Riebe: Ich meine folglich nicht, daß Uwe die Fronten ziemlich klar umrissen hat, sondern daß er den Sachverhalt durch seine Verallgemeinerung vernebelt. Es ging in vorliegendem Fall um einen Deutsch-Lehrplan aus dem Jahre 1991, in dem es noch mit Hilfe von Hinweisen auf den Duden weitgehend einheitliche Schreibregelungen gab.
Wer informieren und aufklären will, muß differenzieren und darf nicht verallgemeinern und simplifizieren, wie es ein Rechtschreibreformbefürworter wie Uwe tut.
(Ende des Zitats)
Das sind große, gewichtige, wahre Worte von Ewigkeitswert. Aber was tut derjenige, der diese aus großer moralischer Höhe herab ausspricht? Sehen wir uns doch einmal den Eintrag Uwes an, von dem die ganze Diskussion »Fronten klar umrissen« ausging. Der war so:
»Das mag schon sein. Aber wenn man die Diskussionen verfolgt, könnte auch der Eindruck entstehen, dass ihr am gleichen Strang, aber in unterschiedliche Richtungen zieht. Zumindest erkenne ich zwei entgegengesetzte Strömungen: a) die liberale Seite, diejenigen, die sich vom Staat keine Rechtschreibregeln und Sprachregeln auferlegen lassen wollen und b) die Fremdwort-Allergiker, die den Sprachgebrauch mit Hilfe staatlicher Regelungen lenken wollen und den Kampf gegen die RSR nur als Nebenkriegsschauplatz betrachten. Der Typ a ist mir ja inzwischen sogar sympathisch geworden, auch wenn ich die Aufregung um die RSR nach wie vor ein wenig übertrieben finde, für den Typ b habe ich überhaupt kein Verständnis.«
Hier ist von all dem, was Herr Riebe seinem Anonymus uwe unterstellt, worüber der sich vermutlich so differenziert nach den Gesichtspunkten der Schulpraxis bzw. der staatlichen Anmaßung für die allgemeine Sprachgemeinschaft gar keine Gedanken gemacht hat, jedenfalls nicht hier geäußert, nicht mit einem einzigen Wort die Rede.
Ändern wir also das an sich richtige Wort so ab:
Wer informieren und aufklären will, muß differenzieren und darf nicht verallgemeinern und simplifizieren, wie es ein Rechtschreibreformgegner wie Riebe tut, wenn er einen »Beliebigkeitsschreiber« oder sonstigen Widerborst ausgekundschaftet hat und meint an seinen »Privatpranger« stellen zu müssen.
Es fällt manchen Leuten offensichtlich sehr schwer, mit anderen über genau das zu diskutieren, was diese gesagt haben. Dann führt man die Diskussion so, als ob sie etwas anderes gesagt hätten, auf das man dann mit dem vorhandenen Argumentationsarsenal einballern kann.
P.S.: Eine andere Frage ist, ob dies im Falle Uwe überhaupt sinnvoll ist. Aber irgendwie scheint er sich ja hier wohlzufühlen und denkt vermutlich über vieles anders, als zu Anfang. Ein Bekenntnis dürfen wir ihm nicht abverlangen. Wir müssen die Gegner nehmen, wie sie kommen. Aber nicht mit Spatzen auf Kanonen schießen!
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Walter Lachenmann
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