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Sigmar Salzburg
16.12.2022 05.36
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Kleine Anmerkung

In ihrer Untersuchung des sumerischen Dialogs von „Vogel und Fisch“ schlägt Sabine Hoffmann vor, die fehlende Überlieferung in der dritten Zeile „[…] en ĝéštu daĝal-la-ke4“ durch Einfügen eines Eigennamens des sum. Gottes En-ki (Herr der Erde) zu ergänzen – „Nu-dim-mud“ (Menschenmacher). Sie hieße dann „Gott Nudimmud, Herr weitreichender Klugheit“. Die folgende Zeile solle dann beginnen „Gott Enki, Herr der Schicksalsbestimmungen ...“ (nam tar). ETCS meidet die Wiederholung „en“ und setzt dafür „lugal“ (master), was aber später dem menschlichen „König“ vorbehalten ist.
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
13.12.2022 09.55
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Wieder eine Bestätigung

Bei der Überprüfung meiner 40 Jahre alten Hypothesen zur sumerischen Sprachverwandtschaft zog ich auch hier und da Beispiele des bruchstückhaft überlieferten Dialogs von „Vogel und Fisch“ heran. Da ich die zuletzt 2001 revidierte Überlieferung und Übersetzung bei ETCS unbefriedigend fand, habe ich nun die 2010 als Buchausgabe erschienene Dissertation von Sabine Herrmann berücksichtigt. Die Wortbildung „a dub“ in Zeile 112 lautet im Zusammenhang (ohne akkadische Einfügungen):

u4-bi-a mušen igi piriĝ-ĝá umbin ḫu-rí-inmušen-na /
gùd-bi-šè … á dúb ì-ak-e dal-le-bi saĝ im-gi4
ETCS übersetzt:
Then Bird came, lion-faced and with an eagle's talons,/
flapping its wings towards its nest.
Herrmann übersetzt:
Daraufhin fliegt der Vogel, mit dem Gesicht eines Löwen, mit den Klauen eines Adlers / zu seinem Nest, wendet beim Fliegen den Kopf ...
Herrmann setzt „dal“ (fliegen) mit „a dub“ (Flügel schlagen) gleich. Das bestätigt meinen Verdacht, daß tib. འདབ་མ་ [à.dab-ma] „Flügel“ und འདབ་ [à.dab] „Vogel“ auf eine ähnliche Wurzel zurückgehen. – „igi“ heißt vor allem Auge, (tib. „m.ig“ mit instr. Präfix). Man könnte die Stelle auch übersetzen „mit Löwenaugen und Adlerklauen“. ETCS bringt das Wenden des Kopfes (saĝ im-gi4) in „towards“ unter; u4 ist das bekannte „ud“ (Tag, Sonne, tib. འད་ od), dessen Auslaut wohl oft wegfiel.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
22.11.2022 18.14
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Noch eine alte Sprache

»Hand von Irulegi«:
Ältestes Zeugnis von Europas ältester Sprache


Ein 2000 Jahre altes Bronzeamulett trägt Worte in protobaskischer Sprache. Es ist das älteste Zeugnis einer einzigartigen Sprache, deren Herkunft bis heute rätselhaft ist.
von Lars Fischer

Fünf Wörter auf einem Handamulett aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. sind das älteste bisher bekannte Schriftzeugnis der baskischen Sprache. Das berichtet ein Archäologenteam der Aranzadi Science Society um Ausgrabungsleiter Mattin Aiestaran de la Sotilla von der Universidad del País Vasco in Lejona. Das beschriftete Objekt stammt aus einem Dorf des Stammes der Vasconen, der vor mehr als 2000 Jahren in der Region um Pamplona lebte.

Sicher zugeordnet ist bisher nur das erste Wort, es lautet »sorioneku« und ähnelt stark dem modernen baskischen Wort »zonioneko«, das so viel wie »Glück« oder »gutes Omen« bedeutet. Der Fund zeigt, dass die Vasconen auch im Alltag schrieben und dass sie tatsächlich eine frühe Form der auch heute in der Region verwendeten baskischen Sprachen nutzten...
Baskisch gilt als älteste Sprache des europäischen Kontinents...

spektrum.de 22.11.2022

Zur Information: Iberische Silbenschrift:



Von TautinTanes – Creació pròpia, CC BY-SA 2.5,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2015549

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Sigmar Salzburg
21.11.2022 01.13
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Das Geheimnis der Minoer-Schriften

In „Scinexx“ erschien jetzt ein „Dossier“ von Frau Podbregar zu den 4000 Jahre alten minoischen Schriftzeugnissen. Mich faszinierte die Entdeckung des jungen Architekten Michael Ventris schon vor 70 Jahren: Die Sprache der minoischen Linear B ist ein Altgriechisch, 500 Jahre älter als das des Homer. Ich habe noch das Bild vor Augen, auf denen neben den Silbenzeichen „ti-ri-po-de“ tatsächlich ein dreifüßiges Gefäß gezeichnet war. Dagegen ist die Lesung von Linear A auch heute noch reichlich rätselhaft:

„Es gibt einige Zeichenfolgen, die in Linear A und B gleich sind, meist handelt es sich dabei um Orts- oder Personennamen“, erklärt Esther Salgella von der University of Cambridge... „Wir können die Linear-A-Inschriften aussprechen, aber das, was dabei herauskommt, klingt wie kompletter Unsinn“, erklärt der Linguist und Archäologe Brent Davis von der University of Melbourne. Zudem zeigen die Vergleiche, dass Linear A sich grammatikalisch in Vielem vom Griechischen der Linearschrift B unterscheidet – unter anderem im Satzbau, wie Davis herausgefunden hat. Denn anders als im Altgriechischen oder Sumerischen nutzten die Minoer in ihrer Sprache nicht die Reihenfolge Subjekt -Objekt – Verb, sondern wahrscheinlich eher den Satzbau Verb-Subjekt-Objekt wie im Altägyptischen...

scinexx.de 18.11.2022
Kürzlich will ein Forscher auch den minoischen Namen des Tripods erraten haben: „puko“. Wenn das richtig und eine gleiche Wortbildung ist, könnte eine der zwei Silben „drei“ auf minoisch bedeuten.

Zum Schluß noch die gewiß nervende Anmerkung: Leider meinte Frau Podbregar, nach Vorschrift oder Überzeugung im Artikel die undeutschen „Forschenden“ und ein unhistorisches „Ass“ unterbringen zu müssen.

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Sigmar Salzburg
17.11.2022 07.58
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Mesopotamische Spuren im Tibetischen

Die Funktion der deutschen Vorsilbe „her-“ wird sprachwissenschaftlich für einige andere Sprachen als „Ventiv“ bezeichnet und bei Wikipedia so beschrieben:

Der Ventiv ist eine grammatische Kategorie des Verbs einiger Sprachen. Er drückt aus, dass die Handlung lokal in Richtung des Sprechers ausgeführt wird („Ventiv“ von Latein venire ‚kommen‘). Speziell in einigen altorientalischen Sprachen, wie dem Akkadischen und dem Sumerischen ... tritt der Ventiv gehäuft auf. Dabei ist er nicht auf Bewegungsverben beschränkt.

Sumerisch
lugal mu-ĝen-Ø
König Ventiv-gehen-3s.Subjekt
´der König kam´

dagegen ohne Ventiv:
lugal ì-ĝen
König Präfix(*)-gehen-3s.Subjekt
´der König ging (fort)´

(*) Das Präfix ì- steht hier, weil die Verbform finit ist und jede finite Verbform mindestens ein Präfix haben muss. Eine grammatische oder lexikalische Bedeutung trägt das Präfix nicht.
Zum letzteren hatte ich schon erwähnt, daß der seltsame tibetische Präfixbuchstabe , umschrieben als ‘ , ḥ, *a (bei mir à), der vor vielen tibetischen Verbstämmen im Präsens erscheint, einem rudimentären sumerischen ì- entsprechen könnte:

Der König ging/geht
lugal ì-ĝen > r.gyal-po à.gro > རྒྱལ་བོ་འགྲོ་།

Ähnliches gilt auch für den ziemlich unerklärten Präfix-Laut m-, der bei Verben und Substantiven auftritt und (n. H.A Jäschke) um 1860 kaum noch gesprochen wurde. Stuart N. Wolfenden meinte 1929, daß er intransitive Verben markiert. Das gilt aber nicht durchgehend, z. B. nicht für མཐོང་ mthong ‘sehen’.

Das sumerische m- oder mu- ist wohl eigentlich eine Präfixvariante der 1. Person Singular „ĝae“ (ich) und bedeutet vor Verbformen „her-“ oder einfach nur eine Bekräftigung:

Der König kam
lugal mu-ĝen > rgyal-po yoĝ > རྒྱལ་པོ་ཡོང་

Er sah die Mutter des Königs kommen:
ཁོས་རྒྱལ་བོའི་ཨ་མ་ཡོང་བ་མཐོང་།
khos rgyal-bòi ‘a-ma yong-ba mthong

(sumerisch spekulativ)
*kuš7e lugal-ak ama mu-ĝen mun-dug

Schriftzeichen „kuš“ lt. Lexikon „Haut, Leder, Körper, Person“;
„kuš7“ ist wohl höflich „Marschall, Chevalier“ (Pferdeknecht).


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
04.11.2022 16.27
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Rote Garden für mehr Zusammenhalt

Xi Jinping hätte Olaf Scholz mit einer SED-Losung der 50er-Jahre begrüßen können, in damaligen Langzeichen 從 我 到 我 們 (cóng wǒ dào wǒ men) „Vom Ich zum Wir!“.

Scholz, in der Juso-Ideologie aufgewachsen, hätte mit dem SPD-Wahlkampf-Slogan von 2013 „Das Wir ist entscheidend!“ in Reformzeichen antworten können:
“我 们”至 关 重 要!(“wǒ men” zhì guān zhòng yào).

Das schöne Zeichen für das Pluralsuffix „men“
們 (Tor + Klassenzeichen) ist zu einer billigen Blechkonstruktiongeworden – so wie bei uns durch die Rechtschreib„reform“, Steckenpferd der SPD, „gräuliche Esssitten im Esssaal“ erpreßt wurden.

Die Vereinfachung mancher komplizierter chinesischer Zeichen kann man noch verstehen, die Verhunzung der tausendfach leichteren deutschen Rechtschreibung dagegen nicht.

Die Beschwörer des „Zusammenhalts“ wissen, daß sie genau diesen zerstört haben. Es war ja ihre Absicht, die letzten Verweigerer als „Nazis“ bloßstellen zu können.

PS: Wie man hört, vermuten Sprachwissenschaftler die Herkunft des „men“ von sibirischen Sprachen – also nicht vom „menden“ (wir) der „sang gig“ (Sumerer).

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Sigmar Salzburg
16.10.2022 18.31
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Freiheit, die ich meine

Der Sprachwissenschaftler Jan Henrik Holst hat auf „Ansage“ einen interessanten Artikel verfaßt. Die Rahmenerzählung lasse ich weg. Sie sollte im Original nachgelesen werden:

Freihals – das gotische Wort für Freiheit
Von
Jan Henrik Holst
-
16. Oktober 2022

Freiheit = „Frei Hals”: Skulptur einer Sklavin mit Halseisen (Symbolbild:Imago)

[...]

Germanische Sprachzusammenhänge

Besonders interessant sind nun bestimmte Umstände rund um das Wort der germanischen Sprachen für „frei”. Vorab übrigens (nicht, daß sich jemand Sorgen macht!): „Germanisch“ ist schlicht die Bezeichnung für die europäische Gruppe von Sprachen wie Englisch, Deutsch, Dänisch, Schwedisch und so weiter; es sind diejenigen Sprachen, in denen etwa „Hand“ immer so oder ähnlich lautet (dänisch hånd, englisch hand…), oder „Stein“ ähnlich lautet wie englisch stone, schwedisch sten, isländisch steinn et cetera. Kenntnisse über die alten Zusammenhänge zwischen diesen Sprachen sind überaus nützlich für deren Erlernen.

Dementsprechend ist es auch bei „frei”: englisch free, niederländisch vrij, dänisch und schwedisch fri, und so weiter. Das Wort soll sogar im Namen der Friesen enthalten sein.
Es hängt übrigens nachgewiesenermaßen mit altindisch priyáh, „lieb“ zusammen, was in sich selbst schon semantisch interessant ist, da also ein Bezug zwischen Freiheit und Liebe bestehen muß – aber das nur am Rande. Als ich vor acht Jahren mein Isländisch verbesserte, wunderte ich mich jedoch über das isländische Wort für „frei”: Es ist frjáls (á ausgesprochen wie au), und während einem das frj– noch bekannt vorkommt (schwedisch fri), ist mit dem –áls anscheinend irgendetwas anderes da hinten dran.

Gestrandet mit Gotisch

Im Frühling 2020 hatten auf einmal die Universitätsbibliotheken zu, und ich saß fest, ohne Nachschub für den Wissensdurst, mit Büchern über Gotisch – die ältestüberlieferte germanische Sprache, die heute ausgestorben ist. Es blieb mir zum Nutzen der Zeit nichts anderes übrig, als mich – viel gründlicher als ursprünglich geplant – in diese Sprache einzuarbeiten. Gestrandet mit Gotisch! Dabei begegnet einem neben freis, „frei”, dann bald das Wort freihals für „Freiheit“ (so etwa in Wolfgang Krauses „Handbuch des Gotischen”; ei ist in beiden Wörtern auszusprechen als langes i). Damit ist nun schnell klar, daß das isländische frjáls für „frei“ diesem letzteren Wort freihals entspricht; das h fiel im Altnordischen weg, und das Wort zeigt eine Kontraktion. Gleichzeitig aber drängt sich eine Frage auf: Warum -hals? Hat es etwas mit dem Körperteil Hals zu tun, der auf gotisch ebenfalls hals heißt? Oder ist da nur ein Zufall im Spiel?

In diesem Sommer 2022 nun fiel mir beim Einarbeiten ins Altenglische in einer Bibliothek ein kleines Büchlein älteren Datums in die Hände: Die 6. Auflage von Martin Lehnerts 1965 erschienenem „Altenglischen Elementarbuch – Einführung, Grammatik, Texte mit Übersetzung und Wörterbuch”. Dabei stellte sich heraus, dass „Freiheit“ auf Altenglisch frēols lautet; zudem gibt es auf Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch ein Wort frīhals, „der Freie”. Das Büchlein vermerkt dazu lapidar: „Der Sklave trug einen Ring um den Hals.“ Also doch! Wir fassen also als Zwischenergebnis zusammen: Der freie Mensch hat einen freien Hals – und ist ganz allgemein vom Hals aufwärts nicht durch irgendeine Maskerade oder andere aufgezwungene Bekleidung behindert.
[..]
ansage.org 16.10.2022

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Sigmar Salzburg
16.10.2022 07.35
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Assurbanipal, ein hochgebildeter Herrscher, ...

... von 668 bis 627 v. Chr. König des Assyrischen Reiches, soll sogar in seiner 30000 Tafeln umfassenden Palast-Bibliothek Tafeln mit eigener Signatur hinterlassen haben. Er sprach Assyrisch, einen akkadischen Dialekt, beherrschte aber auch das alte Akkadisch selbst und das tausend Jahre zuvor als lebendige Sprache ausgestorbene Sumerisch. Sein Name wird meist biblisch buchstabiert, im Original lautet er Aššur-bāni-apli. Er sagt über sich:

Ich, Assurbanipal, verstand im Palast die Weisheit von Nabu [dem Gott des Lernens], die ganze Kunst des Schreibens jeder Art. Ich machte mich zum Meister von allen. Ich las die listigen Tafeln von Sumer und die dunkle akkadische Sprache, die schwer richtig zu gebrauchen ist. Ich hatte Freude daran, Steine zu lesen, die vor der Sintflut beschrieben worden waren. Das Beste aus der Schreibkunst, wie es keiner der Könige, die vor mir waren, jemals gelernt hatte: Heilmittel von der Oberseite des Kopfes bis zu den Zehennägeln. Alternatives Wissen, kluge Lehren, was auch immer sich auf die medizinische Meisterschaft [der Götter] Ninurta und Gala bezieht, schrieb ich auf Tafeln, überprüfte, sammelte und deponierte sie in meinem Palast zum Lesen und Studieren...

Nach https://www.worldhistory.org/Ashurbanipal/

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
12.10.2022 13.20
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Eine fixe Idee

Die tibetische Sprache fällt auf durch ihre Nominal-Suffixe -ba, -pa und andere, die dort eine ähnliche Funktion haben, wie in vielen anderen Sprachen die Artikel. Beim Vergleich mit dem Sumerischen fällt dort die Allgegenwart der Silbe „ba“ auf – als Einzelwort „zuteilen, Zuteilung“, aber auch als Konjugationspäfix für Unbelebtes und als Genitiv-, Dativ- und Lokativ-Suffix (aus „-bi-a“ o.ä.).

... nunuz ĝar-ĝar-ra-ni bí-in-gaz-gaz ab-ba im-mi-in-šú. (Vogel und Fisch)

... die gelegten Eier [des Vogels] zerstörte er [der Fisch], in den See warf er sie.

Könnte es nicht sein, daß die Tibeter vor etwa 9000 Jahren nach der Aufspaltung der gemeinsamen, vorwiegend einsilbigen Ursprache diese suffizierende Gewohnheit vereinfacht beibehalten haben?

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Sigmar Salzburg
09.10.2022 07.24
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Wer hat das Rad erfunden?

In Flintbek nahe Kiel wurden vor dreißig Jahren Radspuren entdeckt, die ältesten der Welt, vermutlich von steinzeitlichen Rinderkarren vor 5400 Jahren. Die damaligen „Schnurkeramiker“ waren wohl ein Mischvolk aus Alt-Europäern und Jamnaja-Nomaden. Letztere kannten in Südrußland schon Pferd und Wagen. Auch unsere indogermanische Sprache könnte von daher kommen.

Heute soll es um deren verbale Wurzel *kʷelh₁ (‚sich drehen‘) gehen. Die urtümliche Reduplikation, in Griechisch, Latein und Gotisch noch erkennbar, macht daraus ein neues Wort: *kʷe-kʷlh₁-ó-: tocharisch kukäl/kukale ‚Wagen‘, altenglisch hweogol; *kʷó-kʷlh₁-o-: isländisch hjól; englisch wheel; griechisch κύκλος kýklos ‚Kreis‘.(Wiki)

Zu dieser Zeit entwickelten die Sumerer ihre Schrift. Auch sie bauten damals Wagen: „(ĝiš)gigir“ (Holz)-Wagen, Streitwagen. Reduplikationen sind geradezu ein Kennzeichen des Sumerischen, aber hier könnte das indogermanische Wort nachgeahmt worden sein.

Nun ein kleiner Sprung zum Chinesischen: Zum Wort chē „Wagen, Karren“ mit dem wunderschönen Zeichen (Bild eines zweirädrigen Karrens von oben) schreibt das engl. Wiktionary:
Perhaps a loan from an Indo-European language because horse and chariot were introduced into China around 1200 BC from Inner Asia…

Aus dieser Zeit sind auch die ältesten chinesischen Schriftzeichen bekannt, 2000 Jahre nach den Sumerern. Das Tibetische fällt hier als Zwischenwirt aus. „Wagen“ heißt dort ཤིང་རྟ་འཁོར་ལོ། shing-r.ta àkhor-lo, eigentlich „Holz-Pferd auf Rädern“. Trotzdem weist manches nach Sumerien: das tibetische shing „Holz“ rückläufig auf das sumerische Determinativ ĝish „Holz“, und `khor auf die sum. Wurzel gur, die u.a. „Kreis“ bedeutet.

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Sigmar Salzburg
06.10.2022 19.07
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Akkadisch und Sumerisch

Sargon von Akkad war von ~2356 bis ~2300 v. Chr. König von Akkad. Er und seine Truppe brachten ihre semitische Sprache mit und schufen ein erstes Großreich „zwischen den Meeren“, Mittelmeer und persischer Golf...

Die Sumerer, die als erste schon tausend Jahre zuvor begonnen hatten, eine Schrift zu entwickeln, übernahmen einige Lehnwörter. „Silim“ gehört dazu, das offensichtlich dem arabischen سلام „salam“ entspricht. Neulich stolperte ich über das sumerische „ganam“, das „Mutterschaf“ bedeuten soll – englisch „ewe“, wiederzuerkennen im schönen oberdeutschen Wort „Aue“.

Mir fiel sofort das arabische غنم „ghanam“ ein, „Schaf“, sonst خروف „charuf“. Die alten Akkader übersetzten „ganam“ mit „immertu“ oder „lahru“. Sie kannten offensichtlich ein ähnliches eigenes Wort nicht. Im akkadischen Lexikon finde ich dafür die Wörter: »„aslu“: ram, sheep; „atūdu“: wild sheep; ram; „emmeru“: 1) sheep, ewes; 2) male sheep; / sheep and goats«. Könnte غنم „ghanam“ sumerischen Ursprungs sein?

Nach dem Zerfall des Akkader Reichs gab es noch einmal eine Blüte der sumerischen Kultur, u.a. unter Gudea von Lagasch, bis die Babylonier mit Hammurapi wieder ein Großreich schufen und das Sumerische nur noch als Gelehrtensprache gepflegt wurde, das aber mindestens tausend Jahre lang.
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Sigmar Salzburg
28.09.2022 16.01
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Sinotibetisch besser verstehen durch Sumerisch

Das BDW-Dossier zu Ötzi (Aufsätze seit 2007, alle noch ungeschändert!) beschreibt, daß er ein Beil mit einer Kupferklinge toskanischer Herkunft besaß. Wir befinden uns also im vorletzten Jahrtausend der Kupferzeit. Die Sumerer entwickelten damals als erste eine Zeichensymbolik für ihre Sprache. 𒍏 „urud“ hieß bei ihnen das Kupfer. Ein besonderer Stein hieß „u-ru-tum“. Ich spekuliere mal, es sei ein Erzklumpen. Dann wäre das tibetische Wort für Stein erklärlich: རྡོ་ r.do.

Aber die sumerische Sprache erklärt auch Unterschiede im Sinotobetischen: Das Allerweltswort 𒍵 „šu“ (Hand) ist leicht im chinesischen 手„shǒu“ wiederzuerkennen. Tibetisch heißt „Hand“ aber ལག་པ། „lag-pa“, und das scheint vom seltneren sumerischen „silig“ abzustammen. Im Chinesischen ist es wohl als 翌 „*jiek“ erhalten, was aber eher Arm, Flügel bedeutet.

*) Ich suche noch nach dem besseren alten Zeichen.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
26.09.2022 14.58
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Das Zwiegespräch von Fisch und Vogel

Der berühmte sumerische Text beginnt (kursiv ergänzt):

ud ul re-ta nam dug3 tarraba ...
Wie erwähnt, kamen mir vor Jahren viele Silben tibetisch vor. Ein alter Tibeter hätte verstehen können: འད་ od (Tag), ཉམ nyam (Gedanken) oder སྣང་ s.naĝ (Dinge), སྡུག་པ་ s.dug-pa (angenehm) und ཐར་བ་ thar-ba (Freiheit, ewiges Glück). Natürlich ist der Sinn etwas anders:
„In jenen Tagen, als die guten Bestimmungen (von den Göttern) beschlossen wurden...“
„tar“ soll sum. neben „befreien“ und „ausbreiten“ noch die Bedeutung „beschließen“ haben. Am heikelsten ist „dug“, das sumerisch u.a. „gut“ und „Gefäß“, tibetisch jedoch vor allem „Gift“ bedeutet. Aber bei Jäschke 1871 finde ich སྡུག་པ་ s.dug „hübsch; angenehm, lieb“.

Auf die Spur der Sprachverwandtschaft kam ich durch die sumerische Wurzel „šum“, die „geben“, „Zwiebel“ und „schlachten“ bedeuten kann, was sich im Tibetischen als ཚོང tshong „Handel“, ཙོང་ tsong „Zwiebel“ und བཤའ་བ་ bsha‘-ba „schlachten“ wiederholt und auch im Chinesischen wiederzufinden ist: 商 shāng „Geschäft“, 蔥 cōng „Zwiebel“ und 殺 shā „schlachten“. Daß schließlich der sumerische König „lugal“, wenn auch nicht ganz stammecht, im Tibetischen als རྒྱལ་པོ r.gyal-po auftauchte, war befriedigend. Noch überzeugender war, daß „gud“ neben „Bulle“ vor allem „Held“ bedeutete und im Tibetischen bei Jäschke und Coblin als གྱད་ gyad „Kämpfer, starker Mann, Athlet, hfg.“ und „hero“ verzeichnet wurde, wobei ersterem sumerische Wörter sicher unbekannt waren. MS Bing will ihn aber nicht kennen, und leider konnte ich auch bei Coblin das chinesische Pendant „*gjät“ als Zeichen nicht entschlüsseln, habe es aber im Pulleyblank wiedergefunden als 傑 „jié“. Bing übersetzt „Eichelhäher“!
Geä. 5.1.2023

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Sigmar Salzburg
18.09.2022 10.32
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Sonniges

Der Orientalist Friedrich Delitzsch (1840-1922) weigerte sich jahrelang, das seltsame Silbengestammel in Keilschrift als eigene Sprache anzuerkennen, konnte dann aber 1914 das erste sumerische Glossar herausgeben. C. J. Ball und Karl Bouda stellten 1918 und 1938 Ähnlichkeiten zum Tibetischen fest. Daß dies recht folgenlos blieb, liegt vielleicht auch an der Standard-Vergleichsliste des Sprachwissenschaftlers Morris Swadesh (1909-1967), die bei sehr alten Sprachen instabile Kurzwörter überbewertet.

Auffällig ist dies bei Himmelserscheinungen, die sich seit dem Auftreten des homo sapiens nicht verändert haben. Hier irritiert die sprachliche Überlieferung. Die „Sonne“ hieß bei den Sumerern 𒌓 ud. Sie hat nichts vom tibetischen ཉི་མ་ nyi-ma und chinesischen 日 , altchin. njit, „Sonne, Tag“. Ob man njit mit ud verbinden darf weiß ich nicht, aber im Tibetischen hat schon Ball das Wort འོད òd für „Licht, Glanz“ gefunden, das zweifellos ein Nachfahre des sumerischen ud ist.

(... lästige Autokorrektur, wandelt „ud“ ständig in „du“!)

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Sigmar Salzburg
13.09.2022 17.33
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Mehr Sprachwissenschaft

Gegen die Dummheit der Schreib- und Gender„reformen“ kämpfen selbst Götter vergebens. Deshalb werde ich meine verbliebene Arbeitskraft vermehrt auf Themen verlegen, die mir weit interessanter erscheinen. Dazu gehören schon immer die Fragen zu den Grundlagen der Materie und der menschlichen Kultur. Vor vierzig Jahren stieß ich auf die mögliche Verwandtschaft des Sumerischen mit den sinotibetischen Sprachen. Einige Notizen dazu hatte ich schon gelegentlich angebracht. Hier noch einige Ergänzungen:

Das Sumerische gehört wie das urtümliche Tibetisch zu den Ergativ-Sprachen, das heißt, das handelnde Subjekt steht im Ergativ (sum. Endung -e), der Akkusativ bleibt unbezeichnet. Die übrigen nachgestellten Kasuspartikel zeigen in beiden Sprachen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit: Genitiv sum. -e, -k, -ak (tib. -i, -gi, -kyi), Lokativ -a, -ni- (tib. -na), Dativ -ra, -na- (tib. -la, -nas) usw.

Wie schon Karl Bouda 1938 feststellte, läßt sich an zweilautigen Wörtern kaum eine Entsprechung beweisen. Ich habe mich daher auf die Wörter des Typs CVC (Konsonant-Vokal-Konsonant) beschränkt. Sie können aus 15 möglichen Anlauten, 11 Auslauten und den Vokalen a, e, i und u gebildet werden. Von den 660 möglichen Verbindungen wurden aber nur etwa 165 ausgenutzt, viele allerdings mit mehrfachen Bedeutungen belegt. Für die fettgedruckten Silben habe ich bisher mindestens eine ähnliche, phonetisch auch ableitbare Bedeutung im Tibetischen gefunden:

bad, bal, ban, bar, bil, bir, biz, bul, bur, dab, dag, dah, dal, dam, dar, dib, dig, dim, dub, dug, duh, dul, dur, gag, gaĝ, gal, ĝal, gam, gaz, ĝen, gib, gid, gig, giĝ, gin, ĝir, gub, gud, gug, gul, gun, gur, hab, hal, har, haz, hub, hul, hum, hur, huš, kag, kal, kam, kan, kar, keš, kib, kid, kin, kir, kiš, kud, kug, kul, kum, kun, kur, kuš, lag, lah, lal, lam, lil, lug, luh, lul, mah, man, mar, maš, maz, min, mir, mud, mug, mul, mun, mur, muš, nab, naĝ, nam, nar, nen, nig, niĝ, nim, nin, nir, nud, nug, pab, pad, pag, pah, peš, pil, rag, rah, rig, rin, rum, šab, sag, saĝ, šag, sah, sal, sar, šar, sed, šed, šeĝ, šeš, šid, sig, sil, sub, šub, sud, sug, suh, sum, šum, sun, sur, šur, šuš, tab, tag, tal, tam, tar, teĝ, ten, teš, til, tug, tul, tum, tun, tuš, zag, zah, zal, zid, zig, zil, zir, ziz, zuh, zur.
Als Beispiel mag das schon erwähnte Wort „sug“ genügen. Ob es noch feinere Unterschiede in der Lautung gab, läßt sich aus den keilschriftlichen Wortbildern und Symbolen nicht ableiten. Die Tibeter unterscheiden beispielsweise im Muster „bal“ bei gleichem l-Auslaut fünf Vokale a, e, i, o, u und die Anlaut-Konsonanten p, p‘, b, deren Erweiterung py, p’y, by; pr, p’r, br sowie etliche Konsonanten-Präskripte, die wohl von irgendwelchen Vorsilben herrühren. Das einsatzlose tibetische (à-), auch zur Bezeichnung des Präsens verwendet, könnte vom sumerischen i- abstammen: ĝae i-kur-en „ich trat ein“. Insgesamt findet man im tibetischen Lexikon etwa 32 Wörter der Variation BAL, aber nur wenige kommen der sumerischen Bedeutung näher. Das ist durchaus beachtlich, wenn man den letzten Sprecher der gemeinsamen Proto-Sprache in die Zeit vor zehntausend Jahren verlegt.

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Sigmar Salzburg

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