Unnütz
Soweit ich sehe, sind alle Diskutanten sich in der Einschätzung Hitlers einig. Folglich geht es um Bedeutungen und Nebenbedeutungen von Wörtern und nicht um Hitler. Es wäre wünschenswert, dies jederzeit vor Augen zu haben, dann wäre allerdings aus der Diskussion bald die Luft raus.
Es erinnert mich ein bißchen an die Eiertänze der Rhetorik-Schule um Walter Jens, die sich darin gefällt, Hitler die Redekunst völlig abzusprechen. Zwar hatte er als Redner enormen Erfolg, aber nach der Schulrhetorik war er eine Null. Leider hat der Erzvater der Rhetorik, Gorgias von Leontinoi, die Rhetorik ganz unklassisch definiert (Meisterin der Überredung), so daß selbst er nichts von der Sache verstanden hätte. In Wirklichkeit ist die domestizierte und völlig zahnlose Rhetorik der wohlmeinenden Tübinger Schule auf dem Holzweg.
Die Unwort-Jury besteht aus Laien. Bekanntlich ist das ein relationaler Begriff, da man stets das Fachgebiet angeben muß. Im vorliegenden Fall war von vornherein klar, daß die Sprachwissenschaftler, über deren Rang innerhalb ihres Faches ich mich hier nicht äußern muß, Laien auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften sind. Der Kritik vorzuhalten, daß die betreffenden Leute doch Sprachwissenschaftler und folglich keine Laien seien, ist ein Kalauer auf bescheidenem Niveau.
In meinem Buch Dis Disziplinierung der Sprache wird ausführlich dargelegt, wie die Fachleute ihre Begriffe bilden und warum es nicht sinnlos ist, von Minuswachstum, negativer Steigung usw. zu reden, mag der Laie sich noch so sehr darüber ereifern.
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Th. Ickler
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