Rhetorik
Die SPD will angesichts der schlechten Wahlprognosen den heißen Wahlkampf schon zwei Wochen früher beginnen lassen.
Wenn ich mir so ansehe, wie unsere Politiker offenbar glauben, nicht ihre Politik, sondern der Wahlkampf, also die Rhetorik, veranlasse die Bürger, diese oder jene Partei anzukreuzen, kommt ich mir pardon verarscht vor.
In einem anderen Strang habe ich heute das Uni-Magazin der Bundesanstalt für Arbeit besprochen. Inhaltlich wäre dazu auch etwas zu sagen. Leben wir in einer Sättigungskrise? Es scheint darum zu gehen, irgendwelche Nischen für Existenzgründer zu entdecken, damit den Menschen, die alles schon haben, vielleicht doch noch das eine oder andere Produkt angedreht werden kann. Zum Beispiel der Verleih von Büropflanzen, mit Pflegedienst. Pizzabringservice, ein heiß umkämpfter Markt. Die Pflege von Gedenktagen. Ungeheuer wichtig ist überall ein sicheres Aufreten, extrovertiertes Wesen, Kommunikationsfähigkeit kurz: rhetorische Tugenden.
Ob diese Scheinwelt vielen Menschen ein Auskommen bietet? Die einstürzenden Neubauten ringsum legen etwas anderes nahe.
Der sprachliche Aufwand, mit dem das alles umrankt wird, ist gigantisch, das Magazin strotzt auch von englischen Ausdrücken für ziemlich einfache Sachverhalte.
Ein Trost ist vielleicht die Tatsache, daß Milliarden Menschen noch das Nötigste fehlt. Leider auch das Geld, um es von uns zu kaufen.
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Th. Ickler
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