Bild der Wissenschaft
Gaumenformen könnten Sprachen geprägt haben
19. August 2019
Im Rahmen ihrer Studie sind die Forscher um Dan Dediu vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen nun der Frage nachgegangen, ob subtile anatomische Unterschiede des Gaumens zwischen Bevölkerungsgruppen eine Rolle bei der Entwicklung von Sprachen gespielt haben könnten...
Für ihre Studie untersuchten die Forscher, wie die Form des menschlichen Gaumens die Aussprache von fünf Vokalen beeinflusst, die in verschiedenen Sprachfamilien zu hören sind. Dazu gehörten etwa der „EE“- oder der „OO“-Laut. Sie verwendeten dazu Computermodelle auf der Grundlage von 107 Magnetresonanztomographie-Aufnahmen von Personen, die vier großen ethnolinguistischen Gruppen angehören: Europäer, Nordinder, Südinder und Chinesen. Zunächst konnten sie zeigen, dass es statistisch unterscheidbare Variationsmuster zwischen den Merkmalen des Gaumens bei den vier ethnolinguistischen Gruppen gibt. Mit anderen Worten: Bestimmte anatomische Varianten treten etwa bei Chinesen häufiger auf als bei Europäern.
Quelle: Max Planck Institute for Psycholinguistics, Fachartikel: Nature Human Behaviour, doi: 10.1038/s41562-019-0663-x
wissenschaft.de 19.8.2019
… und sie haben Einflüsse gefunden, die über fünfzig Generationen zu Veränderungen geführt haben könnten. Das suggeriert, daß die Chinesen ihre Sprache als Fremdsprache übernommen hätten und dann ihrer Anatomie angepaßt. Viel wahrscheinlicher ist, daß Anatomie und Sprache sich aneinander parallel entwickelt haben.
Wissenschaftliche Voraussagen sind kaum möglich. Es müßten auch andere anatomische Besonderheiten berücksichtigt werden. So haben die Ostasiaten schon karikaturbekannt häufig schiefe Zähne. Junge japanische Models mit perfekter Zahnstellung sind kaum zu finden. Ein HNO-Arzt sagte mir, schon seit dem Mittelalter habe sich bei uns der Rachenraum verändert, so daß Rückschlüsse auf die damalige musikalische Artikulation nicht möglich seien.
Auch mentale Besonderheiten der Ethnien müßten berücksichtigt werden, bei uns etwa die norddeutsche Maulfaulheit, die zu „Lich un Luff gib Saff un Kraff“ führt.
Schließlich dürfen gewalttätige Eingriffe in die Schriftsprache nicht vergessen werden, wie im Deutschen die ekelhafte Streichung des „h“ im „Rauhen“ durch unsere kulturbanausischen Kulturminister oder im Tibetischen die Streichung der meist ungesprochenen Konsonantencluster durch die rotchinesischen Kulturrevolutionäre.
Die Tibeter sind bekanntlich eine besondere Rasse durch ihre von den Denisova-Menschen ererbten Höhen-Gene, die sie sich in zehntausend Jahren unter Opfern mit Kindstod und höherer Sterblichkeit erhalten haben. Dank der modernen Medizin kann ihnen nun das besondere Heimatrecht abgesprochen werden, wobei deutsche Maoisten eifrig Beifall spenden.
Das klassische einsilbige Mandarin, obwohl sicher Endprodukt eines langen Strebens nach Vereinfachung, kann gut als Modell für menschliche Ursprachen herhalten. Die ersten grammatischen Bereicherungen waren vermutlich die Variation der Vokale und die Verdoppelung der Wortwurzeln. Letzteres ist im Sumerischen noch häufig, Spuren von beidem findet man noch in den indogermanischen und semitischen Sprachen.
Die grammatischen Flexionsendungen waren sicher einmal selbständige Wörter, die mit den Stämmen verschmolzen – in der natürlichen Reihenfolge Gegenstand nähere Bestimmung. Später erwies es sich als nützlich, den Gegenstand schon im voraus durch Demonstrativa anzukündigen, die dann zum verbindlichen Artikel wurden.
Akkadisch und Punisch hatten keine Artikel, aber Arabisch und Hebräisch sehr wohl und gelten deswegen als „moderner“. Sanskrit, Latein, Gotisch und heute noch Isländisch haben keine Artikel, aber Altgriechisch und alle romanischen Nachfolgesprachen des Lateinischen hatten ihren Nutzen erkannt, z.B. aus lat. „ille/illa“ frz, „le“ und „la“.
Für die Sprachen viel umwälzender als die Form des Gaumendaches sind die Sprachmischungen z.B. Englisch aus 30 Prozent anglisch/sächsischen Wörtern mit verbliebener rudimentärer Konjugation und Deklination und 60 Prozent französischen und lateinischen Wörtern in schlechter Aussprache. Es ist dennoch erstaunlich, was Shakespeare und Hume damit geleistet haben. Insofern ist es nicht mit der westindischen Schrumpfform „Pidgin“ zu vergleichen.
Nachdem das Deutsche über eintausend Jahre seine reiche Struktur einigermaßen beibehalten hatte, steht nun seine Pidginisierung bevor – durch die unverantwortliche Politik der vergangenen Bundesregierungen, die dazu geführt hat, daß heute in städtischen Grundschulen schon zu 60 bis 100 Prozent nicht mehr Deutsch als Muttersprache gesprochen wird. Aber das ist ein anderes Kapitel.
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