Die "Beidhändigen"
Zitiert aus der Südd. Zeitg., weil das Wort Rechtschreibung drin vorkommt:
SZ v. 25.6.04, WISSEN, Zur rechten Zeit nach links
Auszug aus dem Zeitungsartikel:
Spätestens mit Schulbeginn sollte eindeutig feststehen, mit welcher Hand das Kind schreibt. Größere Sorgen als eindeutige Linkshänder machen Pädagogen deshalb Kinder, die beide Hände gleichermaßen nutzen. Bei allem, was man tut, muß natürlicherweise eine Hand die aktive sein und die andere eher stabilisierend. Wenn das nicht automatisch geschieht, kann das zu enormen Problemen führen.
Beidhändige Kinder könnten sich oft schlecht orientieren, hätten Probleme mit der Rechtschreibung und der Konzentration und seien oft unbeholfen oder ungeschickt. Weil die Automatisierung fehlt, müssen sich solche Kinder bei jedem Buchstaben, jedem Wort die Richtung neu überlegen. Klar, daß sie nach kurzer Zeit erschöpft sind und sich nicht mehr konzentrieren können.
Viele Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung wechseln von einer Hand zur anderen. Der Leidensdruck von Beidhändern sei erheblich. Auch das Selbstwertgefühl dieser Kinder sei im Keller.
Meine Meinung dazu:
Ich habe noch selten so einen Schmarrn gelesen. In der Schule haben wir Mitschüler bewundert, die gleichzeitig mit beiden Händen zeichnen konnten. Bei jeder Art von handwerklicher Arbeit ist beidhändiges Arbeiten-Können ein großer Vorteil und eine Arbeitserleichterung: Man kann abwechselnd mit der rechten oder linken Hand arbeiten und gleichzeitig die andere Hand ausruhen lassen und schafft dadurch mehr und arbeitet schneller. An manche Engstellen kommt man überhaupt nur mit der linken Hand hin. Niemand schreibt heute längere Texte noch mit der Hand. Es ist eine gewollte Behinderung, wenn in der Schule eine Hand bewußt vernachlässigt wird. Sich später beidhändiges Arbeiten anzutrainieren, kostet Überwindung und Ausdauer, aber es bringt danach große Arbeitserleichterungen. Es ist mir meist gar nicht bewußt, daß ich mit derjenigen Hand den Schraubendreher oder Schraubenschlüssel führe, mit der ich besser hinkomme, oder wechsele, wenn eine Hand ermüdet ist.
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