausführen könnten: „Wenn der Fuchs weiß, daß die Hühner im Hühnerstall sind, und dieser in der Scheune, braucht er dann Mengenlehre um zu sehen, daß die Hühner in der Scheune sind?“ schreibt R. Thom, einer der bedeutendsten lebenden Mathematiker. (R. Thom: Les Mathematiques „modernes“: Une erreur pédagogique et philosophique, 1970).
Daß die Mengenlehre in der Schule so viele Schwierigkeiten macht, Schwierigkeiten, die auch die Autoren der Schulbücher oft nicht erkennen, liegt denn auch nicht an ihrem Inhalt, sondern an dem hohen Grad der Abstraktion, der dabei nötig ist. Wenn man, um ein Beispiel zu nennen, zwischen dem Begriff des Apfels, der Bezeichnung des einzelnen Apfels und dem einzelnen Apfel selbst nicht klar unterscheidet, entsteht eine unklärbare Verwirrung. Was nur dem theoretischen Mathematiker geboten ist, wird für Schüler und Lehrer gleichermaßen zu einer unnützen Belastung. Diese Abstraktion fällt auch sehr begabten Kindern schwer, zumal wenn sie die mathematischen Inhalte noch gar nicht kennen, deren logische Form hier gelehrt wird. Abwegig ist die Behauptung, die Mengenlehre sei lediglich die andere der beiden traditionellen Arten des Rechnens.
In neuerer Zeit wird vielfach öffentlich vorgegeben, die „Fachwissenschaftler“ befürworteten die „Neue Mathematik“ an der Schule. Jedoch sind die Mathematiker hierzu nicht gehört worden, weder vom Kultusministerium, noch von einem Gericht; die angesehensten Mathematiker in aller Welt versuchen seit langem – leider bisher mit wenig Erfolg – die Schulbehörden davon abzubringen, einen soliden Rechenunterricht durch „Mengenlehre“ zu ersetzen.“ .

Morris Kline: „Man hegt außerdem den etwas boshaften Verdacht, ein paar Lehrer könnten Spaß daran haben, das vertraute Zahlensystem in der tiefgründigen axiomatischen Form anzubieten, weil sie die hierin enthaltene simple Mathematik verstehen und doch als Lehrende profunden mathematischen Stoffes auftreten können.“

Hans Freudenthal, einer der bedeutenden Mathematiker, Ordinarius der Mathematik an der Universität Utrecht, schrieb (neue Sammlung, Heft 2/1971):
„Fragt man mich nach der am weitesten verbreiteten Tendenz im Unterricht dessen, was heute moderne Mathematik heißt, so kann ich offen und ehrlich nur eine Antwort geben ...: es ist der Humbug. In Reinkultur wird er mit einer immensen Literatur, Filmen, Fernsehsendungen von ehrlichen aber unfähigen Leuten aufgeführt, denen sich jedoch auch die Profiteure der „Neuen Mathematik“ zugesellen. ...... Ich habe einen Film gesehen, wo man eine Viertelstunde lang vorführte, daß man um Figuren herum geschweifte Klammern zeichnete, wobei jedes Mal eine erhobene Stimme verkündete: „Das ist eine Menge.“ Der Film hieß „Mengenlehre“. In einem Schulbuch habe ich die Abbildung einer 5-Dollar-Note in geschweiften Klammern gesehen, mit der Unterschrift „Die Menge von 5 Dollar“ und ebenso die „Menge der zehn Gebote“ als die zwei steinernen Tafeln – in geschweiften Klammern. Ich sah geschweifte Klammern, zwischen denen ein Knabe stand und ein Mädchen saß, während ein Komma sie trennte, und daneben ein geschweiftes Klammernpaar um dieselben Kinder, aber nun das Mädchen stehend und der Knabe sitzend, und zwischen beiden „Ausdrücken“ ein Gleichheitszeichen. ... All das ist eine Konsequenz einer Mengenwut um jeden Preis. Auf der Schule braucht man Mengen zu Zwecken, die in der seriösen Mathematik nicht existieren.“

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Rolf Genzmann

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J.-M. Wagner
24.01.2003 14.37
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Fachidiotie / ''Betriebsblindheit''

»Ein Radfahrer will in 7 Tagen 680 km weit fahren. Während der ersten 5 Tage schafft er täglich 92 km. Wie viele km muss er dann täglich mehr zurücklegen, wenn er jeden Tag die gleiche Strecke fährt?«
Wer diese Aufgabe auf Anhieb kapiert, hat entweder von Anfang an sehr langsam und genau gelesen, oder er hat schon einige andere Aufgaben dieses Strickmusters gelöst (so daß die Art der Fragestellung eine untergeordnete Rolle spielt, weil einem die Zielstellung der Frage „intuitiv“ klar ist).

Allen anderen sind darauf angewiesen, schlau genug zu sein, sich aus ihrer Verwirrung lösen und die Bedeutung anhand einer widerspruchsfreien Interpretation erschließen zu können -- womit mal wieder das alte Vorurteil greift, es käme im wesentlichen darauf an, die Aufgabenstellung zu verstehen. Aber Halt, es geht ja nicht um eine Klausuraufgabe an der Uni, sondern um die 4. Klassenstufe in der Schule. Au weia!

Als Physiker bin ich über die -- durchaus mißverstehbare -- Formulierung „die gleiche Strecke fahren“ nicht gestolpert, weil Strecke fachsprachlich nicht unbedingt von Streckenlänge unterschieden wird. Immerhin habe ich nachträglich verstanden, worin das Problem dabei besteht, und dabei ist mir meine eigene „Fachidiotie“ aufgefallen.

Besser (im Sinne von genauer) wäre es, stets von einer „Strecke der Länge s=110 km“ (beispielsweise) zu sprechen -- auch in der Radfahreraufgabe ist ja der konkrete Weg belanglos, nur auf seine Länge kommt es an. („Kilometerzahl“ ist zwar anschaulich, sollte aber aus systematischen und didaktischen Gründen nicht Gegenstand des Schulunterrichts sein.) Die Frage klingt dann zwar etwas gestelzter, aber sie wäre präzise gestellt.

Vielleicht hätte es schon geholfen, die Verben auszutauschen: "... täglich mehr fahren, ... gleiche Strecke zurücklegt?“ Die von Herrn Lindenthal vorgeschlagene Entfernung läßt sich nur schwer in diesen Satz einbauen, denn nach meinem Verständnis bezeichnet sie mehr einen (statischen) Abstand denn eine (zu durchfahrende) Wegeslänge. Mit welchem Verb wäre Entfernung sinnvoll zu kombinieren? "... befindet sich in einer Entfernung von ...“, „ein Tag reicht nicht, die Entfernung ist zu groß ...“ -- so paßt es, dagegen nicht bei „eine Entfernung zurücklegen“, finde ich (auch wenn es in schludriger Formulierung so vorkommen mag).

Das beseitigt jedoch nicht das entscheidende Problem, denn es bleibt ja noch das tückische „dann“ (das auch mich durcheinandergebracht hat -- wie ich aber erst durch genaues Hingucken gemerkt habe; seltsam, daß man bestimmte Textteile quasi unbewußt verarbeitet, obwohl man meint, den gesamten Text aufgenommen zu haben, so wie er ist...), welches man gedanklich wegzulassen versucht ist (denn es ist doch klar, daß jetzt aus den Voraussetzungen etwas geschlußfolgert werden soll), oder man zieht es zu einem logischen Konstrukt mit dem nachfogenden „wenn“ zusammen. In beiden Fällen entgeht einem, daß es um die beiden Resttage geht, und wären diese explizit erwähnt worden, entspräche die Aufgabe schon recht gut dem „Leitbild“ von Herrn Lindenthal, daß beispielhaft auch verwickelte Sachverhalte in möglichst genauer, gutverständlicher Sprache dargestellt werden.

Warum aber passiert das nicht?

Eine gewisse Betriebsblindheit ist zwar nicht auszuschließen, auf die Dauer aber intolerabel. Wenn man weiß, was in dem Beispiel mit der Aufgabenstellung gemeint ist, hat man kein Problem, die Frage entsprechend zu verstehen. Und wegen der Logik „es fehlen ja noch zwei Tage und also ist schon klar, was gemeint ist“ kommt man dann nur schwer darauf, daß jemand mit dieser knappen Formulierung Probleme haben kann.

Als Nachhilfelehrer habe ich mitbekommen, was manche Mathematiklehrer ihren Schülern ins Heft diktieren. Wenn man wußte, worauf es abzielte und was es genau bedeuten sollte, gab es damit keine Probleme; es war an und für sich richtig. Für Schüler aber, die es neu lernen sollten, war es unbrauchbar, wenn in der Erklärung keine bzw. zu wenig Begriffe vorkamen, mit denen die Schüler wirklich etwas anfangen konnten oder wenn die Formulierung zu umständlich oder fachsprachlich war.

Eine derartige Fachidiotie bzw. „Betriebsblindheit“ auf einer höheren Ebene stellt das Loslassen der Mengenlehre auf die Schüler dar, wenn das mißachtet wird, was Herr Lindenthal angemerkt hat: »daß die meisten Erkenntnisse der Schul-Mengenlehre im gewöhnlichen Hausverstand bereits enthalten sind [...]«
      Ich denke aber nicht, daß man sich deshalb mit diesen Erkenntnissen nicht im Unterricht zu beschäftigen braucht. Ich sehe es wie Herr Schäbler: »Die Mengenlehre hat mir [...] viel in Bezug auf das Zahlenverständnis/diverse Bündelsysteme und das logische Denken gebracht.« Ich war zwar in Mathematik ein sehr guter Schüler und hatte mit dem abstrakten Denken keine Probleme (habe aber die „Mengelehre-Uhr“ auf dem Ku'damm in Berlin nicht ohne Erklärung durchschaut -- die „Wasseruhr“ im Europacenter dagegen schon), aber mir scheint, daß gerade wegen der Parallele zum „gewöhnlichen Hausverstand“ in der Mengenlehre auch für weniger begabte Schüler eine Chance liegt, einen Zugang zur mathematischen Form des abstrakten Denkens zu finden -- und wenn es nur dahin kommt, daß einem die dem „Hausverstand“ zugrundliegenden Prinzipien deutlich werden (das wäre zumindest mein Ansatz beim und meine Rechtfertigung für Mengenlehreunterricht).

Es ist ein Fortschritt, durch Abstraktion und Präzision zu neuen Erkenntnissen kommen zu können, ganz egal in welchem welches Fachgebiet. Man darf dabei aber die Rückkehr an den Ausgangspunkt nicht vergessen, zu der Stelle, an der eine bestimmte Frage auftauchte und aufgrund derer man sich die ganze Mühe gemacht hat; man muß gedanklich irgendwann wieder im „normalen Leben“ ankommen (sonst entgeht einem der Honig -- siehe den vorhergehenden Beitrag von Herrn Ickler). Nur so bleibt es nicht bei Fachidiotie, und vor allem begreift man dann nicht nur etwas von den Zusammenhängen in einem eng umgrenzten Spezialgebiet, sondern auch von denen dieses Gebietes mit dem Rest der Welt. Letzteres trägt wesentlich zu wahrer Mündigkeit und Reife bei.

Ich schließe mit dem Zitat einer Passage aus H.-Ch. Weißkers Gedanken zur Rechtschreibreform (gegen Ende zu finden):
Eines der Probleme der Physikdidaktik besteht darin, daß die Schüler oft zwei Parallelwelten wahrnehmen: Eine reale, in der physikalische Effekte wie zum Beispiel die Beschleunigung eines Autos erlebt werden, und eine des Physikunterrichtes, in der mit Formeln hantiert wird, die aber mit der realen Welt gedanklich oft nicht in Verbindung gebracht wird. Unter anderem aus diesem Problem resultiert das stellenweise sehr geringe Verständnis der Zusammenhänge. Daß man nun durch die Rechtschreibreform offensichtlich den in der Rechtschreibung wenigstens teilweise vorhandenen Zusammenhang zwischen Sprachgefühl bzw. äußerer Sprachwelt und schulisch gelernter Rechtschreibung zerstört, erscheint unter diesem Gesichtspunkt bedenklich. Weiterhin wird dem, der sich ernsthaft mit der reformierten Sprache beschäftigt, das wirkliche Verständnis erschwert, insbesondere wenn er oder sie sich über allen Sprachen gemeinsame Gesetzmäßigkeiten Gedanken macht. Aus interdisziplinärer Sicht erscheint ebenso bedenklich, daß implizit gelehrt wird, daß reale Strukturen durch ad-hoc-Bestimmungen von Kultusbeamten überstimmt werden können. Hoffentlich bringen die Schüler diese -- zurecht gewonnene Erkenntnis -- nicht in die Naturwissenschaften ein. Es wäre eine Ohrfeige für all jene, die sich interessiert und engagiert für die Bildung der Kinder einsetzen.

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Jan-Martin Wagner

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Theodor Ickler
24.01.2003 06.21
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Mediale Gefechtsübungen mit Honig

Als ich Seminarist war (auch Ende der siebziger Jahre, auf meine alten Tage noch), herrschte auch noch die Ideologie der „Lernziele“. Ganze Kataloge von Richt-, Grob- und Feinlernzielen wurden geboten, für jede einzelne Stunde. Ein Kritiker hat mal bemerkt, daß manche Lehrprobe sich las wie die Anweisung für eine Ausbildung zum Kanonier. Gleichzeitig war der Behaviorismus in schlechtem Ansehen, wobei man gar nicht zu bemerken schien, daß die Lernziele ausschließlich in den behavioristischen Zusammenhang gehören. Denn es geht dabei ja um ein genau definierbares Endverhalten der Schüler. Das hat sich alles aufgelöst in ein unverbindliches „Die Schüler sind sensibilisiert für ..“ oder dgl., was sich immer behaupten und nie beweisen läßt.
In lustigster Erinnerung ist mir noch die Lehrprobe einer Biologie-Referendarin, die eine Stunde über Bienen hielt und in ihrem zwanzigseitigen Stundenentwurf unter den „Unterrichtsmedien“, die sie einzusetzen gedachte, nicht nur Tafel und Kreide, sondern auch „Honig“ anführte.

Fast muß man froh darüber sein, daß der Schulunterricht sich seit Jahrhunderten in Wirklichkeit fast gar nicht verändert hat; wäre jede Ideologie und Mode tatsächlich umgesetzt worden, sähe es bestimmt noch schlimmer aus.

Neulich habe ich beim Aufräumen noch eine größere Zahl Bücher gefunden vom Schlage „Eltern lernen die neue Mathematik“ und alles ins Altpapier gegeben.
– geändert durch Theodor Ickler am 27.01.2003, 18.11 –
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Th. Ickler

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Detlef Lindenthal
23.01.2003 19.13
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Dank

an Herrn Schäbler für diesen Bericht!
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Detlef Lindenthal

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Norbert Schäbler
23.01.2003 18.43
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Semikonkretismus = nicht Fisch noch Fleisch

Damals –
… Ende der 70er Jahre war ich Seminarist, Auszubildender in Richtung vollwertiger Lehrer.
Ich war so etwas Ähnliches wie ein neu zu bestellender Pädagogik-Acker, der – nach dem System der guten alten Dreifelderwirtschaft – einem Fruchtwechsel zu unterziehen war.

Damals –
war die Mengenlehre modern. Etwa 50 Prozent der wöchentlichen seminaristischen Unterweisung waren dem Fachbereich „Mathematik“ gewidmet, und davon entfielen rund 70 Prozent anteilig auf die Mengenlehre.

Seinerzeit –
hieß das Schlagwort: „Operatives Durchdringen“.
Die Methode schlängelte sich systematisch von der „konkreten Phase“ hin zur „semikonkreten“ und schließlich zur „abstrakten Phase“ – und von dort wieder zurück. Das war ein echter Wasser(kopf)kreislauf.
Dabei war nur zu deutlich zu erkennen, daß man auch den Adressaten neu definiert hatte. Man traute dem Zögling nicht mehr zu, daß er nach der Wahrnehmung des Konkreten – sofort und ohne Zwischenstufe – abstrakt zu denken in der Lage sei. Man baute deshalb als Denkhilfe (der Rohrstock war ja abgeschafft) Bilder und Zwischenhandlungen ein; fertigte somit das System des „Semikonkretismus“ – und siehe: Die erste Bildungskluft entstand.

Oft –
spürte ich diese Kluft, dann nämlich:
– Wenn ich für vier Wochentage an meinen ursprünglichen Einsatzort zurückkam, an dem Lehrer (und wahrhafte Pädagogen!) unterrichteten, welche die Mengenlehre innerhalb von maximal zwei Schulwochen pro Jahr abhandelten, während wir im Seminar drei Jahre lang das Themenfeld systematisch beackerten und es allmählich als „der Weisheit letzten Schluß“ betrachteten.
– Wenn meine Schüler wieder einmal ohne Hausaufgabe in den Unterricht kamen, mit der üblen, aber realistischen Ausrede: „Papa und Mama haben mir nicht helfen können!“
– Als die Mengenlehre abgeschafft wurde und ich nach zahlreichen höchst amüsanten Elternabenden mit meiner gesammelten Weisheit und Erfahrung auf dem trockenen saß. (Die Mengenlehre hat mir und auch den Schülern sehr viel in Bezug auf das Zahlenverständnis/diverse Bündelsysteme und das logische Denken gebracht.)

Rund zwanzig Jahre später –
haben die Kultusminister mit der „Rechtschreibverordnung“ trotz des damaligen Scheiterns der Mengenlehre ihr gleichgelagertes Experiment wiederholt. Die RSR ist nämlich ein ideologischer Klon des Lernsystems „Mengenlehre“, und das Ziel ist erneut die staatliche Allmacht auf dem Gebiet der Erziehung.
Daß man die gleiche Schwachstelle wie damals nutzt (die scheinbare Willfährigkeit der Lehrer und Verlage), daß man erneut versucht, die Schüler im „Vorreifestadium“ vom Elternhaus abzunabeln, zeugt davon, daß hinter dem Versuch pure Absicht steckt; jene Absicht, den Menschen nicht mündig werden zu lassen, sondern ihn in Abhängigkeit zu halten.

Doch trotz aller bürokratischer Raffinessen, trotz aller Desinformationspolitik, trotz sämtlicher volksverdummender Parolen und Einschüchterungstaktiken wird diese Rechnung der Kultusminister nicht aufgehen – selbst wenn die Ganztagesschule eingeführt werden sollte.

Eltern sind nämlich immer noch die besten Lehrer, und ein ordentlicher Lehrer kann nur dann Erfolge erzielen, wenn er versucht, elterliche Funktion zu übernehmen.
An der Mündig- und Menschlichkeit der Untertanen wird auch dieser zweite Versuch der Obrigkeit scheitern!



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Detlef Lindenthal
23.01.2003 18.39
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gleich, selb, naturidentisch

D.L. fragte:
[Liegt die Schwierigkeit darin,] „daß die letztgenannte Menge unselb der erstgenannten ist?“

R.G. fragte daraufhin:
Was ist mit „unselb“ gemeint, – das scheint mir kein Beispiel einer für Kinder verständlichen Sprache.

Lieber Rolf,
dies hier ist ein Erwachsenen-Forum. Du darfst gerne mitlesen und mitschreiben, aber beschwere Dich bitte nicht, wenn es hin und wieder neue Wörter gibt.

Übrigens beschweren echte Kinder sich eher nicht über neue Wörter, sondern lernen sie.
Wenn ein Kind mit 2 die Sprache erlernt und als Abiturient mit 19, angenommen, die Hälfte des Dudenwortschatzes kennt, dann hat es in 17 Jahren (= 6209 Tagen) 57.500 Wörter gelernt; das sind täglich 9 Wörter, und auch sonntags und in den Ferien; eine beachtliche Menge! Das geht übrigens nur, weil der Lernende die Bedeutung vieler Wörter aus ihren Bestandteilen erschließen kann.
Wie hier zum Beispiel bei dem Wort unselb . Das Wort ungleich ist aber doch bekannt? Z.B. Gerhard Schröder und Bundeskanzler, die beiden sind nicht gleich, sondern selb oder dieselben oder richtiger wohl derselbe. Als Fremdwort ist der Begriff bekannter: die beiden sind identisch. Hingegen sind Gerhard Augst und Bundeskanzler unselb oder nichtidentisch.
Und nicht verwirren lassen von naturidentischen Aromen, denn das ist Lügenwerbesprache.

Übrigens hat mein Fremdwörterduden darin auch Verwirrung: identisch wäre völlig gleich. Zwei völlig gleiche Briefmarken kosten 1 Euro 10 und reichen für 2 Briefe. Sind jedoch die fraglichen Dinge selb oder identisch, dann sind sie nur 1 Ding, und dies eine Ding kostet auch nur 55 Cent und reicht aber nur für einen einzigen Brief. Bei Autos und Lokomotiven kann das ganz schön teuer werden, wenn man sich dabei verzählt (der DLF erzählte heute von der Russenmafia, die bei Autostückzahlen Verwirrung in die Abzählerei bringt).

–– ––
Die Mengenlehre hat für mich (Abitur 1970) nur den einen Nachteil: Daß niemand den Erwachsenen erzählt hat, daß die meisten Erkenntnisse der Schul-Mengenlehre im gewöhnlichen Hausverstand bereits enthalten sind und folglich nicht gelernt zu werden brauchen.

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Theodor Ickler
23.01.2003 16.17
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Ans Werk!

Vielen Dank für die netten Worte, Herr Genzmann. Seit Jahren spiele ich mit dem Gedanken, eine deutsche Schulgrammatik zu schreiben, Untertitel: „Nicht zugelassen für deutsche Schulen!“ Das könnte die größte Empfehlung sein.
Aber mal im Ernst: So kann es doch wirklich nicht weitergehen! Ich sehe Tag für Tag Bücher und andere Texte, die man nur als verwahrlost bezeichnen kann, allein aufgrund der vermurksten Orthographie. Bei de Gruyter erscheint demnächst wieder ein monumentales Werk der HSK-Reihe, ausschließlich auf ss-Schreibung umgestellt, wie mir ein Korrekturleser verriet. Das war bisher ein sehr angesehener Wissenschaftsverlag, aber es ist ja nicht das erste Mal, daß ich hier auf Bücherverhunzung gerade bei diesem Unternehmen hinweisen muß.
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Th. Ickler

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Rolf Genzmann
23.01.2003 14.59
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Gutverständliche Sprache

Zu 24.01.2003
> Gilt es denn, daß die Grundschüler durch vorbildliche Beispiele in möglichst genauer, gutverständlicher Sprache lernen sollen, daß auch verwickelte Sachverhalte einfach dargestellt werden können?
Ich meine ja. Detlef Lindenthal <
Das galt einmal, aber unsere Kultusminister haben es 1972 verboten bei der Einführung der Mengenlehre, der sogenannten modernen Mathematik.
Als diese O.E.C.D. – Idiotie nach sieben Jahren angeblich offiziell wieder abgeschafft wurde, da gab es keine ordentlichen Rechenbücher mehr. Der Zustand hält an bis heute und vermutlich bis in alle Ewigkeit.
Um, vorausgesetzt, man will das, wieder ordentliche Rechenbücher für einen Unterricht in gutverständlicher Sprache und genauer Sprache zu bekommen, benötigt man mindestens 50 Jahre. Die Studenten und Lehrer müßten dazu erst ausgebildet werden. Rechnen müßte dann in die Richtlinien wieder hineinkommen; das aber darf nicht sein, das lassen die Kultusminister nicht zu.
Gilt es denn? Nein, es gilt nicht bei unseren glorreichen Kultusministern, denen ist das Gegenteil, eine Art von schlechter Zahnpastareklame, viel wichtiger.
Was ist mit „unselb“ gemeint, – das scheint mir kein Beispiel einer für Kinder verständlichen Sprache.

Herr Ickler schrieb:
„Schon oft mußte ich darüber nachdenken, ob schlechte Leistungen in Mathematik nicht auch mit der Unfähigkeit deutscher Schulbuchautoren zusammenhängen könnten, Aufgaben verständlich und eindeutig zu formulieren. Hinzu kommt neuerdings noch die Tendenz der Verlage, das Verfassen von Büchern an schnell und billig arbeitende Dilettanten zu vergeben (Grammatik bei Langenscheidt usw.). ...“
Diese Beobachtungen halte ich für zutreffend, mit der Ausnahme, daß die Tendenz nicht allzu neueren Datums ist. Sie setzte 1972 mit aller Macht ein mit der „neuen Mathematik“ bzw. mit der sogenannten Mengenlehre. Im Zuge der „Bildungsreform“ erfaßte sie alle Fächer in allen Schularten auf allen Schulstufen und erreichte mit der „Rechtschreibreform“ erneut einen Gipfel.
Wer noch die besten Rechenbücher vor 1972 kennt, der kann ermessen, was verloren wurde. Sie waren – Neues Rechnen, Klett – in verständlicher, genauer und prägnanter Sprache. Sie hatten zur Grundlage den Anschauungsbegriff Johannes Wittmanns, seit 1923 in den Schulen erprobt, und die umfangreichen jahrzehntelangen Arbeiten von H. Karaschewski, Wesen und Weg des ganzheitlichen Rechenunterrichts 1969, Teil II 1970. Diese beiden Werke sowie die dazugehörigen Rechenbücher, alles im Klett Verlag, enthalten
den Fundus der deutschen Rechendidaktik.
Es lohnt sich in jedem Falle, diese Standardwerke zu studieren!
Man kann da sehr viel lernen über gutverständliche, genaue, altersgemäße, prägnante sprachliche Begriffsbildungsverfahren in der Schule.
Leider wird man die Bücher kaum noch irgendwo finden können, denn die Kultusminister hatten sie verboten, weil es keine billige Zahnpastareklame war. Viel zu anspruchsvoll für heutige Schulbuchschreiberlinge, billig arbeitende Dilettanten, Vettern oder Neffen der Kultusbehörden auf Nullniveau und weit darunter.

Ein Glück, daß Professor Ickler kein Schulbuchautor ist. Solche Leute sind heute allenfalls schlechte Plagiatoren von Murks und Müll. Ein richtiges Buch, das den Namen Buch verdient, käme dann nicht mehr zustande, nach Behandlung durch die Genehmigungskommissionen würde es kein Buch mehr sein, höchstens eine mit Leukoplast verklebte Badewanne. Er müßte fürchten, sofort seinen Ruf als Gelehrter international zu verlieren. Schulbuch könnte es auch deswegen nicht genannt werden, weil es in Deutschland Schulen gar nicht mehr gibt, die den Namen Schule wirklich verdienen. Das zeigt sich unter anderm daran, daß die lebendigen deutschen Dichter wie Reiner Kunze, oder der Nobelpreisträger Grass, nicht mehr in die Schullesebücher hinein genehmigt werden. Und was von den toten deutschen Dichtern noch ins Lesebuch darf, das ist alles kastriert und verstümmelt oder mit zusätzlich angepappten Buchstaben durch die Kultusdümmler vermüllt.
Kein richtiges Rechnen, kein richtiges Lesen, keine richtige Schule; nur Betrug und Fälschung.
Andererseits ein Unglück, daß es kein zugelassenes Schulbuch von Ickler gibt.

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Rolf Genzmann

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Theodor Ickler
23.01.2003 11.39
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dann

Die Schwerverständlichkeit hat mehrere Ursachen, Sie haben einige genannt. Meiner Ansicht nach – und meine Frau und ich haben das am eigenen Leibe erfahren – ist schon das „dann“ problematisch, weil man zuerst denkt, es sei ein folgerndes „dann“, während es in Wirklichkeit „danach“ bedeutet und sich auf die restliche Strecke bezieht. Solche Aufgaben müßten alle vorgetestet werden, aber dazu fehlen die Mittel und die Sorgfalt.
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Th. Ickler

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Detlef Lindenthal
23.01.2003 10.32
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Re: Irgendwie auch PISA

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Ein neunjähriger Grundschüler soll zum Beispiel folgende Aufgabe lösen:

„Ein Radfahrer will in 7 Tagen 680 km weit fahren. Während der ersten 5 Tage schafft er täglich 92 km. Wie viele km muss er dann täglich mehr zurücklegen, wenn er jeden Tag die gleiche Strecke fährt?“ (Hauschka, Textaufgaben 4. Klasse)
Da bin ich versucht zurückzufragen, wo die Schwierigkeit liegt? In der verkorksten Mengenlehre: {7 Tage}, {die ersten 5 Tage}, täglich = {jeden Tag}, {jeden Tag}, bei der nämlich nicht klar ist, daß die letztgenannte Menge unselb der erstgenannten ist?
Oder führt der Ausdruck „die gleiche Strecke“ zu einem Mißverständnis; hätte der Verfasser lieber schreiben sollen „die gleiche Entfernung“ oder „... Kilometerzahl“, um eine Verwechselung mit „dieselbe Strecke“ auszuschließen?
Ja, freilich ist dann zu fragen, ob eine solche Erschwerung durch ungenaue Sprache in der 4. Klasse etwas zu suchen hat.

Gilt es denn, daß die Grundschüler durch vorbildliche Beispiele in möglichst genauer, gutverständlicher Sprache lernen sollen, daß auch verwickelte Sachverhalte einfach dargestellt werden können?
Ich meine ja.

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Detlef Lindenthal

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Theodor Ickler
23.01.2003 09.20
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Irgendwie auch PISA

Schon oft mußte ich darüber nachdenken, ob schlechte Leistungen in Mathematik nicht auch mit der Unfähigkeit deutscher Schulbuchautoren zusammenhängen könnten, Aufgaben verständlich und eindeutig zu formulieren. Hinzu kommt neuerdings noch die Tendenz der Verlage, das Verfassen von Büchern an schnell und billig arbeitende Dilettanten zu vergeben (Grammatik bei Langenscheidt usw.).
Ein neunjähriger Grundschüler soll zum Beispiel folgende Aufgabe lösen:

„Ein Radfahrer will in 7 Tagen 680 km weit fahren. Während der ersten 5 Tage schafft er täglich 92 km. Wie viele km muss er dann täglich mehr zurücklegen, wenn er jeden Tag die gleiche Strecke fährt?“ (Hauschka, Textaufgaben 4. Klasse)

Ich habe auch schon Aufgaben gesehen, die objektiv unlösbar waren, zum Beispiel von jener Autorin, die auch an der Einführung der „Vereinfachten Ausgangsschrift“ mitgewirkt hat.

Der Unterricht ist dann auch nicht immer geeignet, die Kinder zum Verständnis zu führen. Manchen Lehrern genügt es, wenn sie selber endlich verstanden haben, worum es geht. Das kann aber nicht der Sinn der Schule sein.


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Th. Ickler

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Henning Upmeyer
16.01.2003 12.33
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Artikel 5 Grundgesetz: Eine Zensur findet nicht statt.

Es besteht Klärungsbedarf:
Gilt die Pressefreiheit und das Zensurverbot des GG nur für den Inhalt oder auch für die Form der Berichterstattung?
Die nachträgliche Änderung und damit Verfälschung der Sprache, d.h. der Wörter und ihrer Schreibweise, gegen den ausdrücklichen Willen ihres Verfassers halte ich für Zensur.

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Michael Krutzke
16.01.2003 12.00
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Mehr Warenhäuser

Eine ganze Sammlung solcher Fälle findet man unter "Übersetzungsfallen“.

Ebenfalls interessant, aus der Serie „Business English“ der Wirtschaftswoche: „False friends“.

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Michael Krutzke

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Reinhard Markner
16.01.2003 11.00
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Warenhaus

». . . Amsterdamer Polizei, die eine Razzia in einem Warenhaus durchführte . . .« (Edo Reents, F.A.Z. 13. 1. 2003)
Durchsucht wurde natürlich nicht etwa das Amsterdamer Kaufhaus De Bijenkorf, sondern ein warehouse.

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