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Norbert Lindenthal
16.02.2010 18.03
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… und empfehle ausdrücklich den Verzicht auf Anglizismen

Spiegel.de 16.02.2010

Schalter statt Counter
Deutsche Bahn will Anglizismen abschaffen

[Bild] dpa
Kunde beim Fahrkartenkauf: Die Deutsche Bahn will mehr deutsche Begriffe verwenden
Schluss mit „Call a Bike“ und „Kiss and Ride“: Bahn-Chef Rüdiger Grube hat angekündigt, künftig weniger englischsprachige Ausdrücke bei Angeboten der Deutschen Bahn zu verwenden. Lang etablierte Begriffe wie „Intercity“ bleiben jedoch erhalten.

Berlin – Die Deutsche Bahn will künftig weniger englische Ausdrücke verwenden. Das hat Bahn-Chef Rüdiger Grube in einem Brief an den CSU-Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken versichert. Dieser hatte sich über die Verwendung des Begriffs „Kiss & Ride“ für eine von ihm angeregte Kurzzeitparkzone am Bahnhof der niederbayerischen Stadt Straubing beschwert.

Grube zeigte Verständnis für den Einwand: Das Unternehmen habe den Handlungsbedarf erkannt und empfehle inzwischen ausdrücklich den Verzicht auf Anglizismen, heißt es in seinem Schreiben von Mitte Januar, das der Nachrichtenagentur DAPD vorliegt. So würden Handzettel oder Broschüren nicht mehr als „Flyer“ bezeichnet, Schalter nicht mehr als „Counter“ und herausragende Leistungsaspekte nicht mehr als „Highlights“. Aus „Hotlines“ seien „Service-Nummern“ geworden.
Ausgenommen sind nach Angaben des Bahnchefs lediglich etablierte Markenbezeichnungen wie „BahnCard“ oder „Intercity“. Der Service „Call a Bike“ werde künftig als „das Mietrad-Angebot der Deutschen Bahn“ bezeichnet, heißt es in dem Brief. Und auch die „Kiss & Ride“-Zone am Straubinger Bahnhof sei mit der deutschen Bezeichnung „Kurzzeitparken“ hinreichend beschrieben.

sto/apn

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Sigmar Salzburg
29.01.2010 11.39
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Zwiebelfisch – Sick

Dem Kaiser seine neuen Kleider

Bastian Sick hat wieder zugeschlagen – bei der Genitiv-Dativ-Frage. Die Kasus sind sein Erfolgsthema – sozusagen die „Kasuistik“, um dieses Wort einmal unüblich zu gebrauchen (üblich sonst nur für juristische und medizinische Fälle, aber auch für „Haarspaltereien“).

Natürlich demonstriert Sick, daß er fest auf dem schlüpfrigen Boden des „Regelwerkes“ steht. Er schreibt „von Neuem“, von den „überschwänglichen Worten“ seines Veranstalters in Köln (analog ä-inspiriert schrieb die FAZ gerade, daß „Chemie-Ali“ im Iraq „gehänkt“ wurde. „Überschwenglich“ aber ist verwandt mit „schwenken“, „schwingen“ und „Schwengel“).

Und Sick hat „ganz Glück“, daß er Unterwerfung auch vorführen kann, wo es gar nicht mehr gefordert wird:


„Das Kind hat [ganz] Recht! … Der Kaiser ist völlig nackt!“

Als Aufhänger für seine „Kasuistik“ wählte Sick nämlich Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.

Der Spiegel-Korrektor erwähnt – natürlich – mit keinem Wort, daß dieses Märchen wie kein anderes eine Metapher für die innige Verbindung von Scharlatanerie, Dummheit, Eitelkeit, Macht und Rechthaberei ist, die 160 Jahre später auch zur „Rechtschreibreform“ der Kultusminister geführt hat. Er beschränkt sich darauf, die Folgen der Abschaffung des Genitivs in der Kölner Umgangssprache zu zeigen. Aber anstatt nun für die Schulen die vermehrte Lektüre guter klassischer und klassisch geschriebener Literatur vorzuschlagen, fällt ihm nur ein:


So endete das Märchen. Und der Geschichte ihre Moral? Genitiv oder Dativ – mir ist inzwischen alles egal! Denn ob nach dieser oder jener Art – ist letztlich ein Streit um dem Kaiser seinen Bart.

spiegel.de 27.01.2010

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Sigmar Salzburg
06.12.2009 07.51
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Kinder-Reporter und Politiker

„Spiegel“-Kinder-Reporter

Seit ein paar Wochen hat Deutschland einen neuen Umweltminister: Norbert Röttgen, 44, von der CDU. …

Dein SPIEGEL: Herr Minister, was machen Sie persönlich für den Umweltschutz?

Röttgen: Als neuer Umweltminister habe ich jetzt die Chance, sehr viel zu bewegen. Die nächsten Generationen sollen eine saubere Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden vorfinden.

Dein SPIEGEL: Halt, halt! Wir wollen wissen, was Sie ganz privat tun.

Röttgen: Da strenge ich mich an, zum Einkaufen nicht mit dem Auto zu fahren, Müll zu trennen und das Licht auszuschalten, wenn ich als Letzter aus einem Zimmer gehe.

Dein SPIEGEL: Fahren Sie in Berlin mit dem Fahrrad von Ihrer Wohnung ins Büro?

Röttgen: Ich will mir nach dem Winter ein Fahrrad anschaffen und dann manchmal damit ins Büro kommen statt mit dem Auto.
deinspiegel.de 1.12.09

(Peinlich, diese Anbiederei „Dein Spiegel“, „Mein Focus“ usw. …)

Dabei fällt mir ein: „Kinderreporter“ des ZDF interviewen 2002 in der Vorweihnachtszeit den Verteidigungsminister (Struck) und animieren ihn, „Stille Nacht, heilige Nacht“ mitzusingen. Er sucht nach Verstärkung, sieht Michel Friedmann (damals Zentralrat der Juden), ruft ihn heran und legt ihm den Arm um die Schultern: „Komm, mach mit.“ Der singt aber nicht, sondern feuert die Schüler mit abgründigem Lächeln zum Singen an: „Chrihist, der Retter ist da ...“ Ob Strucki wohl was gemerkt hat?

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Sigmar Salzburg
14.10.2009 08.15
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Der Philosoph Peter Janich

Essay
Die unreflektierte Sprache der Hirnforschung
Der Debatte um die Hirnforschung mangelt es an einer umfassenden Sprachkritik, meint der Marburger Philosoph Peter Janich. Ohne diese seien viele der diskutierten Fragen aber nicht zu klären. Die Erforschung der Denkvorgänge werde nicht zu einem neuen Menschenbild führen....

Der Essay ist in traditioneller Rechtschreibung verfaßt – nur einmal auffällig kontaminiert mit einem neuen „muss“.

spiegel.de 14.10.09

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Sigmar Salzburg
10.08.2009 09.52
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Sicks Halbwissen

Safran, öffne dich!
Von Bastian Sick
Sofa, Matratze, Kaffee und Zucker – ohne das Arabische wäre die deutsche Gemütlichkeit nur halb so gemütlich. …

[…] Nehmen wir nur das Lautenspiel. Das berühmte Saiteninstrument des Mittelalters hieß nicht etwa deshalb so, weil es besondere Laute von sich gegeben hätte oder besonders laut gewesen wäre, sondern weil es aus Holz ist. Die Laute geht auf das arabische Wort für Holz, al-'d, zurück. Lange bevor sich die Minnesänger hierzulande auf der Laute begleiteten, erklang sie bereits am Hofe Harun al-Raschids, des sagenumwobenen Kalifen von Bagdad.

spiegel.de 17.6.09

Das arabische Wort ist „al-‘ud“ – mit den Buchstaben ‘ain ( ‘ = etwa stimmhaftes gutturales h) und waw am Anfang – und bedeutet Holz, Stange, Stengel und eben Laute. Diese war im Mittelalter nur ein Instrument unter vielen. Die Minnesänger haben sich nie auf einer Laute begleitet, sondern allenfalls auf der Fiedel. Erst in der Renaissance, nachdem das Plektrumspiel dem Gebrauch der Fingerkuppen wich, konnte die polyphone Musik der Zeit nachempfunden und die Laute zum berühmten Virtuoseninstrument werden. 1523 schreibt Hans Judenkünig: Es ist menigclich wissen / das in kürtzen jaren bey manß gedechtnüß / erfunden worden ist die Tabalatur auf die Lautten / vnd das zwikhen / daruor haben die alten mit der federn dürchaus geschlagen / das nit also khunstlich ist.

Zu arabischen Wörtern im Deutschen kann man hier mehr finden.

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Sigmar Salzburg
26.03.2009 07.18
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Inkorrekt

Harry Rowohlt und Gregor Gysi lesen aus dem Briefwechsel von Karl Marx und Friedrich Engels.


Zitate aus Marxschen Schriften und Briefen haben wir hier bereits wiedergegeben als Beispiel für die Unterwürfigkeit von Verlagen, Originale gemäß dem Diktat der Kultusminister zu fälschen oder zu unterdrücken. Auch der vielgerühmte Vorleser Harry Rowohlt ist hier des öfteren zitiert worden, weil er es sich in seinen Veranstaltungen nicht nehmen ließ, über die „Rechtschreibreform“ herzuziehen.

Nachtrag: siehe auch dies.

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Sigmar Salzburg
13.03.2009 18.25
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Wieder ein Quiz ...

... mit Fragen nach überflüssigem Wissen

Ein Fall im Spiegel-PI-Quiz ist jedoch bemerkenswert:


Frage 4 von 9

Die Indiana Pi Bill war ein Gesetzentwurf aus dem Jahr 1897. Darin sollte ...

... das Memorieren der ersten 100 Nachkommastellen von Pi zum Pflichtprogramm im Mathematikunterricht gemacht werden.
... Pi zum offiziellen Wappen des US-Bundesstaats erhoben werden.
... eine Methode zur Quadratur des Kreises verbindlich festgeschrieben werden.

Richtig! Der Amateurmathematiker Edwin Johnston Goodwin glaubte, ein Verfahren zur Quadratur des Kreises mit Zirkel und Lineal entdeckt zu haben. Mal gab er den Wert für Pi mit 3,2 an, mal mit 4. Er wollte dem US-Bundesstaat Indiana eine kostenlose Nutzung seiner Arbeit ermöglichen. Das Gesetz wurde aber durch den Mathematikprofessor Clarence A. Waldo verhindert.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,k-7487,00.html

Dieser Fall wurde auch in der Gerichtsverhandlung v. 6.2.2008 im VG Schleswig angesprochen, da er in der Klage als Beispiel für unsinniges Staatshandeln, vergleichbar mit der „Rechtschreibreform“, angeführt worden war. Die Richterin Nordmann bestand jedoch auf dem vermeintlichen Recht der tragenden Staatspartei(en) auf uneingeschränkte Volksverdummung, so daß sinnrichtige Schreibweisen wie „Quentchen, Tolpatsch, belemmert“ nicht zugelassen zu werden brauchen. –
Die Partei hat eben immer noch „Recht“.

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Sigmar Salzburg
18.06.2008 17.29
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Der Aust-Rausschmiß im Focus

Der Fall Stefan Aust

… Aust hätte noch weitere Anregungen, wenn man ihn fragen würde: Das Blatt ist ihm politisch zu korrekt geworden. Streckenweise so angepasst, dass es wehtut….

Aust beteuert, er sei nicht verbittert, aber grenzenlos enttäuscht. Er habe in den Wochen, nachdem er entmachtet worden war, viel über die Deformierbarkeit der menschlichen Seele dazugelernt. „Wie Leute, mit denen ich gut zusammengearbeitet hatte, von heute auf morgen illoyal wurden, wie sie sich anderen vor die Füße warfen oder wie sie sich duckten, um in Demut einen neuen Machthaber zu erwarten. Das ist schon eine interessante Erfahrung.“ …

… Es wurde schnell klar, dass Frank für den Spiegel kein Glücksgriff war. Seine Geschäftspolitik weckte den Verdacht, dass er sich seinem ehemaligen Arbeitgeber, Gruner & Jahr, mehr verpflichtet fühlte als dem Spiegel-Verlag, an dem G&J mit 25,5 Prozent beteiligt ist.

… Ob Frank vor allem aus geschäftlichem Kalkül agierte oder in Anlehnung an die Interessen von Gruner & Jahr oder an die der Sozialdemokraten, ist offen. Jedenfalls kann Sozifresser Aust der SPD im Wahlkampf 2009 nicht mehr schaden. Wie sagte SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier aus anderem Anlass: „Auch dort, wo wir nur 30 oder 40 Prozent haben, läuft nichts ohne uns.“ Bei der „Druck und Verlagsgesellschaft“ in Dresden hat sie 40 Prozent.

Focus online
18.06.08

Focus

So „frei“ ist die Presse: Deswegen durfte Aust mit seiner Abkehr von der Reformschreibung auch keinen Erfolg haben.

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Sigmar Salzburg
23.03.2008 13.06
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4. Rechtschreibreform

ARD-MULTITALENT PLASBERG

Talkmaster, Showmaster, Superstar

Er kann harten Talk. Jetzt kann er noch mehr: Frank Plasberg beweist mit einer neuen Quizshow rund um Schulwissen und Pisa-Peinlichkeiten, dass er auch Lehrer werden könnte –
… Von Tjado und Gerhard Ihmels zum Beispiel. Die beiden nehmen als erste in zwei Schulpultimitaten mit integriertem Touchscreen Platz. Zehn Fragen aus zehn Fächern müssen sie beantworten – vom Ursprung des Globus über die vierte Strophe eines Volkslieds bis zur Funktionsweise von Geysiren. Der Zwölfjährige zieht dann den Joker, als die Deutschfrage kommt: Heißt es handbemahlt, Hand bemalt oder handbemalt? Der Joker ist die anwesende Lehrerin, und Plasberg zeigt Schlagfertigkeit: Die wisse nach der vierten Rechtschreibreform auch nicht mehr, wo es lange gehe.

Spiegel online 23.3.2008

NB.: Reformkonformer Trennvorschlag:Schulp-ultimi-tate

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Norbert Lindenthal
04.03.2008 16.12
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vermißt mit -ss- geschrieben

Der Spiegel 4. März 2008

Ein X für ein ß vormachen
Von Sven Siedenberg
Es sollte eine Hommage an einen ungewöhnlichen Buchstaben werden – dafür hat Frank Müller für sein Buch "ß. Ein Buchstabe wird vermisst“ aus zahlreichen Quellen geklaut. Nach einem Proteststurm betroffener Autoren stoppte der Eichborn-Verlag die Auslieferung in letzter Minute.

Schuld ist die Rechtschreibreform. Ohne sie wäre das "ß" nicht dem Untergang geweiht und niemand wäre auf die Idee gekommen, eine Abschiedshymne auf diesen bedrohten, auch das „scharfe S“ genannten Buchstaben anzustimmen. So aber fühlte sich der Frankfurter Werbetexter Frank Müller berufen, ein Buch zu schreiben, und weil es sein erstes eigenes Buch werden sollte, wollte er nicht bloß von der grausamen Verstümmelung berichten, die etwa der ökologisch korrekt vor sich hin dümpelnde „Fluß" erleiden muss, wenn man ihn zum „Fluss“ begradigt.

[Bild]
(ß Ein Buchstabe wird vermißt*
*mit ss geschrieben)
Geplantes Cover von "ß. Ein Buchstabe wird vermisst“: Zusammenkopiert aus unterschiedlichen Quellen

Er wollte seine tief empfundene Bewunderung kundtun für diese „kühn nach oben schnellende Gerade“, an die sich „ein sanft herniedergleitender Mäander“ schmiegt, und die die meisten anderen Mitglieder des Alphabets überragt und somit den „Wortinnenraum“ gliedert.

Bei soviel Begeisterung für Typographie und Design kann selbst einem geübten Sprücheklopfer schon mal die kritische Distanz abhanden kommen. Und so notiert er in seinem Erstlingswerk zwar viele kluge Sätze über die historischen Wurzeln des „Eszett“, die bis zu einer Urkunde Karls des Großen zurückreichen. Und auch über Majuskeln, Minuskeln und den bis in die Nazizeit anhaltenden Antiqua-Fraktur-Streit ist allerlei zu erfahren.
Nur leider stammen zahlreiche Formulierungen nicht aus der Feder von Frank Müller: Sie sind geklaut. Mal aus dem Buch „Falsch ist richtig“ des renommierten Sprachwissenschaftlers Theodor Ickler. Dann wieder aus der Zeitschrift „Signa“, deren kenntnisreichen Beiträge Frank Müller offenbar besonders gut gefallen haben. Eifrig kopiert hat der Buchverfasser auch Wikipedia-Artikel. Dabei hat er ganze Sätze und ganze Passagen wörtlich übernommen, manchmal sogar ganze Seiten.
Aufgeflogen ist der Schwindel durch Martin Z. Schröder. Der Schriftsteller, Journalist und Betreiber einer kleinen Druckerei in Berlin war beim Blättern in einem Rezensionsexemplar über Texte gestolpert, die er selbst teilweise erst vor wenigen Monaten verfasst hatte. Schröder offenbarte seine Entdeckung in seinem Weblog „Schreiben ist blei“ und bat Eichborn um eine Stellungnahme. Der Frankfurter Verlag reagierte prompt mit einem Rechtfertigungsversuch, der sich zwischen Selbstlob und Schadensbegrenzung bewegte. Was fehlte, war eine Entschuldigung und die Worte „Diebstahl geistigen Eigentums“ und „Betrug“. Dabei ist es doch gerade die Verlagsbranche, die sich über Musik-, Video- und Softwarepiraterie gar nicht genug aufregen kann.

Erst nach heftigen Protesten ebenfalls betroffener Autoren (bislang wurden sieben Abschreibopfer ausfindig gemacht), dämmerte dem Verlag das eigene Versagen und die drohende Blamage. Er entschloss sich, das Buch noch vor seinem Erscheinen zurückzuziehen. In der offiziellen Erklärung, veröffentlicht auf der Eichborn-Homepage, heißt es: „Der Eichborn Verlag hat den für März angekündigten Sachbuchtitel "ß – Ein Buchstabe wird vermisst“ von Frank Müller zurückgezogen. Nach mehreren Beanstandungen wegen nicht kenntlich gemachter Zitate und fehlender bzw. unvollständiger Quellenangaben, haben wir uns unverzüglich zu diesem Schritt entschlossen. Der Eichborn Verlag und der Autor Frank Müller entschuldigen sich ausdrücklich bei den Autoren der nicht kenntlich gemachten Quellen.“

Trotz der Rückrufaktion erschien in der aktuellen Ausgabe des „SZ-Magazins“ eine großformatige Besprechung des Buches, geschrieben vom Betrüger selbst. Das ist peinlich, erklärt sich aber durch den mehrwöchigen Vorlauf des Heftes. Unbeantwortet bleibt die Frage, wieso der zuständigen Eichborn-Lektorin die Stilbrüche, die der Text so üppig aufweist und die auch einem ungeübten Leser hätten auffallen müssen, nicht bemerkt haben will. Und unbeantwortet bleibt vorerst auch die Frage, wieso der Autor, durchaus der deutschen Sprache mächtig und ein studierter Germanist, es nicht geschafft hat, aus eigener Kraft heraus das selbst gewählte Thema zu bewältigen. In einer E-Mail an Martin Z. Schröder hat Frank Müller, auf den möglicherweise erhebliche Schadensersatzforderungen zukommen, lediglich lapidar mitgeteilt, dass sein Plagiat durch „technisches Versehen“ und „unter Zeitdruck“ entstanden sei.

Für eine Stellungnahme gegenüber SPIEGEL ONLINE ist der Autor derzeit nicht erreichbar. Auch seine Homepage hat er inzwischen sperren lassen. Darauf war zu lesen, dass er momentan seine Dissertation vorbereite. Titel: „Das Erzählen der Apokalypse“. Als hätte er alles geahnt.

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Detlef Lindenthal
04.03.2008 11.19
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haubsache kapot

>>Schon Anfang 2002 stufte die US-Bundespolizei ELF als eine "Ernst zu nehmende terroristische Gefahr“ ein. <<

http://www.spiegel.de/fotostrecke/0,5538,PB64-SUQ9Mjk1MTgmbnI9Mw_3_3,00.html
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Detlef Lindenthal

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Christoph Kukulies
16.01.2008 17.52
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General von Vornherein

Textschnippsel in Spiegel-Online:

sobald eigene Truppen in Bedrängnis geraten. „Man muss davon ausgehen, dass es solche Situationen geben wird. Und man kann nicht von Vornherein darauf vertrauen, dass das ohne Opfer abgeht.“

Ist das jetzt „regelkonform“? Oder ein Kollateralschaden?

P.S. Es wurde inzwischen korrigiert.
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Christoph Kukulies

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Detlef Lindenthal
13.01.2008 21.21
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>>Kurz vor den Wahlen in Hessen und Niedersachsen wird der Ton immer rauher ...<<

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,528349,00.html
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Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
22.11.2007 14.46
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So sieht es die taz

16.11.2007

… Der Spiegel hat in einer immer ausdifferenzierteren Gesellschaft, in der etliche Lebensstile nebeneinander existieren, unbeirrbar ein zu großes Raster angelegt und immer neue Trends ausgerufen, die in Wahrheit nicht nur haarscharf an der Realität vorbeigingen. Der Kampf gegen die Windkraft, das Gerede vom „neuen Bürgertum“, der nicht nachlassende Furor gehen die politischen Gutmenschen, die es in der Zahl, wie sie der Spiegel bekämpft, ja nie gegeben hat – wen interessierte das denn noch? Was hatte das mit der Realität außerhalb des Restaurant Borchardt zu tun, in dessen Sesseln Aust, Schirrmacher und Springer-Chef Mathias Döpfner einst den Sturm auf die Rechtschreibreform planten. Dass sich Aust in dieser Situation zum Büttel von Bild-Chef Kai Diekmann und dem Springer-Verlag hat machen lassen, ist eigentlich der größte Sündenfall in seiner Spiegel-Karriere. Mit dieser Männerbündelei, die sich um eine eigenständige publizistische Haltung nicht mehr scherte, hat er dem Ansehen des Blattes nachhaltig geschadet.

http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/es-war-nicht-alles-schlecht/?src=AR&cHash=0e4a2041ee

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Sigmar Salzburg
16.11.2007 11.33
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... zu schwach, nicht nur in der Rechtschreibfrage

Das Ende des Stefan Aust beim „Spiegel“

Monatelang rangen Chefredakteur und Geschäftsführer beim „Spiegel“ um die Macht. Jetzt fiel die Entscheidung: Chefredakteur Stefan Aust muss gehen. Verloren hat er die Auseinandersetzung, weil mächtige Mitarbeiter sich gegen ihn stellten.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ trennt sich zum 31. Dezember 2008 von seinem langjährigen Chefredakteur Stefan Aust. Das haben die Gesellschafter des Spiegel-Verlags einvernehmlich beschlossen. Die Initiative zu der Trennung ging laut einer Pressemitteilung des Hauses von der Spiegel Mitarbeiter KG aus, die Hauptgesellschafterin des Spiegel-Verlags ist. Die weiteren Gesellschafter sind das Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr („Stern“, „Geo“) sowie die Erben von „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein. Gründe für die Trennung von Aust werden nicht genannt. […]
Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge gelten Thomas Kleine-Brockhoff, 46, einst Leiter des Ressorts Dossier und USA-Korrespondent der „Zeit“ in Washington, jetzt beim German Marshall Fund tätig, in Kombination mit Matthias Müller von Blumencron, dem Chefredakteur von „Spiegel Online“. Im Gespräch sind auch Austs Stellvertreter Martin Dörry sowie „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.


16. November 2007, 09:11 Uhr
Von Kai-Hinrich Renner

WELT online

http://www.welt.de/wirtschaft/article1369437/Das_Ende_des_Stefan_Aust_beim_Spiegel.html

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