Ablösung von dem Übel
Seit 1803 und 1919 währt nun schon der Eiertanz um die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen, die vertrags- und gesetzesgemäß schon seit Napoleons Zeiten auslaufen sollten. Religiöse Lobbyisten und linke Anbiederer haben den Erfolg immer wieder verhindert. Nun hat Ralf Rosmiarek (Kulturmacher Atheist Mensch ...) eine Offensive begonnen – in kulturministerfreier Rechtschreibung, ungewöhnlich für den hpd:Offener Brief an Parlamentarier in Bund und Ländern:
Staatslei[s]tungen endlich ablösen
Ein neutraler Staat für eine freie Gesellschaft
Von:
Ralf Rosmiarek
Es kommt derzeit etwas Bewegung in die Diskussion um die Ablösung der Staatsleistungen. Wie zu lesen war, will die FDP eine entsprechende politische Initiative entwickeln, die AfD fordert ebenso die Einstellung der Zahlungen an die Kirchen, bei Linken und Grünen scheint ein intensiveres Nachdenken einzusetzen.
hpd-Autor Ralf Rosmiarek wird einen Offenen Brief in den nächsten Tagen an die Fraktionen der verschiedenen Parlamente und an einzelne Abgeordnete versenden. Der hpd veröffentlicht den Offenen Brief vorab in voller Länge:
Sehr geehrte Damen und Herren Parlamentarier,
Staatsleistungen: In dubio pro ecclesia, so gefällt es offensichtlich der deutschen Politik, den deutschen Kirchen ohnehin. Religion tut unserem Land, tut dem gesellschaftlichen Zusammenhalt gut, so die neue CDU-Vorsitzende A. Kramp-Karrenbauer. Gefällt es aber tatsächlich auch dem deutschen Steuerzahler, gefällt es einer mündigen und aufgeklärten Öffentlichkeit des 21. Jahrhunderts, gefällt es Ihren Wählern?
Eine erste Antwort scheint das offensichtlich zu bejahen, denn gegen die ausgezahlten Staatsleistungen an die Kirchen, die von der gesamten steuerzahlenden Öffentlichkeit entrichtet und eben nicht von Kirchensteuerzahlern erbracht werden, regt sich nur verhaltenes Murren, von Widerstand mag da nicht zu reden sein. Die Crux aber, damit könnte eine zweite Antwort deutlich anders ausfallen, es weiß in der deutschen Bevölkerung kaum jemand von den Millionen, die sich zu stattlichen Milliarden im Laufe der letzten hundert Jahre summiert haben, die da gezahlt werden. Ohne nötige Informationen kann sich kein Problembewußtsein entwickeln, können somit gesellschaftliche Kontrollmechanismen nicht greifen. Doch mit einer Fokussierung auf die Fakten könnte die Kirchenfinanzierung zu einem Wahlkampfthema reifen, könnte sich die „kritische Masse“ an Bürgern einstellen.
Nach erhobenen Daten von infratest dimap sind 81 Prozent der Bürger dieses Landes für eine klare Trennung von Staat und Kirche und eine weitere Mehrheit der Befragten (58 Prozent) spricht sich gegen die besondere Förderung der Kirchen, in ihrer Rolle als zentrale religiöse Instanzen, aus. Das System der staatlich erhobenen Kirchensteuer lehnen zwei Drittel (64 Prozent) ab. (Für zahlreiche Parlamentarier, so etwa Sigmar Gabriel (SPD), sind diese Zahlen offenbar ohne Belang, zwar bezeichnet er das Kernanliegen der Laizisten als ein völlig legitimes Interesse, kommt dann aber zur Feststellung: Ist das die Position der SPD? Die klare Antwort darauf ist: Nein.) ...
hpd.de 11.2.2019
2918 Wörter: 2 dass (im Zitat); sonst. Reform: 1 Missachtung, nichts Anderes; traditionell reformfrei: 9 daß; Problembewußtsein, verfaßt, Reichsdeputationshauptschluß, Erlaß, 2 mußte, Beschlußformel, Kindesmißhandlung, Kindesmißbrauch, Mißbrauch, unerläßlich, Gewißheit, Mißbrauchsdebatte, Einflußmöglichkeiten. Es ist zu hoffen, daß der Brief auch in dieser Form veröffentlicht und nicht nachträglich „reformiert“ wird – aus Angst, die Parteien und Kirchen könnten den herkömmlich geschriebenen Text als Affront gegen ihre „fortschrittliche“ Politik empfinden.
P.S. Ein Leser kritisiert aber zu Recht:
Johannes Gerdes am 11. Februar 2019 16:19 Permanenter Link
... In dieser Form (extreme Überlänge, Vielzahl angesprochener Sachverhalte, Ironie bis Aggressivität) kann der Brief unserem Anliegen nur schaden. Jeder Parlamentarier (auch ein unserm Anliegen gewogener!) wird ein solches Pamphlet im hohen Bogen entsorgen ...
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