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Sigmar Salzburg
23.08.2012 10.06
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Eine Katastrophe nach der anderen

Waldsterben
Artensterben
Vogelsterben
Fischsterben
Höfesterben
Ladensterben
Berufesterben
Gebührensterben


Schavan stemmt sich gegen das Gebühren-Sterben

Nur noch zwei Bundesländer kassieren 500 Euro pro Semester – und auch dort sind die Studiengebühren umstritten.


spiegel.de 22.8.2012

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Sigmar Salzburg
21.08.2012 20.07
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Im Wartezimmer gelesen

Spiegel 13.8.2012, Hohlspiegel
Aus der ,Allgemeinen Zeitung Mainz‘: „Es gebe keine Gefahr durch Sprachprobleme im OP, weil neu eingestellte Schwestern kein Deutsch sprächen, so die Klinikleitung.“

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Sigmar Salzburg
17.08.2012 11.10
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Kulturkampf um Zwickel und Heyse-ss

Zwickel im Schritt

Kampf den Nackedeis: Vor 80 Jahren versuchte der Berliner Beamte Franz Bracht, die Freizügigkeit an den Stränden Preußens per Gesetz zu verbieten. Sein „Zwickelerlass“ wurde zum peinlichen Beleg für die Regulierungswut der Politiker, Bracht selbst aber ging gnadenlos baden …

Da taumelte die Weimarer Republik am Rande des Abgrundes, schwer gebeutelt von der Wirtschaftskrise – und was tat die preußische Regierung? Erfand den Zwickel! Verschwendete ihren juristischen Hirnschmalz an die ordnungsgemäße Verhüllung der primären Geschlechtsmerkmale badender Bürger! Die Sommerloch-Polit-Posse des Jahres 1932 war geboren – und Bracht wurde zum Gespött einer ganzen Nation...

[Die Posse wiederholte sich 63 Jahre später, nur nicht ganz so lustig: Während Deutschland einer Wirtschaftskrise entgegentaumelte und die Wiedervereinigung kostspieliger als erwartet wurde, war die größte Sorge der Politiker und Verfassungsjuristen die Durchsetzung der ss-Zwickel in deutschen Texten:

Simonis läßt nicht locker
... Die Kieler Regierungschefin übernimmt während der Lübecker Ministerpräsidentenkonferenz vom 25. bis zum 27. Oktober den Vorsitz des Ländergremiums. Während ihrer einjährigen Amtzeit will sie sich für eine Lösung der Konzentration im privaten Rundfunk einsetzen. Als weitere Probleme sieht sie die verschobene Rechtschreibreform und den wachsenden Schuldenberg im Bundeshaushalt. (Welt 23.10.1995)

Zwar wurden auch die Kultusminister Zöllner, Wernstedt, Zehetmair und Schavan zum Gespött der Nation, aber aus „Staatsräson“ wurde die „Rechtschreibreform“ weiter durchgesetzt. 1932 konnte die SPD allerdings noch zwischen Sinn und Unsinn unterscheiden:]


Im preußischen Landtag … tobte infolge des sogenannten Zwickelerlasses von 1932 … ein regelrechter Kulturkampf … Berühmt wurde die Rede des sozialdemokratischen Abgeordneten Alex Möller, später Finanzminister in der Bundesrepublik:

„Naive Leute haben im Sommer dieses Jahres geglaubt, Reichsregierung und Reichskommissare würden sich den Kopf darüber zerbrechen, wie in diesem Winter sieben Millionen Arbeitslose ernährt und bekleidet werden sollen. Die Herren Reichskommissare aber haben sich den Kopf darüber zerbrochen, wie im Sommer die Badenden ausreichend bekleidet werden könnten.“

… Zwar war ihnen zweifelsohne auch die zu Beginn des Jahrhunderts immer freizügigere Bademode ein Dorn im Auge. Doch pochten die reaktionären Vertreter des Preußischen Landtages vor allem auf Paragraph eins des Zwickelerlasses, der das Nacktbaden rigoros unter Strafe stellte: jenes Phänomen, das während der Weimarer Republik zum populären Freizeitvergnügen geworden war.

… Und auf Hiddensee machten bereits im Sommer 1932 Polizisten Jagd auf Badegäste – ein besonders übereifriger Beamter zwang einen Badenden gar zum Handstand, um nachzuschauen, ob der Zwickel an Ort und Stelle saß…

einestages.spiegel.de 17.8.2012

In der Zeit fuhr auch meine Mutter mit der Familie ihres Arbeitgebers regelmäßig zum Baden ins FKK-Gelände, und sie erzählte folgende Begebenheit: Eines Tages tauchte ein uniformierter Polizist auf, verhaftete die vorschriftswidrig Unbekleideten und wollte sie abführen. Unterdessen war aber der Bach, den er überquert hatte, so angeschwollen, daß er entweder Hose und Stiefel hätte ausziehen müssen oder nur unwürdig durchnäßt seine Amtshandlungen hätte fortsetzen können. Also befahl er den Nackten, ihn durch das Wasser zu tragen, was sie mit einem gewissen Triumph dann auch taten.

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Sigmar Salzburg
01.08.2012 06.01
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Weiche, Knochenmann!

Ärger mit dem Schulskelett


Fast jeder kennt aus der Schule einen Herbert – ein Skelett, das in der Ecke steht. Herbert aus Sachsen ist was Besonderes: Seine Knochen sind echt. Das finden manche Schüler grässlich.

Organhandel ist in Deutschland schließlich verboten und auch Knochen sind Organe. Und daraus besteht Herbert, denn er ist ein echtes Menschenskelett und stand bis vor kurzem in einer Schule.

Als Herbert bei ihm in der Verwaltung landete, wusste Koffinke zunächst nicht, was er mit ihm anfangen sollte. Er erwog den Verkauf, doch dagegen steht Paragraf 18 des Transplantationsgesetzes, der wohl auch im Fall von Herbert greifen könnte, dachte Koffinke…

Als die „Sächsische Zeitung“ Ende Juli von Herbert und seiner drohenden Beerdigung hörte, druckte sie erst einen, dann noch einen Bericht. „Was wird aus Herbert?“, fragte sie. Danach griff eine Nachrichtenagentur das Thema auf, andere Medien berichteten, inzwischen verliert Koffinke vor Angeboten fast den Überblick.

Dienstag'morgen habe er kurz in sein Postfach geschaut, sagt er. Etwa 30 E-Mails von Interessenten habe er gezählt, potentielle Abnehmer gibt es genug. Koffinkes Sorge allerdings war offenbar unbegründet. Laut Strafrechtsprofessor Andreas Hoyer von der Uni Kiel gilt das Organhandelsverbot nämlich nicht für menschliches Unterrichtsmaterial. In Paragraf 17 des Transplantationsgesetzes steht, ein Handelsverbot gelte nur für Organe, die zur Heilbehandlung weitergegeben werden. Da Herbert nur zum Anschauen ist, wäre der Verkauf also kein Problem.

Koffinke allerdings hat sich schon anders entschieden. Aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen will er Herbert lieber verschenken als verkaufen. Wer sich Herbert würdig erweist, wird Koffinke sich noch gut überlegen.

spiegel.de 31.7.2012

Über unser Schulskelett habe ich meinen Abituraufsatz geschrieben: „In unserer Biologiesammlung hängt ein echtes Menschenskelett. Die Schüler nennen es vertraulich mit einem Spitznamen. Welche Gedanken bewegen Sie beim Anblick dieses Skeletts?“ Ich war wohl der einzige, der dieses skurrile Thema gewählt hatte. Da unser Deutsch-As Heidi ihr Thema verfehlte, kam ich damit an die Spitze.

Wenn mir damals jemand gesagt hätte, daß vierzig Jahre später sechzehn oberste Kulturaffen unsere schönen deutschen „ß“ dezimieren würden – ich hätte ihn für verrückt erklärt.

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Sigmar Salzburg
29.05.2012 08.23
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Nach Stux- und Stussnet

Experten enttarnen neue Cyberwaffe

IT-Experten haben einen neuen Computerschädling identifiziert, der noch gefährlicher sein könnte als Stuxnet: Der Virus Flame soll bereits seit Jahren aktiv sein und hochsensible Daten sammeln – Tausende Rechner im Nahen Osten, in Iran und Nordafrika sind demnach befallen…
Eine iranische Agentur für Datensicherheit teilte über ihre Webseite mit, Flame habe eine „enge Verbindung“ zu Stuxnet …
Der 2010 entdeckte Wurm Stuxnet war für Industrieprogramme entwickelt worden – damals ein Novum. Er hatte er vor allem Industrie-Anlagen wie Kraftwerke oder Chemiefabriken, auch in Deutschland, befallen…

Stuxnet sorgte für erhebliches Aufsehen, weil er bis in die Urananreicherungsanlagen Irans verfolgt werden konnte… Er sollte unbemerkt in die iranischen Computer eindringen und dort die Steuerungschips der Zentrifugen manipulieren, in denen Uran angereichert wird. Da Iran etwa zum Zeitpunkt des Auftretens von Stuxnet Tausende Zentrifugen ersetzen musste, scheint dieser Plan aufgegangen zu sein.

Wer die Entwickler von Stuxnet waren, ist bis heute nicht geklärt. Experten gehen aufgrund der Komplexität der Software und des nötigen Hintergrundwissens davon aus, dass sie von staatlichen Organisationen entwickelt worden ist.

spiegel.de 28.5.212

Die Entwickler des ähnlich wirksamen Virus „Stussnet“ sind dagegen bekannt: Eine Gruppe von unterbeschäftigten Germanisten, beauftragt von staatlichen Organisationen und gefördert von profitierenden Wirtschaftskreisen. Millionen von Büchern mußten ersetzt werden, Millionen von Rechnern wurden mit einer zwangsmissionierenden Korrektur-Software infiziert, Millionen von Gehirnen, vor allem von Schulkindern, wurden umprogrammiert oder verunsichert. Der wirtschaftliche und kulturelle Schaden dürfte weit höher sein als der von „Stuxnet“ angerichtete.

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Sigmar Salzburg
02.05.2012 14.39
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Piraterie in Schleswig-Holstein

Der „Spiegel“ macht seit Monaten ein großes Buhei (lt. Duden aus dem Niederländischen oder Rheinischen) um die Piraten, die nun auch noch zu „guten“ Populisten ernannt werden.

Im Jahr 2000 hatte ich als Parteiloser für die „Statt Partei“ kandidiert – neben Wirtschaftsfachleuten und bereits bewährten Kommunalpolitikern. Die einzige Erwähnung im „Spiegel“ fand in der Aufzählung der antretenden Parteien statt:
14.2.2000

Die Freibeuter in Schleswig-Holstein haben neben ein paar jungen Gesichtern vor allem ältere Politik-Engagierte angezogen, frühere Grüne, kämpferische Datenschützer – und Bürgerrechtler wie Hans-Heinrich Piepgras.
„Ich war 2007 der erste Pirat im Kreis Pinneberg“, betont er. Es habe ihn zornig gemacht, wie die Bürgerrechte seit dem 11. September 2001 immer weiter eingeschränkt worden seien.

[Nicht seit dem 17. September 1999 ?]

Und da ist die ehemalige Parteichefin der Grünen, Angelika Beer. Sie brach mit der Partei, warf ihnen Machtkalkül vor und dass sie nach innen nicht mehr demokratisch seien…

[ … und nach außen auch nicht, wie der gleiche Tag zeigte.]

Und im Eifer [?] haben sie viele Inhalte von anderen Landesverbänden übernommen. Das machen auch andere Parteien. Nur fiel es bei den Piraten besonders auf, weil sie Forderungen aufnahmen, die auf ihr Bundesland überhaupt nicht passten.
spiegel.de 2.5.2012

Mehr als 40 Prozent des Wahlprogramms seien demnach durch das Prinzip „Copy and Paste“ zu Stande gekommen...

Ausgerechnet beim Kernthema Bürgerbeteiligung zeigen sich die Piraten im Norden schlecht informiert: „Zum Unterschreiben von Volksbegehren müssen sich die Bürger in amtlichen Eintragungsräumen einfinden“, heißt es im Programm der Schleswig-Holsteiner. Stimmt nicht. Im Norden können Volksbegehren auch in „nicht-amtlichen Räumen sowie anderen Örtlichkeiten“ stattfinden.
spiegel.de 13.4.2012

Die Örtlichkeiten der Unterschriftenleistung waren 1998 ein wichtiger Streitpunkt mit der Regierung. Da waren die jungen Piraten wohl noch in der Vorschule, und die ehemaligen Alt-Grünen haben es verdrängt.

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Sigmar Salzburg
23.02.2012 08.46
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‚Schmierentheater’

Präsidentendebatte bei Anne Will

Im übrigen ¹) war man sich mehr oder minder einig, dass nicht alles, was der einstige Beinahe- und nun Bald-Präsident je gesagt hat, auf die Goldwaage gelegt werden dürfe, ob es nun Sarrazin oder die Integration betreffe. „Zeit“-Chef Giovanni di Lorenzo äußerte den Gedanken, dass schließlich das Amt auch den Menschen präge und nicht nur dieser das Amt. Jedenfalls sei Gauck einer, mit dem sich trefflich streiten lasse, „einer, der sich was traut“…

So wurde denn aus dem Dissens beinahe wieder ein Konsens – auf den Punkt gebracht von di Lorenzo durch das leicht pathetische Bekenntnis, er finde die Kritik an Gauck ebenso gut wie diesen selbst, dessen Ernennung durch die fünf Parteien einen „Siegeszug für die Demokratie“ bedeute…

spiegel.de 23.2.2012

¹) Verbotene traditionelle Rechtschreibung.

Der Chef der schreibreformgeilen „Zeit“ ist wohl von allen guten Geistern verlassen: Dann müßte ja die Allparteien-Annullierung des Volksentscheids gegen die Rechtschreibreform noch mehr als „Siegeszug für die Demokratie“ gelten. Der Bestseller-Philosoph David Precht fand da die richtigeren Worte: „Schmierentheater“.

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Sigmar Salzburg
30.01.2012 08.59
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Spiegel-Spott

Geheimdienst-Affäre bei Jauch

Staatsfeinde unter sich

Verfassungsschutz aufgepasst! Die ARD lässt Menschen zu Wort kommen, die die Abschaffung des Geheimdienstes fordern ¹). Hat Günther Jauch eigentlich schon eine Akte beim Bundesamt? Nein? Dann wird es Zeit. Und nicht nur für ihn.

Sehr geehrter Verfassungsschutz,

es tut uns leid, aber Sie müssen jetzt handeln. Dringend. …

Als Ersten [Mann im BfV?] müssen Sie sich leider Ihren ehemaligen Chef Peter Frisch vornehmen. Als Ex-Präsident des Amtes hat er es fertiggebracht, Dienstgeheimnisse zu verraten. Er wollte das gar nicht. Er hatte wirklich im Rahmen seiner Möglichkeiten redlich versucht, sich schützend vor Sie zu stellen. Er hat verraten, dass Sie ein „politischer Geheimdienst“ sind, also vom Dienstherrn aus der Politik gesteuert.
Er erklärte außerdem, wie einer der rechtsradikalen Mörder Sie zu einem Bombenversteck führte und Sie dann erstaunt feststellen mussten, als Sie ihn dann doch noch verhaften lassen wollten, „dass er sich in sein Auto gesetzt hat und weggefahren ist“. Dumm gelaufen, das…

Tja, und Frau Vera Lengsfeld, da müssen Sie jetzt ganz vorsichtig sein. Die Frau wurde von ihrem eigenen Mann in der DDR bespitzelt und ist sehr erfahren. … Sie ist so schlau zu glauben, dass von der rechten Szene wohl nicht mehr viel übrig bliebe, wenn man alle Verfassungsschutz-Leute dort abzöge. Das war Verrat von Staatsgeheimnissen….

Ach ja, der Dietmar Bartsch, Fraktionsvize der Linken und Möchtegern-Vorsitzender … Erst nannte er den Frisch Fritsch, was eine spöttische Verniedlichung sein sollte. Dann verwechselte er die „Opfer des Stalinismus“ mit den „Opfern des Faschismus“, was keinem aufgefallen ist, aber für einen aufrechten Linken eigentlich katastrophal….

Bleibt noch Heribert Prantl von der „Süddeutschen Zeitung“. Wir sagen das ungern als Konkurrenzblatt: Aber der hat so viel Kluges gesagt, dass seine Aussagen ab Morgen Pflichtlektüre bei Ihnen sein sollten: „Das Verfassungsgericht ist der eigentliche Verfassungsschützer.“ „Die Endredaktion des Verfassungsschutzes ist beim Innenminister.“ „Das Amt braucht eine Reform an Haupt und Gliedern.“ „Der Verfassungsschutz ist ein Kind des Kalten Krieges.“ „Der Kapitalismus ist nicht vom Grundgesetz geschützt, sonst müssten sie auch den Papst beobachten.“ „Wenn der Verfassungsschutz nichts gewusst hat von den rechtsextremen Mördern, ist er überflüssig, wenn er es geahnt hat, aber nichts getan, dann ist er gefährlich.“

spiegel.de 30.1.2012

¹) [Die Welt:] Die meisten Fernsehzuschauer dürften zu diesem Zeitpunkt allerdings schon ausgeschaltet haben – und die auf Bartsch angesetzten Spitzel können einem Leid tun, wenn sie sich diese Sendung als Dienstpflicht ansehen mussten. welt.de 30.1.12


Siehe auch hier.

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Sigmar Salzburg
20.01.2012 11.16
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Vor dem Schreibreformschub der …

… Vitaminschub für den Volkskörper

Die Nazis waren begeisterte Vitaminanhänger. Die erst wenige Jahre zuvor entdeckten lebenswichtigen Stoffe sollten, so die damalige Ideologie, „den Volkskörper von innen stärken“, berichtet der Historiker Heiko Stoff. „Die Nationalsozialisten waren überzeugt davon, dass der Erste Weltkrieg auch deshalb verloren wurde, weil die Bevölkerung durch Mangelernährung geschwächt war. Ein zweites Mal sollte das nicht passieren.“

… Doch selbst beim Pharmakonzern Roche, der 1934 als erste Firma mit der synthetischen Produktion von Vitamin C begann, bestanden von Anfang an Zweifel, ob dieses Vitamin wirklich jemand braucht. Klar, es kann Seefahrer vor Skorbut bewahren. Aber ein Massenmarkt versprach sich der Pharmakonzern davon zunächst nicht.

Noch 1936 berichteten Roche-Mitarbeiter, dass die Spezialisten unter den Ärzten die Vitamin-Therapie schlicht ablehnten, 80 Prozent würden über den „Vitamin-Fimmel“ sogar lachen. In einem firmeninternen Schreiben hieß es damals, dass zunächst "überhaupt erst das Bedürfnis“ nach Vitaminen geschaffen werden müsse. Regelmäßig werde Vitamin C nur eingenommen, „wenn etwas Hokuspokus gemacht“ werde.
Zum Glück für Roche waren in Deutschland die Nazis an der Macht – die auf genau diesen Hokuspokus abfuhren.

spiegel.de 19.1.2012

Die Nazis sind noch auf ganz anderen Hokuspokus abgefahren. Man darf nicht vergessen: Diese damals noch junge Partei hatte als erstes außer etlichen Extremisten auch Spinner aller Art, Esoteriker, Völkische, Germanentümler, Gottsucher, Okkultisten, Ökofreaks, Sozialromantiker etc. angezogen – wie heute bei den Grünen, Violetten oder Piraten, vor allem in ihren Anfängen. So ist neben der Rasse„forschung“ und den Germanenkulten u.a. die Pseudowissenschaft Homöopathie stark durch Heinrich Himmler gefördert worden. Auch notorische Schreibreformer sahen ihre Stunde gekommen, wurden aber wegen fehlender „Kriegswichtigkeit“ bis nach dem „Endsieg“ vertröstet. Erst später, nach fünfzig Jahren Lobbyarbeit, konnten die Reformer eine Mehrheit der maßgeblichen Kulturpolitiker zu dem Glauben übertölpeln, daß der „Volkskörper“ eine Rechtschreibreform braucht. – Peter Eisenberg:

„Nach dem Krieg wurde der Verein von einem Teil der übriggebliebenen Personen mit einem Teil der übriggebliebenen Vereinsziele unter der Bezeichnung 'Gesellschaft für deutsche Sprache GfdS' neu gegründet. Nach wie vor diente und dient sich der Verein politischen Institutionen zur sprachlichen Hilfestellung an. ( über die GfdS)

80 Prozent der Deutschen lachten über den Schreibreform-Hokuspokus – mußten aber bald sehen, daß mit der Schülergeiselnahme ein Massenmarkt erzwungen wurde – der nichts als Nutzlosigkeit und Verwirrung produziert.

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Sigmar Salzburg
01.12.2011 14.14
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Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin

Christa Wolf ist tot

Sie galt als eine der wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit und als die große Chronistin von DDR und deutscher Teilung. Nun ist Christa Wolf im Alter von 82 Jahren gestorben.

spiegel.de 1.12.2011

Dem Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform, in dem die „Beendigung des Experiments Rechtschreibreform“ gefordert wird, sind im Verlauf der Frankfurter Buchmesse weitere 150 namhafte Persönlichkeiten des literarischen Lebens beigetreten, unter ihnen die Autoren Volker Braun, Robert Gernhardt, Durs Grünbein, Bodo Kirchhoff, Georg Klein, Alexander Kluge, Martin Mosebach, Sven Regener, Rüdiger Safranski, Urs Widmer und Christa Wolf sowie die Verleger Dr. Hans Dieter und Wolfgang Beck, Matthias Bischoff (Eichborn), Daniel Keel (Diogenes), Michael Klett, Michael Krüger und Klaus Wagenbach. (11.10.2004)

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Sigmar Salzburg
04.11.2011 14.51
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Spiegel v. 11.10.2004 (fehlte hier noch)

RECHTSCHREIBREFORM

Letzte Chance

Von Hage, Volker; Knaup, Horand; Schmitz, Christoph; Schreiber, Mathias

Niederlage für die Kultusfunktionäre: Die ungeliebte Rechtschreibreform wird überprüft. Ein Rat aus Schriftstellern, Journalisten und Sprachwissenschaftlern soll Korrekturen einarbeiten.

Die Sitzordnung im weiträumigen Büro des Regierenden Bürgermeisters von Berlin war locker, der Ton von Anfang an rau. „Es kann nicht sein, dass da einer einfach ausschert“, polterte die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD). Der so attackierte niedersächsische Regierungschef Christian Wulff (CDU) keilte aus seinem Couchsessel zurück: „Das ist hier doch alles Parteipolitik.“ Parteipolitik? „Das lasse ich mir von Ihnen nicht gefallen“, dröhnte wiederum der Sozialdemokrat Peer Steinbrück, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Wie immer bei ihren vierteljährlichen Treffen hatten sich die 16 Ministerpräsidenten zum Kamingespräch hinter verschlossene Türen zurückgezogen. Kaum waren sie unter sich, schoss die Phonzahl in die Höhe. „Bleiben Sie bei der Wahrheit“, blaffte der Mecklenburger Harald Ringstorff (SPD) den Kollegen Wulff an. Der konterte: „Sie können nicht von mir verlangen, dass ich das zurücknehme.“

Anlass für die ruppige Auseinandersetzung war Wulffs Ankündigung, sein Land werde, auch wegen der verunglückten Rechtschreibreform, aus der Kultusministerkonferenz (KMK) austreten. Das Bürokratenwerk ist ihm wie Millionen Bürgern und Hunderten Schriftstellern, Sprachwissenschaftlern und Verlagsoberen schon lange ein Gräuel: „Sie stiftet nur Verwirrung.“ Jede Nichteinigung, so appellierte der Bayer Edmund Stoiber (CSU) am Donnerstagabend an die Streithähne, führe zu einer Blamage und damit Schwächung aller.

Widerwillig ließen sich auch Reformfreunde wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) für einen Kompromiss gewinnen. Die neue Rechtschreibung wird zum 1. August 2005 eingeführt. Aber: Vorher prüft ein „Rat für deutsche Rechtschreibung“, dem Gegner und Befürworter angehören, welche Neuerungen wirklich Verbesserungen bedeuten.

Auch auf der Frankfurter Buchmesse war der Streit um die Orthografie, neben dem überraschenden Literaturnobelpreis für Elfriede Jelinek, das Topthema. Die einen hofften auf eine Renaissance des Bewährten, andere witterten ein Täuschungsmanöver der Politik.

„Ich erwarte von dieser neuen Entwicklung Gutes, auch wenn sich die Befürworter einer schlichten Rückkehr zum Bewährten nicht durchsetzen konnten“, sagte Martin Walser. „Ganz auf null zurück – das geht wohl nicht. Dass man jetzt die Reform reformieren will, und zwar wegen der Kritik an ihr energischer als ursprünglich geplant, ist doch ein Zeichen von Lebendigkeit.“

Skeptischer äußerte sich der Schriftsteller Bodo Kirchhoff: „Wir können jetzt nur noch auf einen Aufstand der Buchstaben hoffen. Die Politik betrachtet Sprache als ein Vereinfachungsinstrument zur Durchsetzung eigener Interessen. Daher ist es logisch, dass sie in einen Gegensatz zu allen tritt, für die Sprache vor allem ein Ausdrucksmittel ist.“

Nach jahrelangem Reformstreit ist der bizarre Disput um Fremdwörter und Trennungen, Getrennt- und Zusammenschreibung in eine neue, möglicherweise entscheidende Phase getreten. Ein 36-köpfiges Gremium aus Pädagogen und Germanisten, Verlagsleuten und Literaten soll das umstrittene Regelwerk bis zum Stichtag im August noch einmal überprüfen.

Allerdings: „Wenn der Rat mit seiner Entscheidung nicht fertig wird“, sagt ein einflussreicher Ministerpräsident, „steht auch der Einführungstermin wieder zur Disposition.“

Abgerissen ist der Protest gegen die von Ministerialen und Sprachexperten ausgetüftelte und 1998 eingeführte Reform nie. „Ich kenne niemanden, der Ketchup nach den neuen Regeln schreibt“, grummelte der Saarländer Peter Müller (CDU) im Kreis der Ministerpräsidenten. „Warum wir gerade jetzt, im Zeitalter der Globalisierung, mit der Eindeutschung beginnen“, stöhnt Stoiber, „versteht kein Mensch.“

Die großen Zeitungsverlage sind gespalten. Soeben kehrten die meisten Blätter aus dem Verlag Axel Springer zur alten Schreibweise zurück. Die „FAZ“ hatte die Neuerungen nach kurzer Erprobung verworfen. Das Verlagshaus Gruner + Jahr wiederum akzeptierte die Reformregeln weitgehend. Der SPIEGEL kündigte jüngst die Rückkehr zur alten Schreibweise an, sollte es nicht zu substanziellen Veränderungen kommen.
Große Schriftsteller wie Hans Magnus Enzensberger haben ihr Entsetzen über die Reform („nur noch ein Trümmerhaufen“) eindringlich zu Protokoll gegeben, ebenso der Deutsche Elternverein. In der vergangenen Woche auf der Buchmesse unterzeichneten rund hundert Autoren eine Resolution gegen das Diktat der Kultusbürokratie, darunter Enzensberger, Günter Grass, Siegfried Lenz und Ulla Hahn.

Tatsächlich stiftete die Reform eher Verwirrung als Klarheit. Was früher ein „frischgebackener“ Ehemann war, ist heute ein „frisch gebackener“. „Feuer speiend“ und „Hilfe suchend“ ist Pflicht, „heilbringend“ aber möglich. Es gibt den „Fotografen“ und die „Grafologie“, aber weiterhin den „Philosophen“. Kaum weniger kunterbunt sind die Trennungsregeln und die Kommasetzung ausgefallen. Was vorher nur ein „vielversprechender Politiker“ war, ist heute auch ein „viel versprechender Politiker“.

Wer so genannte Experten an der Sprache „herumfummeln lässt“, so der Schriftsteller Günter Kunert, „wird mitschuldig daran, dass wir Deutschen auch im Denken immer mehr absacken“. Dass es vor allem darauf ankomme, dass Schüler möglichst wenige Fehler machten, sei ein schlichter Denkfehler: „Es kommt doch gerade darauf an, dass möglichst viele Schüler ihr Gehirn so anstrengen, dass sie die Sprache, wie sie ist, beherrschen.“

Eine letzte Chance, zumindest den schlimmsten Aberwitz zu eliminieren, bietet der nun beschlossene Rechtschreibrat. Mitreden dürfen viele: 18 Mitglieder aus Deutschland, jeweils 9 aus Österreich und der Schweiz. Wobei allerdings offen bleibt, warum 18 Deutsche 82,5 Millionen Bundesbürger repräsentieren, während 9 österreichische Delegierte 8 Millionen Österreicher und 9 Schweizer knapp 5 Millionen Deutsch sprechende Schweizer vertreten.

„Plural“ geht es auf deutscher Seite auch bei der Auswahl der Vertreter zu: 16 sollen es sein, vom Institut für Deutsche Sprache, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung über den Dudenverlag und die Verbände der Journalisten, Zeitungs- und Zeitschriftenverleger bis zum deutschen PEN-Zentrum und zum Germanistenverband.
Jeder Verband hat einen Sitz, zwei Sitze bekommen lediglich das Institut für Deutsche Sprache und die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Eine gerechte Sache, viele kommen zu Wort. Aber sind es am Ende nicht zu viele?

Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit meldete vergangenen Freitag Zweifel an, ob ein solcher Groß-Rat überhaupt „konsensfähig“ sei. Akademie-Präsident Klaus Reichert hält das Gebilde gar für einen „unbeweglichen Elefanten“. Reichert ist noch gar nicht sicher, ob er im Rat überhaupt mitwirken will.

Als größtes Handicap könnte sich erweisen, dass viele Verbände nicht in der Lage sind, einen Standpunkt zu definieren, weil sich Gegner und Befürworter im eigenen Verein erbittert gegenüberstehen. Im Rat können sie aber nur mit einer Stimme auftreten, was leicht zu einem Minimalkonsens verleiten kann.

Der Dichter Durs Grünbein hat bereits alle Hoffnung fahren lassen: „Ich bin in dieser Angelegenheit Fatalist – ich habe keine Hoffnung mehr, dass wir zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Ich schreibe zwar weiter, wie ich will. Aber mein Kind wird mich bald lesen wie einen Autor aus der Mörike-Zeit.“

Politiker, die immer mit Kompromissen leben müssen, sehen das naturgemäß weniger düster. Der deutsche Bundeskanzler, den im fernen Hanoi die Nachricht von der Einsetzung des Sprachrats ereilte, gab sich entspannt. Gerhard Schröder ist zwar kein Freund der auch von ihm als merkwürdig empfundenen Neuerungen, akzeptiert sie aber notgedrungen, weil sie mittlerweile an den Schulen gelehrt werden. Allerdings tue er sich mit jeder Form von Rechtschreibung schwer, gab er bereitwillig zu. Er diktiere eben schon zu lange fast alle Texte. Als Ministerpräsident von Niedersachsen hatte er Autogrammkarten mit den Worten „Frohe Weinachten“ verteilt, was ihm umgehend ein Kooperationsangebot des Legastheniker-Verbands einbrachte.

Am vergangenen Donnerstag, beim Eintrag in das Gästebuch der Gedenkstätte für Mahatma Gandhi in Neu-Delhi, erging es ihm nicht viel besser. Er verewigte sich mit einem Hermann-Hesse-Zitat, leichte Unsicherheiten bei der Groß- und Kleinschreibung sowie das scharfe "ß" der alten Rechtschreibung inklusive: „Damit das mögliche entsteht, muß immer wieder das unmögliche versucht werden.“

VOLKER HAGE, HORAND KNAUP, CHRISTOPH SCHMITZ, MATHIAS SCHREIBER

[Bild]• Edmund Stoiber, Peter Müller, Christian Wulff, Peer Steinbrück, Heide Simonis, Wolfgang Böhmer, Ole von Beust am 7. Oktober.



Spiegel 11.10.2004

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Sigmar Salzburg
04.11.2011 08.15
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BAP-Sänger Niedecken erkrankt

Köln – „Mit großem Bedauern müssen wir mitteilen, dass aufgrund einer schweren Erkrankung von Wolfgang Niedecken alle anstehenden Termine, darunter auch die ab dem 8. November geplante BAP-Tournee, verschoben werden müssen“, teilte Niedeckens Management mit. „Bis auf Weiteres stehen alle Planungen still.“

Anfang des Jahres hatte Niedecken seine Autobiografie „Für 'ne Moment“ veröffentlicht. „Ich habe mich immer gegen Hochdeutsch oder Englisch in den Songtexten gewehrt“, sagte er einmal. BAP dürfe sich nicht austauschbar machen.

spiegel.de 3.11.2011

Zu Niedecken siehe auch hier.

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Sigmar Salzburg
02.11.2011 20.38
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Forschungsskandal in den Niederlanden

Renommierter Psychologe gesteht Fälschungen

Laut einem Bericht des zu „Science“ gehörenden „Science Insider“ kamen erste Hinweise auf Stapels Fehlverhalten von drei Nachwuchsforschern. Im Nachhinein waren sie nicht die Ersten, die solche Vorwürfe machten – aber die Ersten, die ernst genommen wurden…

spiegel.de 2.11.2011

Beim Rechtschreibschwindel war es etwas anders: Daran glaubten die Ersten in der Politik – und wurden als letzte ernst genommen. Für die „Reform“ wurde noch nicht einmal viel gefälscht, es wurde einfach ohne Nachweis behauptet.

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Sigmar Salzburg
18.10.2011 08.49
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... und nach 16 Jahren Rechtschreibreform

Rechtschreibkunde für Grundschüler

Teddy erklärt das kurze i

Von Heike Sonnberger

Um die Orthografie steht es schlecht in Deutschland, klagen Schulexperten. Softe Achtundsechziger-Methoden hätten viel kaputt gemacht [und die Rechtschreibreform!], schon ab der ersten Klasse mangele es an Struktur und Regelkunde. Teil des Problems: Viele Lehrer haben selbst zu wenig Ahnung von der deutschen Sprache.

Vorne neben der Tafel, auf zwei zusammengerückten Grundschulstühlen, steht ein Spielzeugboot aus Holz. Darin sitzen sechs Teddybären mit selbstgestrickten Pullis. Sie haben sechs Buchstaben um den Hals: f-i-n-d-e-n. Lehrerin Barbara Pagel, 30, hebt das Boot in die Luft, schwenkt es hin und her.

„Welche der beiden Silben in dem Wort ist betont?“, fragt Pagel. Ihre Klasse klatscht zweimal in die Hände: Patsch-patsch. Fin-den. „Die erste!“, ruft Zweitklässler Paul*. „Und ist das 'i' in der ersten Silbe lang oder kurz?“ Viele kleine Arme sausen in die Luft. „Kurz, weil der Matrose Max dabei ist und der Kapitän auf See nur kurz arbeiten muss“, sagt ein anderer Junge.

Der Kapitän ist ein Teddy mit rotem Pulli. Er sitzt an zweiter Stelle im Boot und steht für das „i“. Der Matrose Max sitzt daneben, trägt einen blau-weißen Pulli und ein Schild mit dem Buchstaben „n“ um den Hals. Und weil Max mit in der vorderen Hälfte des Bootes sitzt, schreibt man „finden“ mit kurzem „i“. Und nicht „fienden“ oder „fihnden“.

Die Regel funktioniert für die meisten deutschen Wörter mit „i“ in der ersten Silbe – bis auf Ausnahmen wie etwa „Tiger“. Da muss Kapitän „i“ lange arbeiten, weil Matrose Max nicht im vorderen Teil des Bootes sitzt, und man müsste ihm ein helfendes „e“ zur Seite stellen: ein „Tieger“ mit „ie“.

„Wirklich repräsentative Studien gibt es nicht“

„Doch eigentlich ist die deutsche Sprache regelmäßiger als viele denken“, sagt Pagel. An der Schule Iserbrook in Hamburg vermittelt sie ihren Schülern ab der ersten Klasse die Orthografie nach festen Regeln. Mitentwickelt und wissenschaftlich begleitet hat das Konzept die Sprachdidaktikerin Inge Blatt von der Uni Hamburg.

Demnach identifizieren die Kinder betonte und unbetonte, offene und geschlossene Silben, erkennen lange und kurze Vokale. Überfordert scheinen sie nicht zu sein: „Das mit den Bären hat uns geholfen, so haben wir es leichter gelernt“, sagt der achtjährige Finn*. Und die sieben Jahre alte Yara* sagt stolz: „Ich habe das seit der ersten Klasse begriffen.“ Pagel setzt das um, was Experten verstärkt fordern: Einen Rechtschreibunterricht, der Schülern genauer vermittelt, wie die deutsche Sprache aufgebaut ist. Das Ziel: Kinder in Deutschland sollen wieder besser schreiben lernen.

Aber steht es wirklich so schlimm um die Orthografie? Eine Antwort ist nicht leicht zu finden. Für eine Ergänzungsstudie zur Iglu-Leseuntersuchung 2006 wurde bundesweit das Rechtsschreibvermögen von Grundschülern abgefragt. In einem Test mit 35 Wörtern schrieben die Kinder im Durchschnitt beinahe die Hälfte falsch. Die Ergebnisse waren geringfügig besser als die der ersten Iglu-Studie fünf Jahre zuvor. „Bei der ersten Untersuchung waren wir etwas schockiert“, erinnert sich die pensionierte Schulforscherin Renate Valtin, die damals dem Iglu-Wissenschaftlerteam angehörte.

Im Rahmen der Iglu-Studie 2011 wird Rechtschreibung nicht wieder getestet. Stattdessen haben die Bundesländer eigene Tests in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse sie im kommenden Jahr vorstellen wollen, teilt die Kultusministerkonferenz mit. Mindestens bis dahin aber bleibt die Datenlage mau. „Wirklich repräsentative Studien, die für ganz Deutschland verallgemeinerbar sind, gibt es nicht“, sagt Valtin.

Mit bunten Bildchen zum Wort

Erziehungswissenschaftlerin Christa Röber von der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist dennoch sicher: „Um die Rechtschreibung steht es absolut nicht gut.“ Und die Wurzel des Übels liege in der Art, wie Orthografie gelehrt werde. Rechtschreibregeln würden in der Grundschule vernachlässigt. Röber hat, ähnlich wie ihre Kollegin Blatt von der Uni Hamburg, eine silbenanalytische Methode zum Schreibenlernen für Grundschüler entwickelt. Statt mit zweigeteilten Schiffchen arbeitet sie mit Häusern und Garagen. In ihrer Analyse sind sich die beiden einig: Die Strukturen der Rechtschreibung dürfen nicht zu kurz kommen.

Es gibt aber auch Pädagogen, die halten Rechtschreibregeln ab Klasse eins für weniger wichtig. Zu ihnen gehört Cornelia Kastel, 56. Sie unterrichtet seit mehr als 20 Jahren nach der Methode „Lesen durch Schreiben“. Ihre Schüler üben nicht gemeinsam das ABC, sondern sie schreiben von Anfang an Wörter und Texte. Dafür hören sie auf die Klänge der Buchstaben und schreiben dann die passenden Buchstaben von einer Anlauttabelle mit bunten Bildern ab. So sollen sie die Laute und die dazugehörigen Buchstaben verinnerlichen und nebenbei auch lesen lernen, in ihrem eigenen Tempo, sagt Kastel.

In Kastels Lerngruppe aus Erst- und Zweitklässlern sitzt Martin*. In seiner fünften Schulwoche beugt er sich über sein Heft, daneben liegt die Anlauttabelle mit den erklärenden Bildchen. „Ich schreibe das Wort Lupe“, sagt er. „L – und jetzt ein B wie Banane? Ein E wie Ente?“ Martin überlegt. Dann strahlt er: „Ein U wie Hut!“ Und schreibt „Lh…", weil „Hut“ mit „h“ beginnt und die Bilder in der Tabelle nach ihren Anfangsbuchstaben ausgewählt sind. Kastel unterbricht ihn und erklärt den Fehler. „Er kann noch nicht lesen, was er geschrieben hat“, sagt sie. Manchmal helfen sich ihre Schüler auch gegenseitig.

Kastels Schüler tasten sich selbstständig schreibend an die Orthografie heran. Werde es zu regelhaft, gehe die Kommunikation unter, sagt die Lehrerin. Noch mehr Regeln, das müsse nicht sein. „Sprache ist wie ein tanzender Tausendfüßler“, sagt sie. „Er tanzt wunderschön, bis jemand fragt: Mit welchem Fuß fängst du eigentlich an?“

Unvermögen im Lehrerzimmer? „Vielen sind präzisere Regeln zu komplex“

Die Methode „Lesen durch Schreiben“ entstand in den achtziger Jahren. Ihr Begründer ist der Schweizer Pädagoge Jürgen Reichen. Sie war in den neunziger Jahren verbreitet, nun werde sie kaum noch in der reinen Form angewandt, sagt Peter May vom Hamburger Institut für Lehrerfortbildung.

Damals marschierten viele Fachleute in eine andere Richtung als heute. Rechtschreibung war bei manchem Achtundsechziger als willkürlich verpönt, in den Siebzigern sollten darum die Fesseln der Orthografie gelockert werden, sagt May. „Man sagte sich damals: Es gibt Wichtigeres im Leben, es gibt ja Wörterbücher.“ Als Folge sei die Rechtschreibkompetenz zunächst in Westdeutschland und nach der Wende auch im Osten massiv eingebrochen.

In Großstädten hat heute beinahe jeder zweite Schüler mindestens einen ausländischen Elternteil. Die Rahmenbedingungen hätten sich dadurch verändert. „Die Schule ist nicht schlechter geworden, aber die Probleme sind größer als früher.“ Wenn das Gefühl für die Sprache fehle, werde es mit einem weniger regelbasierten Schreibenlernen problematisch. Kinder, die nicht gut Deutsch sprechen und keine gute Aussprache haben, seien von dem kreativen Ansatz überfordert, sagt May.

Konsonanten blau, Vokale rot

Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben aber längst nicht nur Schüler, die zu Hause kein Deutsch sprechen. Auch junge Muttersprachler können sehr oft nicht hören, dass in „Fisch“ ein „i“ steckt und dass „Butter“ auf „er“ endet, sagt Erziehungswissenschaftlerin Röber. Darum wollen sie und viele ihrer Kollegen den Schülern stärker als bislang beibringen, wie die deutsche Sprache funktioniert. Die ehemalige Iglu-Forscherin Renate Valtin bemängelt: „Meist erschöpft sich der Rechtschreibunterricht im Abschreiben, Abschreiben, Abschreiben, Üben, Üben, Üben.“ Einsicht in die Strukturen der Sprache komme dabei zu kurz.

Grundschullehrerin Barbara Pagel hat nach dem Referendariat in Hamburg-Wilhelmsburg unterrichtet – einem der ärmeren Viertel in der reichen Stadt. Dort hatten viele Schüler eine andere Muttersprache als Deutsch, die meisten stammten aus bildungsfernen Haushalten. „Nur mit freiem Schreiben hätten die Kinder viel weniger Erfolg beim Lesen und Schreiben gehabt“, sagt sie. Stattdessen ließ sie ihre Schüler Vokale mit roten, Konsonanten mit blauen Stiften schreiben. Sie brachte ihnen bei, dass jede Silbe mindestens einen roten Buchstaben braucht.

Um das vermitteln zu können, muss sich jedoch erst der Lehrer mit den Gesetzmäßigkeiten der Sprache auseinandersetzen. „Vielen sind neue, präzisere Rechtschreibregeln zu komplex“, sagt Röber. An Grundschultafeln beschränkten sich die Regeln auf Sätze wie: Nomen erkennt man am Artikel und man schreibt sie groß. Solche vagen Vorgaben führten jedoch oft auf die falsche Fährte.

Auch Renate Valtin glaubt, dass es Lehrern oft selbst am Rüstzeug für eine umfassende grammatische Regelkunde fehlt. „Viele Lehrer haben bisher viel zu wenige Grammatikkenntnisse erworben.“ Damit Orthografie Schülern nicht bis ins spätere Leben ein Rätsel bleibt, müsse sich bei der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte etwas ändern.

Auch Lehrerfortbilder May hält die Lehrerausbildung für den Schlüssel zu besserer Rechtschreibung, sieht sie aber schon auf einem guten Weg. „Ein guter Lehrer weiß, welche Methode er bei welchen Kindern anwendet“, sagt er. Ein geniales Kind finde es womöglich tödlich langweilig, wenn es jeden Tag Regeln lernen müsse. Dann sei das freie Schreiben nach Jürgen Reichen eine gute Lösung. Bei vielen Schülern allerdings müsse man ein wenig Freiheit gegen mehr Struktur eintauschen, wenn sich das Rechtschreibniveau verbessern soll. Letztlich, sagt May, komme es immer auf den Schüler an.

* Namen der Kinder von der Redaktion geändert

spiegel.de 18.10.2011

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Sigmar Salzburg
19.08.2011 05.51
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Humor gegen rechts

… Oft müssen sich Nazi-Gegner ihren Spott nicht einmal ausdenken, die Rechten liefern Material: NPD-Abgeordnete im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern sprechen vom Philosophen "Decartess" (René Descartes) und vom Dichter „Franz Grillpanzer" (Grillparzer). Und Neonazis, die sich als Bewahrer der deutschen Sprache geben, stolpern über ihre Rechtschreibung. Dann steht auf Plakaten „Nationaler Wiederstand" und auf Wänden "Türen raus“ statt „Türken raus“.

Wer sich darüber lustig macht, trifft einen wunden Punkt. „Dass sich die Nazis darüber aufregen, ist ein Indiz, dass es funktioniert“, sagt Forscher Dietzsch.
spiegel.de 18.8.2011

Die Beispiele zeigen wieder, wie nötig auch die Rechten die „Rechtschreibreform“ hätten.

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