Der VRS hat die Aufgabe der Information und Aufklärung
Vielen Dank, Herr Reimers, daß Sie deutlich machen, daß Sie bestimmte Reaktionen nicht hervorrufen wollten.
Sie schrieben im übrigen: Es fällt immer noch schwer genug, in der Öffentlichkeit zu zeigen, daß die Reformgegner keine bornierten Eiferer sind. Da frage ich mich, wer überhaupt den Mut hat, dies in der Öffentlichkeit zu zeigen und zu begründen. Der Träger des Konrad-Duden-Preises, Professor Hans-Werner Eroms, ist der einzige, der mir in Erinnerung ist.
Wenn Verleger WL in diesem Gesamtzusammenhang sein Gastrecht mißbraucht und unseren Vereinsstrang als seinen antifaschistischen Privatpranger mißbraucht und wieder einmal seinen unappetitlichen braunen Kaktus absetzt (Und natürlich braun eingefärbt), dann ist die Reaktion von Christoph Kukulies verständlich: Sie sollten mal Ihre Brille, durch die Sie die Welt sehen, überprüfen, Herr Lachenmann.
Herr Paulwitz merkte an: Jetzt könnte natürlich jemand fragen, was das noch mit dem VRS zu tun hat .... Denn das aktuelle Diskussionsthema Duckmäuserei vor dem Geßlerhut ‚dass'" wurde durch eine Blödelei unterbrochen. Leider wird durch solche Blödeleien auch in vielen anderen Strängen das Thema immer wieder völlig verfehlt. Gelegentliche Scherze sind ganz nett, aber für Dauerblödeleien gibt es im neuen Gästebuch den Strang Chatten oder Dummschwätzen geht das hier?
Die Aufgaben des VRS liegen auf der rationalen Ebene der Sprachpflege, insbesondere der Information und Aufklärung über die sogenannte Rechtschreibreform. Der Desinformationskampagne der Kultusminister sollen wissenschaftliche und historische Wahrheiten entgegengestellt werden.
Ich zitiere aus einem prophetisch anmutenden Interview des SPIEGEL vom September 1995 mit dem damaligen bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair. SPIEGEL: Wissen denn die Deutschen, was auf sie zukommt? Zehetmair: Nein, überhaupt nicht. Die breite Öffentlichkeit ist so gut wie gar nicht informiert. Deshalb werden viele erschrecken, wenn es nun zu einer Reform kommt, und zwar auch dann, wenn noch einiges geändert wird. (...) Man wird uns Kultusminister fragen, was habt ihr denn da angestellt? Es wird große Aufregung und viel Streit, sogar erbitterten Streit geben, und es würde mich nicht wundern, wenn er mit der Schärfe von Glaubenskämpfen ausgetragen würde.
Bei dem Diskussionsthema Duckmäuserei vor dem Geßlerhut ‚dass'" geht es um die grundlegende Frage: Wie verhalten sich die Bürger bei einem solchen menschenverachtenden Massenexperiment wie der aufgezwungenen sogenannten Rechtschreibreform, die an George Orwells 1984 erinnert?
Die Politiker halten aus Gründen des Gesichtsverlusts, aber vor allem aus egoistischen Profitgründen an der Fehlkonstruktion fest. So sagte ein CSU-Politiker: In der Politik wie in der Kriegführung gilt die Regel, daß man eine einmal beschlossene Sache durchficht auch unter Inkaufnahme von Nachteilen. Der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair sagte: Als Staatsorgan habe ich die Reform zu vollziehen. Leider hat sich in der deutschen Geschichte gezeigt, daß viele Politiker erst dann zu Wendehälsen werden, wenn sich der politische Wind bereits gegen ihren Willen gedreht hat. Das hat sehr viel mit Duckmäuserei und Opportunismus zu tun. Ein einfaches Beispiel aus dem Dritten Reich: Alle Nachbarn hängen die Hakenkreuzfahnen aus dem Fenster. Dann müssen wir es auch tun!
In unserer Zeit, in der die politische Korrektheit die Meinungs- und Pressefreiheit untergräbt, ist es ganz besonders notwendig, Desinformationskampagnen aufzudecken und für Transparenz und wahre Berichterstattung zu sorgen. Es kommt nicht von ungefähr, daß der Rheinische Merkur als Überschrift schrieb: Rechtschreibung geheime Staatssache. In einer Zeit, in der in der Politik gelogen und betrogen wird, ist es ganz besonders erforderlich, Unterschleif, Verstöße gegen Dienstpflichten und die Märchen der Politiker aufzudecken. Der gewichtige Begriff der Wahrheit, insbesondere der wissenschaftlichen und historischen Wahrheit, darf daher nicht aus Gründen der Anpassung an bestehende politische Verhältnisse verdrängt werden. Der faule politische Kompromiß beginnt bereits mit der untertänigen Verbeugung vor dem Geßlerhut ss-Schreibung.
Selbstverständlich gibt es viele durchaus sprachbewußte und gebildete Leute, die die diversen Pferdefüße der Reform nicht so recht überblicken bzw. sie unterschätzen. Pferdefüße der Reform? Die sollte man tatsächlich nicht unterschätzen. Es sind eine ganze Menge Pferdefüße, nämlich die der Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, der Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung durch die Rechtscheibreform.
Wer kann denn beurteilen, wer zu den sprachbewußten und gebildeten Leuten gehört? Der unreflektierte Umgang mit der Sprache als einem gewachsenen Stück Kultur nimmt bei den Benützern der neuen Beliebigkeitsschreibung zu. Eine Gleichgültigkeit im Umgang mit der Sprache breitet sich aus. Dagegen wächst merkwürdigerweise infolge der Rechtschreibreform ganz allmählich das Sprachbewußtsein unter den Reformkritikern.
Diese sprachbewußten und gebildeten Leute, die die Reform nicht überblicken, sind wohl mehr Theoretiker, die den Neuschrieb nicht anwenden. Hierzu zähle ich die Politiker, z.B. die Kultusminister und andere Vorgesetzte, die persönlich an der herkömmlichen Rechtschreibung festhalten, aber ihre Texte aus Opportunismus von ihrer Sekretärin in Neuschrieb schreiben lassen. Selbst Korrektoren werden nicht in der Lage sein, diese Duckmäuser von dem Unsinn der Reform zu überzeugen, die lediglich Texte diktieren oder in herkömmlicher Rechtschreibung schreiben und sie dann in Neuschrieb umwandeln lassen. Sie, die ihre Texte nicht persönlich schreiben, bemerken daher nicht die Mängel des Neuschriebs.
Eine genauso große Verantwortung tragen die sprachbewußten Schreibpraktiker, die täglich persönlich den Neuschrieb anwenden. Lehrer haben eigentlich die nötige Intelligenz, selber den Unsinn der Reform zu erkennen und sind daher voll verantwortlich, wenn sie ihn anwenden, ohne zu protestieren.
Diese verantwortlichen Opportunisten in Schlüsselpositionen, die versuchen, die kleinen Leute gegen deren Willen irrezuleiten, sind mit dem Duckmäusertum gemeint. Sie sind wie Lokführer, die in die falsche Richtung fahren.
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Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
- Initiative gegen die Rechtschreibreform
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred.Riebe@raytec.de
http://www.vrs-ev.de
Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Schlechtschreibreform zerstört werden muß ...
Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen! (VRS)
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