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Gast
21.02.2004 09.52
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Der allmähliche Abstieg des Imperfekts oder Präteritums

ist in der süddeutschen Umgangssprache gut zu beobachten. Er wird sehr wahrscheinlich durch das Fehlen dieser Zeitform im Bairischen (Altbairischen) verursacht, wo stattdessen das Perfekt benutzt wird. Ein ähnlicher Vorgang hat vor langer Zeit in den slawischen Sprachen stattgefunden, dort gibt es nur noch die zusammengesetzte Vergangenheitsform mit sein. Unser Imperfekt oder Präteritum stammt aus dem Lateinischen; in den romanischen Sprachen ist es die meist verwendete Vergangenheitsform.

Rumpelstilzchen

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Norbert Schäbler
21.02.2004 09.09
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Sprachkannibalismus

Margels Beispielsätze erkenne ich an.
Doch will sich mein Kopf entrümpeln.

Er unterscheidet immer noch zwischen Umgangssprache (u.a. gesprochener Sprache) und Hochsprache (u.a.. geschriebener Sprache).

Kann es Ziel und Zweck einer beliebigen Reform sein, die Unterschiede zwischen beiden Formen zu verwischen?
Oder darf es auch Bestrebungen geben, Stil und Erkennungsmerkmale jeweils eigenständiger Sprach- und Schreibsituationen zu tradieren?

Anders gefragt: Sollte es künftig noch erlaubt sein, mit Messer und Gabel zu essen?


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nos

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margel
20.02.2004 21.15
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Consecutio temporum?

Ich erzähle jemandem von einem Theaterstück, das ich kürzlich gesehen habe.

1. Ich will meine Empfindung, die ich nach der Vorstellung auf dem Heimweg hatte, mitteilen:“Ich hatte zwar etwas anderes erwartet, aber es hat mir trotzdem gefallen.“

2. Ich will meine Empfindung, die ich während der Vorstellung hatte, mitteilen: „Ich hatte zwar etwas anderes erwartet, aber es gefiel mir trotzdem.“

Das sind korrekt gebildete deutsche Sätze.

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J.-M. Wagner
20.02.2004 19.59
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Re: Wenn man das ß zum Buchstaben für das stimmlose (scharfe) s erklärt

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast „Stilzchen Rumpel“
und das s zum Buchstaben für das stimmhafte (weiche) s,

mit Ausnahme der Auslautverhärtung des stimmhaften s,

stünde das ß nicht mehr für Doppel-s und würde selbst auch verdoppelt werden in kurzen Silben.
Also: Statt Preis, Preise, Gans, Gänse, Wasser, Fluß, Flüsse, müssen, mußt, Geheimnis, Geheimnisse demnach dann Preis, Preise, Gans, Gänse, Waßßer, Fluß, Flüßße, müßßen, mußt, Geheimniß, Geheimnißße.

Zitat:
Das wäre zunächst ungewohnt, würde auf die Dauer aber das Schreiben und das Lesen stark vereinfachen, weil diese Buchstaben dann nur genauso konsequent wie die anderen Konsonanten benutzt würden und keine Sonderbehandlung mehr nötig hätten.
Konsequent angewandt, wäre dies insofern sehr ungewohnt, weil sinnvollerweise auch folgende Wörter geändert werden müßten: des, dessen, wes, wessen; analog dann auch das, was, es. Schwierig zu entscheiden wäre es bei aus, plus, und doppeldeutig würde es bei bis.

Das zeigt, daß die Ausnahme der Auslautverhärtung weiterhin ein gewisses Problem darstellte. Und wie wäre es außerdem bei lesen, liest, äsen, äste, dösen, gedöst und im Vergleich dazu mit Wortstämmen wie bei Gunst, günstig, zuerst, Pfosten, Husten, bei Genitiven wie Gases, Gesäßes, Lesens, Lebens und bei Steigerungsformen wie schönste, herrlichste, komischste? Was davon würde unter die Auslautverhärtung fallen und weiterhin mit „s“ geschrieben werden?
__________________
Jan-Martin Wagner

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Norbert Schäbler
20.02.2004 18.06
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Re: Das Plusquamperfekt

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast
drückt laut „Der kleine Duden, Deutsche Grammatik, 1988“ aus, daß ein Geschehen zeitlich vor einem anderen liegt („Vorzeitigkeit“, „Vorvergangenheit“):
... Ich hatte es mir zwar ganz anders vorgestellt, aber es hat mir trotzdem gefallen.




Den Beispielsatz muß ich anstreichen und nach Grammatik von 1952 wie folgt verbessern:
„Ich hatte es mir zwar ganz anders vorgestellt, aber es gefiel mir trotzdem.“

Wir werden zur Lösung des Falles einen Oberschiedsrichter benötigen.
Ich bitte Herrn Ickler zu korrigieren (was ich hier einmal kommalos stehenlasse).
__________________
nos

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Gast
20.02.2004 18.02
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Minister

sind mit Beweisen für die Fehlerhaftigkeit der reformierten Rechtschreibung wenig zu beeindrucken, weil sie selbst nicht viel von der deutschen Sprache verstehen. Es wird ja auch immer mehr Mode, englisch zu reden.

Zu beeindrucken sind sie eher damit, daß die Reformgegner beweisen können, daß die jetzt beschlossenen und die für die nächsten Jahre geplanten Änderungen der reformierten Rechtschreibung immer wieder zu Neuauflagen der Schulbücher und dadurch zu neuen Kosten führen müssen, weil andernfalls Deutschnoten juristisch angreifbar werden.
Zu beeindrucken sind sie, wenn die Bürger ihnen vorwerfen, dadurch Steuergelder und das Geld der Eltern zu verschleudern. Überall soll gespart werden, aber anscheinend nicht bei den Kosten der Rechtschreibreform.
Die Reformgegner müssen betonen, daß die Rücknahme erhebliche und wiederkehrende Kosten ersparen würde.
Die Reformgegner müssen als „Berater für Kosteneinsparungen“ auftreten.

Rumpelstilzchen

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Gast
20.02.2004 17.42
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Das Plusquamperfekt

drückt laut „Der kleine Duden, Deutsche Grammatik, 1988“ aus, daß ein Geschehen zeitlich vor einem anderen liegt („Vorzeitigkeit“, „Vorvergangenheit“):
Sie gab zu, daß sie sich geirrt hatte. Als er endlich kam, waren seine Freunde schon gegangen. Ich hatte es mir zwar ganz anders vorgestellt, aber es hat mir trotzdem gefallen.


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Gast
20.02.2004 16.55
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Wenn man das ß zum Buchstaben für das stimmlose (scharfe) s erklärt

und das s zum Buchstaben für das stimmhafte (weiche) s,

mit Ausnahme der Auslautverhärtung des stimmhaften s,

stünde das ß nicht mehr für Doppel-s und würde selbst auch verdoppelt werden in kurzen Silben.

Das wäre zunächst ungewohnt, würde auf die Dauer aber das Schreiben und das Lesen stark vereinfachen, weil diese Buchstaben dann nur genauso konsequent wie die anderen Konsonanten benutzt würden und keine Sonderbehandlung mehr nötig hätten.

Stilzchen Rumpel

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Gast
20.02.2004 16.36
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Deutsche Grammatik

wird an höheren Schulen im Gegensatz zur Fremdsprachen-Grammatik nicht sehr geübt und betont. Das erklärt auch, warum die Grammatikfehler der Rechtschreibreform nur bei Wenigen ins Bewußtsein dringen. Aber eigentlich kann man in oder aus Fremdsprachen nicht korrekt schriftlich übersetzen, wenn man nicht auch die Grammatik der deutschen Sprache beherrscht. Jedenfalls gehen einem sonst die Besonderheiten der anderen Sprache gar nicht auf.


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Gast
20.02.2004 14.47
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Consecutio temporum


Nicht alle Leser dieses Forums sind ausgebildete Lateiniker!



Gast
xxx

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J.-M. Wagner
20.02.2004 13.46
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Re: Stammprinzip und Mehrzahlprobe

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Gast „Stilzchen Rumpel“
lernen die Grundschüler, um nicht durch die Auslautverhärtung getäuscht zu werden. Dieses Problem ist gelöst, und darum geht es nicht.
Dann habe ich nicht verstanden, worum es eigentlich gehen soll. Würden Sie es bitte nochmal erklären?
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Jan-Martin Wagner

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Gast
20.02.2004 13.13
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Beim Spielen darf man ja Fehler machen ...


Heutzutage spielen die Kinder also in den Schulen. Zu meiner Zeit fing mit der Schule der Ernst des Lebens an.
Wir sollten uns fragen, wann für die heutigen Kinder der Ernst des Lebens anfängt?

Gast
xxx

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Norbert Schäbler
20.02.2004 12.50
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Mehrzahlprobe und andere Ableitungen

Nicht nur die Mehrzahlprobe, auch die Verkleinerungsformen und andere Formen der Ableitung und Assoziation werden den Grundschulkindern beigebracht.
Außerdem lernen sie den spielerischen Umgang mit Sprache:
Hase – Häschen; Hass und Hässchen ...
der Hahn die Hänne, alt und Ältern, Gedanke und dänken ...

Irgendwie hat es die Rechtschreibreform fertiggebracht, ehemals sinnvolle Methoden zu unterbinden.
Aber was soll's. Beim Spielen darf man ja Fehler machen.
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nos

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Gast
20.02.2004 10.52
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Stammprinzip und Mehrzahlprobe

lernen die Grundschüler, um nicht durch die Auslautverhärtung getäuscht zu werden. Dieses Problem ist gelöst, und darum geht es nicht.

Stilzchen Rumpel

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Gast
20.02.2004 10.48
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Es stimmt immer noch

Auszüge aus dem legendären Fernsehgespräch, das Günter Gaus mit Rudi Dutschke im Herbst 1967 führte und das am 27./28.Januar 2001 in der Südd. Zeitg., Feuilleton, abgedruckt wurde:
Dutschke:
Wir haben in unserem Parlament keine Repräsentanten, die die Interessen unserer Bevölkerung – die wirklichen Interessen – ausdrücken.
Es gibt eine totale Trennung zwischen den Repräsentanten im Parlament und dem in Unmündigkeit gehaltenen Volk.
In den Parteien ist ein Apparat vorhanden, der die Interessen der Bevölkerung manipuliert, aber nicht Ausdruck dieser Interessen ist.

Rumpel Stilzchen

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