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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Englisch, Anglisch und Njudeutsch
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Sigmar Salzburg
19.06.2011 10.15
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Deutsch: Body Bag – englisch: rucksack

Joss Stone's Murder Plotters Found With Body Bag
Contactmusic.com ‎15.6.2011

Die britische Polizei hat einen Anschlag auf Soulsängerin Joss Stone vereitelt. Im Wagen der Tatverdächtigen fanden sich Schwerter und ein Leichensack....
stern 17.6.2011

Freundlicher Hinweis an unsere Profimörderinnen und -mörder: Deutsche Leichensäcke entsprechen größenmäßig dem englischen „rucksack“ und erfordern pro Objekt mehrere Bags.

Leder Bodybag Cortina braun
Art.Nr.: TL90145/B
ab 67.00 EUR

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Sigmar Salzburg
10.06.2011 13.42
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Wissenschaft.de

Aufgespießt: Denglische Geschäftsberichte

Deutsche Manager am Pranger

Müssen die Chefs führender deutscher Unternehmen bald ihren bequemen Sessel mit einem harten Stuhl im Knast eintauschen? Möglicherweise ja – wenn es nach Professor Michael Olbrich vom Institut für Wirtschaftsprüfung der Universität des Saarlandes in Saarbrücken geht. Der hat sich nämlich mit seinem Team die Geschäftsberichte der DAX 30-Unternehmen aus dem Jahr 2009 vorgeknöpft – und darin Gesetzeswidriges gefunden. Nicht dass die Bilanzen gefälscht waren – vielmehr stößt Olbrich übel auf, dass die Berichte vor englischen Ausdrücken nur so strotzten: „Corporate Governance“, „Fair-Value“ und „Private Equity“ sind nur einige Beispiele.


In Paragraph 244 des deutschen Handelsgesetzes ist nachzulesen: „Der Jahresbericht ist in deutscher Sprache und in Euro aufzustellen.“ Durch den ausufernden Gebrauch des sogenannten Denglisch verstoßen nach Ansicht Olbrichs die Firmen gegen diese Klausel und auch gegen das deutsche Aktiengesetz. Und das könnte für die Verantwortlichen der Geschäftsberichte unliebsame Folgen haben. Denn in Paragraph 400 Absatz 1, Nr. 1 des deutschen Aktiengesetzes droht Ungemach: „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer als Mitglied des Vorstandes ... Darstellungen oder Übersichten über den Vermögensstand, in Vorträgen oder Auskünften in der Hauptversammlung unrichtig wiedergibt oder verschleiert.“ Olbrich bemängelt scharf, dass wirklich sämtliche von ihm untersuchte Geschäftsberichte solche Mängel aufweisen. Wie auch immer sich die Richter entscheiden, förderlich für das Verständnis ist das viele Denglisch sicher nicht. Aber das ist sicher keine Absicht – oder?

Aussendung der Universität des Saarlandes

wissenschaft.de – Hans Groth 10.6.2011

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PL
15.05.2011 01.35
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Das „Okay“ könnte man, wenn wollte, für den Knock-out der deutschen Sprache halten. Höre ich einen mir von Kindesbeinen an Vertrauten „okay“ sagen (oder „okeh“), dann halte ich ihn für einen von den Außerirdischen Verdorbenen. Ich kann ihn fortan nicht mehr ernstnehmen und lache ihn aus oder beweine ihn, je nach dem, in welcher Verfassung ich mich befinde.

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Sigmar Salzburg
14.05.2011 15.45
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OKAY

Heute ist das Kürzel O.K. fester Bestandteil der deutschen Umgangssprache. Das war nicht immer so. Ich las es zum erstenmal mit neun Jahren in einer jugendbewegten Zeitschrift meiner Mutter (ich bezog derweil lieber wissenschaftliche wie Orion und Kosmos): Die „Jugend“ brachte einen ausführlichen Artikel über das neue, zeitgemäße Wort „Okay!“ Im dritten Jahr nach Kriegsende war die erste Anpassung an Äußerlichkeiten des vermeintlich amerikanischen Lebensstils in vollem Gange. Degenhardt hat das in seinem Lied von „Horsti Schmandhoff“ treffend dargestellt.

„Und wie er dann im Khakizeug, den Kaugummi im Mund,
mit Bürstenschnitt, als Amihelfer, rosig, dick und rund,
bei Strathmanns an der Ecke stand und an ‘ner Lucky sog,
euch “HeIIo, Boys“ begrüßte, schleppend durch das Viertel zog…
Kumpanen, da, gesteht euch ein,
da wolltet ihr genau wie Horsti Schmandhoff sein.

Damals war die Aussprache oft noch recht deutsch, wie in den zwanziger Jahren. Wir sagten für „Clown“ „Klon“, was heute etwas anderes bedeutet. Auf der Schuhcremeschachtel „Yankee Polish“ stand denn auch sicherheitshalber „Sprich ‚Jänki Pollisch!“.

Neben meinem Lesestoff zu Hirn und Quanten schielte ich auch immer in die Zeitschrift „Jugend“ und fand allerlei Interessantes, z.B. die Beschreibung des ersten Nachkriegsfilms von Helmut Käutner, „In jenen Tagen“, der, unter abenteuerlichen Umständen gedreht, die Geschichte eines Autos als Zeitzeuge seit 1933 darstellte. Anschaulich war auch die fiktive Schilderung einer Mondfahrt und der Energiegewinnung mit Hilfe großer Sonnenspiegel im All, ein Gedanke, der der folgenden Atomkraft-Euphorie zum Opfer fiel..

Politisch bemerkenswert: Die FDJ war damals noch gleichberechtigt neben anderen Jugendorganisationen in der Zeitschrift repräsentiert.

Gerade fand ich den einzigen Hinweis auf diese Jugendzeitschrift im Internet: Ein Angebot für die Ausgabe 1/1948 bei eBay.

OK habe ich übrigens gestern zum erstenmal verwendet – in einer E-Mail an einen amerikanischen Musikfreund, als kürzeste Zustimmung zu einer Veröffentlichung. Manche behaupten, das Kürzel sei auf den deutsch-amerikanischen General Steuben zurückzuführen, der nach seinem Akzent Schriftstücke mit o.k. („oll korrekt“) abzuzeichnen pflegte. Wenn das nicht beruhigt!


__________________
Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
09.05.2011 09.38
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Anglisch

Als Wynfreth, später Bonifatius, um 716 aus England zu den Friesen reiste, um sie – erfolglos – zum einzig wahren Glauben zu bekehren, brauchte er noch nicht einmal eine ganz neue Sprache zu erlernen, denn sein Anglisch glich noch sehr dem seiner Vorväter, die gerade erst zweihundert Jahre zuvor von den Regionen an Ost- und Nordsee zugewandert waren.

MERIAN-Autor Thorsten Kolle bringt eine phantasievoll eingekleidete Schilderung des Landstrichs an Schleswig-Holsteins Ostseeküste:


Geschichtsträchtig, mysteriös und anziehend – das ist Angeln, eine unbekannte hügelige Landschaft zwischen Flensburger Förde und Schlei. Eine Phantasie und Sinne anregende Region, die sich näher zu erkunden lohnt.

(Reformallergische Reaktionen – aber der Satz hat seine Richtigkeit.) Kolle läßt sein Alter ego Kettler nach einer ziellosen Fahrt durch Angeln – mit Freude an den Ortsnamen Niesgrau, Griesgaard, Kraghöh, Grauhöft, Rabenholz, Gammeldamm, Düstnishy, Tolkschuby, Grimsnis, Geschlossenheck – auf den sagenhaften Angeliter-König Offa treffen:

… ein Hüne mit zotteligen, langen blonden Haaren. Ja, Kettler wird sogar behaupten, dass dieser Mann, wie ein mittelalterlicher Krieger in einen Umhang gehüllt und mit einem Schwert bewaffnet, aus einem Stein Funken geschlagen und ein Feuer auf dem verschneiten Strand entfacht hätte. Dort habe er seine Sachen getrocknet und ihm aus einem ledernen Horn zu trinken gegeben. Harter Stoff sei das gewesen. „Angler Muck“ – je zur Hälfte heißes Wasser und Rum und "'n lütt beten“ Zucker und ein Hauch Zitronensaft. …

Im weiteren wird der „Angler Muck“, das „Nationalgetränk der Angeliter“, noch des öfteren erwähnt. Das Wort „Muck“ meint aber auch „Krug“, was die meisten nicht mehr wissen. In niederdeutschen Wörterbüchern ist es verzeichnet, allerdings nicht im ss-reformierten „Saß“ (jetzt Dr. Johannes „Sass“). Eine schlichte Ausführung des Kruges steht bei mir zu Hause, sie ist aber, wie auch aufwendigere, in Süddeutschland handgefertigt worden.

Es ist unschwer zu erkennen, daß die Angeliter das Wort mit nach England genommen haben: „mug“ (Krug). Thorsten Kolles Kettler will dann in seinem Quartier im „Alten Zollhaus Oestergaard“ die Antwort auf die Frage gefunden haben, warum sich die Angeln nach England aufmachten:


Sogar eine kleine Bibliothek für die Feriengäste ist vorhanden. … Sein Blick heftet sich auf eine Stelle, die unterstrichen ist: "… warum die Angeln plötzlich in eine seltsame Unruhe verfielen und sich aufmachten“, steht da. Kettler ist aufgeregt, vergisst den Kaffee, liest noch einmal: „eine seltsame Unruhe“. Kettler blickt auf den Titel. „Ernst von Salomon: Deutschland deine Schleswig-Holsteiner“. Und eine Widmung. Kettler stockt der Atem. „Für Kettler: Früher hat uns die Unruhe weggetrieben. Heute kommen die Unruhigen zu uns. Nach Angeln. Dein Offa.“ …

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Sigmar Salzburg
09.05.2011 07.28
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Handykappen

Gerade sehe ich auf der Seite des 4. Deform-Duden, auf der „geheimhalten“ als ‚verboten’ fehlt: gehandicapt, gehandikapt44 Seiten später steht: Handicap, Handikap handikapen, handicapen

Hat der ‚Rat’ auch diese seltsame Altlast während seiner so ungemein nützlichen Tätigkeit seit 2006 bearbeitet? Auf englisch heißt es doch „handicapped“, und schließlich deutet das „k“ auf eine eindeutschende Schreibweise hin, so daß man „händikäppen“ erwarten dürfte.

Aber nicht einmal das urdeutsche Wort „Handy“ zum „Händi“ zu reformieren hat man gewagt – ganz im Gegensatz zu dem infantilen Eifer, mit dem man „behende“ zum oft grotesk wirkenden „behände“ gemacht hat.

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Sigmar Salzburg
07.05.2011 15.09
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Wikiwörterbuch: 'Arsch' – ein Frühanglizismus???

Arschloch (Deutsch)

Silbentrennung:
Arsch•loch, Plural: Arsch•lö•cher

Aussprache:
IPA: …
Hörbeispiele: …

Bedeutungen:
[1] vulgär: After
[2] vulgär: Schimpfwort, Beleidigung

Herkunft:
Determinativkompositum, zusammengesetzt aus Arsch (aus dem altenglischen ærs, „Hinterteil) und Loch (althochdeutsch loch, „Öffnung“). Diese Zusammensetzung wurde wahrscheinlich erstmals im Frühmittelalter verwendet.[?]

http://de.wiktionary.org/wiki/Arschloch

PS.: Schon in Walahfrids Körperteilglossen (ahd.~800) steht „anus – arsloch“!

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Sigmar Salzburg
19.03.2011 16.03
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Unverständliche Wahlprogramme:

Die meisten Parteien in Rheinland-Pfalz schreiben am Wähler vorbei

18.03.2011 – (idw) Universität Hohenheim

… Bei sämtlichen Parteien finden sich Verstöße gegen grundlegende Verständlichkeitsregeln, urteilt Prof. Dr. Brettschneider. Der Jargon aus Fremdwörtern und Fachbegriffen macht die Wahlprogramme für viele Bürgerinnen und Bürger unverständlich. … Auch die Verwendung von Anglizismen erschwere das Verständnis zumindest für einige Wählergruppen. Workfare (Linke), Clusterstrategie (SPD) und First Responder (CDU) verstünden nur einige Menschen. Das Gleiche gelte für Gender Budgeting (Grüne) oder Diversity-Management (FDP)….

uni-protokolle.de 18.3.2011

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Sigmar Salzburg
10.03.2011 18.27
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Die nicht harmlose Staatssprache Deutsch

Anatol Stefanowitsch ist Anglolinguist mit Spezialgebiet Corpus-(delicti?)-Forschung.– Der umtriebige Jungprofessor kanzelt auch schon mal Diskutanten ab, die die Untersuchung von Uwe Grund zur Rechtschreibreform für erwähnenswert halten. Jetzt aber sorgt er sich, daß zu viele meinen könnten, es gäbe Wichtigeres als seine Petition:

„Keine Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz“

Die einfache Form dieses Arguments lautet

„Es gibt wichtigere Dinge, über die wir uns Sorgen machen sollten“. Das ist zwar richtig, es ist aber kein Grund, sich an der Petition nicht zu beteiligen.

Es gibt immer wichtigere Dinge — Atommüll, Bürgerversicherug, Castortransporte, Demographiewandel, Erdbeben, Finanzkrise, Generationenkonflikte, HIV, Irak, Jugendarbeitslosigkeit, Klimawandel, Länderfinanzausgleich, Militärdiktaturen, Netzneutralität, Oderhochwasser, Privatinsolvenzen, Quacksalberei, Rohstoffmangel, Sozialreformen, Tibetkonflikt, Umweltverschmutzung, Verteilungskriege, Whistleblowerschutz, Xenophobie, Yuppisierung und Zeitarbeitstarife.

migazin.de 24.2.2011

Das kommt uns bekannt vor. Im Vorlauf des Volksentscheids in Schleswig-Holstein wollten etliche seiner Zunftgenossen wie auch die Politiker und Bildungsfunktionäre mit dem Schlagwort „Es gibt Wichtigeres!“ den Widerstand gegen die Rechtschreibreform schwächen und die Bürger von Unterschrift und Stimmabgabe abhalten.

Nun auf einmal ist das Wichtigere plötzlich doch nicht mehr so wichtig, als daß man nicht die Leute gegen das gemeingefährliche Deutsch im Grundgesetz mobilisieren müßte.

Vor Jahren begann ein katholischer Pater eine Morgenandacht im NDR so: „Es gibt Leute, die sagen, Gott und der Glaube an ihn seien Privatsache. Das ist nicht richtig: „Gott“ steht im Grundgesetz und auch in der nordrhein-westfälischen Verfassung, und geht daher jeden etwas an.“

Das überzeugt mich heute, daß manches im Grundgesetz wirksam ist, auch wenn man nicht daran glaubt (frei nach Bohr). Die Stefanowitschsche Panikmache ist ohnehin übertrieben. Fremdwörter in Deutschaufsätzen wird man gewiß nicht wieder als Fehler anstreichen, wie 1925 zur Schulzeit meiner Mutter, aber dennoch hoffentlich die Vermeidung wichtigtuerischer Mode-Anglizismen empfehlen.

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Sigmar Salzburg
18.02.2011 17.41
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Deutsch nur noch Feierabendsprache

Scientifik Talks in Englisch

Aus dem Anzeigenteil der „Frankfurter Allgemeinen“

Hohlspiegel 18.2.2011

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Sigmar Salzburg
02.01.2011 11.34
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Englisch gehört zur Bildung, aber nicht zu Deutschland!

Herr Ramsauer, das Englische gehört zu Deutschland!

In seinem Ministerium will Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) die deutsche Sprache retten. Das ist ein lächerlicher Versuch.

Verkehrsminister Peter Ramsauer greift gegen das Englische durch. Wo er ist, da gibt es „Klapprechner“ und keine „Laptops“. Gut zu wissen, dass er zumindest im Sprachenkrieg Erfolge vorweisen kann, wo doch gleichzeitig die Deutsche Bahn dem Winter nur so lange stand hielt, bis der Winter kam. …

welt.de 29.12.2010

Die Benutzung von immer mehr englischen Begriffen auch in der Politik schließe die Bevölkerung zu großen Teilen aus, sagte Ramsauer. Darum wolle er die Zahl von Anglizismen im deutschen Sprachgebrauch eindämmen.

spiegel.de 28.12.2010

Fremd im eigenen Land: Seit Jahren, vielleicht immer noch, bedonnert der Fernsehsender ProSieben das Volk stündlich mit Hinweisen auf kommende „BLOCKBUSTER“. Ich wußte nie, was das bedeutet. Zur gleichen Zeit las ich ratlos ein Angebot der Architektenkammer für teure Fortbildungskurse in „FACILITY MANAGEMENT“. Ich weiß immer noch nicht, was „GROOVEN“ ist, obwohl ich ständig englische musikwissenschaftliche Fachliteratur lese.

Es gehört heutzutage zur deutschen politischen Korrektheit, als „Modern Talker“ seine Verachtung für die eigene Sprache und deren Tradition, Verständlichkeit und Stil durch sprachliches Imponiergehabe und orthographische Obrigkeitshörigkeit zu zeigen und zugleich die sprachliche Schöpfungskraft des Deutschen lächerlich zu machen. Jetzt wird sogar das Wulffsche Gehört-zu-Deutschland-Schlagwort gegen den traditionsbewußten Ramsauer eingesetzt, weil dieser „Advisory Board“ durch das verständliche „Beirat“ u.ä. ersetzen will.

Es scheint, daß nur Thomas Paulwitz in der „Jungen Freiheit“ sich eines hämischen Kommentars enthält.
jungefreiheit.de 1.1.2010

NB: Bekannt ist auch Ramsauers Zuruf in der Schreibreform-Debatte des Bundestages v. 26.3.1998, als der KMK-Präsident und C-Parteigenosse Hans-Joachim Meyer folgenden Gedankenfurz fahren ließ:

Es geht um die Frage, ob diese Gesellschaft veränderungsfähig und veränderungswillig ist. […] Wenn es schon bei einem Reförmchen wie diesem zu solchen Reaktionen kommt, was soll dann erst geschehen, wenn es wirklich ernst wird mit Veränderungen in Deutschland?

(Lachen und Beifall bei der SPD und der PDS -- Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie Verräter! -- Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Realsatire!)

P.S: Kein vernünftiger Mensch wird sinnvolle Fremdwörter ausgrenzen wollen. „Sport“, „Tennis“, „Grill“ haben sich gut eingefügt. Unerläßlich für eine annehmbare Integration sind: Einpaßbarkeit in das deutsche phonetische System (zur Vermeidung plötzlicher Mundverrenkungen), Einpaßbarkeit in das deutsche orthographische System (deren Fehlen schon jetzt die Schreibreform ad absurdum führt) und der Fehlschlag bei der Suche nach einem gleichartigen deutschen Begriff.

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Sigmar Salzburg
04.12.2010 20.22
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Harry Rowohlt – Penner in der Lindenstraße

Aus einem Interview mit der „Presse am Sonntag“

Rowohlt ist Übersetzer, Rezitator, Kolumnist – und spielt in der „Lindenstraße“ … Am Mittwoch wird sie 25.

[…]

Man hat uns gesagt, wir müssten in unserer Interviewanfrage sehr auf die Rechtschreibung achten, Briefe mit Rechtschreibfehlern beantworten Sie nicht.

Das ist Quatsch!

Und was halten Sie von Anglizismen?

Meinen Sie Anglizismen wie „Das macht Sinn“ oder „Einmal mehr“? Die hasse ich natürlich wie die Pest! Und davon abgesehen: Ich werde als Übersetzer nicht dafür bezahlt, dass ich Sandwich mit Sandwich übersetze, sondern mit Klappstulle.

[…]

Die Presse 5.12.2010

Bekannt ist auch Harry Rowohlts Kolumne „Pooh's Corner“ in der „Zeit“. Die letzte bei Zeit.de auffindbare ist (natürlich) immer noch in anständiger deutscher Rechtschreibung gehalten:

zeit.de 14.7.2009

Seine Meinung über die Rechtschreibreform ist hier auf Rechtschreibung.com ausreichend dokumentiert.

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Sigmar Salzburg
12.11.2010 10.16
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Denglische Stellenanzeigen

Von Beruf Programmer Analyst Supply Chain Support Projects

Für Bewerber ist das deutsch-englische Kauderwelsch in Stellenanzeigen oft verwirrend. Darüber promoviert Carolin Kruff, 29, in Aachen – und versteht auch nicht immer, wer genau da gesucht wird. Manche Wortkreationen sieht sie aber eher als kulturelle Leistung, nicht als Sprachverhunzung.

UniSPIEGEL: Sie haben nahezu 50.000 Stellenanzeigen aus deutschen Tageszeitungen der Jahre 1950 bis 2008 ausgewertet. Verstehen Sie immer, wer da gesucht wird?

Carolin Kruff: Bei einem „Regional Sales Manager Full Service Internet Provider“ oder bei „Programmer Analyst Supply Chain Support Projects“ ist das ganz schön schwierig…

UniSPIEGEL: Wann haben sich die englischen Berufsbezeichnungen in Deutschland eigentlich eingeschlichen?

Kruff: Deutlich spürbar erst in den achtziger Jahren, davor gab es lediglich einige allgemeine aus dem Englischen entnommene Wörter wie Export oder Manager. So richtig angesagt war Englisch in deutschen Stellenanzeigen auf dem Höhepunkt der New-Economy-Euphorie im Jahr 2000, das drückte Modernität und Weltläufigkeit aus...

UniSPIEGEL: Was ist mit „Handy-Verkäufer“?

Kruff: Der wiederum ist eine rein deutsche Wortschöpfung. Ich nenne das immer „English made in Germany“. Das Handy gibt es im Englischen ebenso wenig wie einen „Dressman“. Der heißt in britischen oder amerikanischen Stellenanzeigen „Male model“.

UniSPIEGEL: Verhunzen solche Wortkreationen die deutsche Sprache?

Kruff: Im Gegenteil. Ich sehe das eher als kulturelle Leistung. Wir integrieren Anglizismen in den meisten Fällen sehr gut in die deutsche Sprache und halten sie so lebendig. Von einer Bedrohung der deutschen Sprache durch Anglizismen sind wir momentan weit entfernt.

spiegel.de 12.11.2010

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Sigmar Salzburg
18.10.2010 09.09
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Holy Ghostwriter?

Polen: Enzyklika-Ghostwriter Prof. Styczen gestorben

Warschau (kath.net/KAP) Der polnische Theologe Prof. P. Tadeusz Styczen, enger Freund von Papst Johannes Paul II., ist am Donnerstag im Alter von 79 Jahren gestorben… Styczen zählt zu den Ghostwritern der Moralenzyklika „Veritatis splendor“ von 1993…
15.10.2010

Da doch wohl vorausgesetzt werden kann, daß die Schreiber vom Heiligen Geist inspiriert waren, ist die Bezeichnung nicht ganz angemessen. Es müßte doch „Holy Ghostwriter“ heißen!

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Sigmar Salzburg
04.10.2010 04.54
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Bootsmannausbildung?

Thailand schickt Schülerbanden ins Bootcamp
spiegel.de 2.10.2010

Segeltörns zur Sozialisierung schwer erziehbarer Jugendlicher gibt es bei uns schon seit Jahren. Anscheinend versucht man in Thailand ähnliches. Seltsamerweise werden dann im weiteren Text weder Boote noch Schiffe erwähnt..

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