Re: Rhetorik
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Die SPD will angesichts der schlechten Wahlprognosen den heißen Wahlkampf schon zwei Wochen früher beginnen lassen.
Wenn ich mir so ansehe, wie unsere Politiker offenbar glauben, nicht ihre Politik, sondern der Wahlkampf, also die Rhetorik, veranlasse die Bürger, diese oder jene Partei anzukreuzen, kommt ich mir pardon verarscht vor.
In einem anderen Strang habe ich heute das Uni-Magazin der Bundesanstalt für Arbeit besprochen. Inhaltlich wäre dazu auch etwas zu sagen. Leben wir in einer Sättigungskrise? Es scheint darum zu gehen, irgendwelche Nischen für Existenzgründer zu entdecken, damit den Menschen, die alles schon haben, vielleicht doch noch das eine oder andere Produkt angedreht werden kann. Zum Beispiel der Verleih von Büropflanzen, mit Pflegedienst. Pizzabringservice, ein heiß umkämpfter Markt. Die Pflege von Gedenktagen. Ungeheuer wichtig ist überall ein sicheres Aufreten, extrovertiertes Wesen, Kommunikationsfähigkeit kurz: rhetorische Tugenden.
Ob diese Scheinwelt vielen Menschen ein Auskommen bietet? Die einstürzenden Neubauten ringsum legen etwas anderes nahe.
Der sprachliche Aufwand, mit dem das alles umrankt wird, ist gigantisch, das Magazin strotzt auch von englischen Ausdrücken für ziemlich einfache Sachverhalte.
Ein Trost ist vielleicht die Tatsache, daß Milliarden Menschen noch das Nötigste fehlt. Leider auch das Geld, um es von uns zu kaufen.
Ihre Gedanken sprechen sicher Vielen aus der Seele und treffen den Nagel wieder mal auf den Kopf. Was mir gerade bei dieser Nachricht aber auffiel, war die Formulierung, die Sie, lieber Herr Ickler, auch gebrauchen, wobei ich nicht weiß, ob es bewußt oder versehentlich geschah.
Die Formulierung: ,,Der heiße Wahlkampf. Eine Nachrichtensprecherin im WDR sagte unlängst:,, Die Phase des heißen Wahlkampfs wolle die SPD jetzt schon früher beginnen, so Müntefering. Man sagt aber doch: ,,die heiße Phase des Wahlkampfs und nicht ,,die Phase des heißen Wahlkampf.
Aber was soll's. Keine der Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, hat bisher das Thema 'Rechtschreibreform' oder gar ersatzlose Streichung derselben auch nur im geringsten beachtet oder in ihren Wahlprogrammen erwähnt.
Das wäre doch mal eine Aussage:
Wir werden nach dem 22. September die Rechtschreibreform unverzüglich zurücknehmen.
Die Kosten? Gibt es da nicht ein Sprichwort? Man soll gutes Geld nicht schlechtem hinterherschmeißen.
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Christoph Kukulies
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