Nottun
Im Eckernförder Teil der Kieler Nachrichten v. 12.1.08 berichtet Dr. Stefan Deiters wieder einmal von historischen Begebenheiten nach alten Quellen, diesmal von der „Reichsgründungsfeier“ von „Stahlhelm“ und „Bund Königin Luise“ am 13. Januar 1933:
Eine Feier für „alle wahrhaft Deutschgesinnten“
Er zitiert aus einem Zeitungsbericht (wohl Eckernförder Zeitung) Die Kapelle, fährt der Bericht fort, sorgte dafür, „dass die Herzen der Anwesenden sich lösten vom Alltag und sich wehrhaften Gedanken, die uns so nottun, öffneten“.
Das „dass“ ist unwahrscheinlich, denn die Eckernförder Zeitung erschien damals in Fraktur. Auch das „nottun“ ist unglaubwürdig:
Adelung (um 1800) nennt „not[h]“ „ein Nebenwort, nöthig, nothwendig, so wohl bedürfend, als auch zu einer Sache erforderlich.“ Duden gibt 1880 bis 1996 (auch 1933) die Kleinschreibung dieses „Nebenwortes“ an. Erst durch die „Reformer“ und Kultusminister wird es ab 1996 als angebliches „Substantiv“ in Schülerhirne eingebimst und in „fortschrittliche“ Texte hineingeferkelt – „Not tun“. Und erst der Rechtschreibrat machte 2006 daraus das nuttige „nottun“.
Der Neudumm-Duden 2006 bleibt daneben aber bei „Not sein“, in der Bedeutung „nötig sein“. (Wolfram Metz stellte am 13.10.2007 bei FDS allerdings fest: „Heimlich, still und leise hat die Dudenredaktion die Schreibung Not sein kassiert! In der in diesem Jahr erschienenen dunkelblauen Weltbild-Sonderausgabe der 24. Auflage des Rechtschreibdudens hat sich ein not sein in den Textkasten zum Stichwort „Not“ eingenistet, wobei not in unschuldigem Schwarz daherkommt, ganz so, als ob es die Reform nicht gegeben hätte.“)
Das „nottun“ des Dr. Deiters spiegelt also möglichweise nur wider, daß er das neueste Duden-Korrekturprogramm von 2006 verwendet – das mußte wohl „Not“ sein.
– geändert durch Sigmar Salzburg am 21.01.2008, 15.40 –
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Sigmar Salzburg
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