Baring verschweigt das Wesentliche
Arnulf Baring erkennt zwar, daß die Situation schwierig ist, daß die etablierten Parteien ziemlich hilflos wirken. Aber bei aller Einsicht, daß wir uns in einer DDR light befänden, bringt er leider nicht zur Sprache, daß genau wie dort der real existierende Sozialismus unterging, hier nun mit etwas Verzögerung der real existierende Kapitalismus die Völker (nicht nur Deutschland) in eine neue Krise wirft, wie es sein Wesen nicht anders zuläßt. Gründlich umgebaut werden müßte eigentlich das Finanzsystem. Es herrscht die verbreitete Meinung, wer den Kapitalismus bekämpft, müsse Marxist sein, und dessen Ideologie habe sich ja nun auch nicht bewährt. Die sogenannten Neoliberalen sehen in ihrer Verblendung das einzige Heil im Turbokapitalismus. Die Mängel des Kapitalismus können aber auch anders überwunden werden als auf marxistische Weise, so daß die freie Marktwirtschaft nicht abgeschafft würde, sondern erst zu ihrer ganzen Entfaltung käme. Jeder kennt Karl Marx, doch wer kann sich schon noch an Silvio Gesell erinnern? Wir brauchen wieder eine neue Renaissance, eine neue Aufklärung, bevor die nächste Katastrophe unvermeidlich geworden ist. Nie wieder hieß es nach dem Ersten Weltkrieg, nach dem Zweiten Weltkrieg, und heute scheint man zu glauben, dem wäre genüge getan, wenn man nur Hakenkreuze und jegliche Kritik an Menschen verbietet, die Juden sind. Und schon fördert das erneut absurde Verschwörungstheorien gewisser Kreise, die dem Judentum doch wieder alles unterschieben wollen. Währenddessen fällt die Welt wieder zurück in überwunden geglaubte Idiotien, mehren sich wieder genau die Anzeichen, die auch schon die beiden letzten Weltkriege angekündigt haben. Und da kommt dieser Schlaukopf Baring und träumt laut von demokratischer Diktatur. Ja, wenn Deutschland nur endlich wieder einen starken Führer hätte, dann würde alles gut, gewiß! Es ist zum verzweifeln. Die Rechtschreibreform scheint mir mit all ihrem Ungeist doch wirklich ein sehr typisches Zeichen unserer Zeit zu sein.
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