Gert Scobel
Buchautor und Philosoph Gert Scobel besucht die Hochschule Rheinbach
RHEINBACH. Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst. Ganz so leicht, wie es Juliane Werding Mitte der 70er Jahre gesungen hat, lässt sich der Vorgang im Kopf wohl doch nicht erklären. Jedenfalls nähert sich Gert Scobel in seinem 2012 erschienenen Buch Warum wir philosophieren müssen. Die Erfahrung des Denkens dem Begriff und der Tätigkeit des Denkens auf rund 536 Seiten ohne Anhang.
Dabei missachtet er direkt zu Beginn eine grammatikalische Regel und stellt eine These auf. Und zwar, dass substantivierte Verben wie das Denken groß geschrieben werden. Er schreibt die Nominalisierung konsequent klein. Seine Erklärung: "... weil es das Denken nicht gibt. Was es gibt, ist denken als Vorgang, als Tätigkeit, als Erfahrung, die sich in der Zeit entwickelt. Aber woher nimmt der Autor die Gewissheit, dass es das Denken nicht gibt? Von Ally? Der Golden-Retriever-Hundedame, der Scobel das Buch widmet?
General-Anzeiger Bonn 26.06.2013
Mehr über „das denken“ Gert Scobels konnte man schon in einer Rezension seines Buches „Ausweg aus dem Fliegenglas“ im Humanistischen Pressedienst vor zweieinhalb Jahren erfahren:
Christlicher Glaube als Weisheitslehre?
(hpd) Der studierte Philosoph und Theologe Gert Scobel, einem weiterem Publikum durch seine TV-Sendungen Kulturzeit und scobel bekannt geworden, hat sich auf die schwierige Suche nach einem Ausweg aus dem Fliegenglas begeben. Aber, um es vorweg zu nehmen: Auch er hat ihn, trotz großer Anstrengung und Ausdauer, nicht finden können.
Es gibt noch Überraschungen. Nachdem uns der Autor 398 Seiten lang neugierig gemacht hat, „wie wir Glauben und Vernunft in Einklang bringen können“ so der Untertitel seines Buches , nachdem wir also die Hoffnung fast schon aufgegeben haben, dass wir das noch erfahren, was wir immer schon wissen wollten, da lüftet er auf Seite 399 unten das Geheimnis: „Mein Rat: Statt auf dogmatische Lehrsätze und die Lehren der Religion zu starren wie das Kaninchen, das vor der teuflischen Schlange der Unorthodoxie Angst hat, ist es befreiender und vor allem auch lohnender, sich mit den Weisheitstraditionen in Verbindung zu setzen.“ [...]
... Scobel selbst steht in manchen seiner Formulierungen den eben zitierten Theologen-Tautologien in nichts nach:
„Die Bedingung für die Vernünftigkeit des Glaubens besteht, so paradox es auch klingen mag, gerade darin, dass man sich ihm als Phänomen nur so nähern, ihm nur so gerecht werden kann, dass man glaubt. Die Vernünftigkeit des christlichen Glaubens besteht in dem (mittels Vernunft und Empirie überprüfbaren) Sachverhalt, dass es nicht gelingt, dem Glauben anders (auf andere Weise) als im Glauben gerecht zu werden“ (S. 388).
Müssen solche Sätze sein? Ich denke nicht. Sie sind es, die das Buch als ganzes in seiner Aussage zwiespältig machen. Die Verschraubtheit dieser Sätze ist nur die Kehrseite der offenkundigen Unmöglichkeit, christlichen Glauben in einer nachvollziehbaren, von Wahn und Aberglaube unterscheidbaren Weise zu begründen...
hpd.de 20.12.2010
Wie wäre es, wenn Scobel auch mal „den Glauben“ klein schreiben würde? Aber dann wäre ihm vermutlich nicht so leicht der Einstieg in den CDU/SPD/EKD/RKK-kontrollierten und jetzt zwangsgebührenpflichtigen öffentlich-rechtlichen Fernsehbetrieb gelungen.
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