Der Spiegel fälscht Heß-Zitate
In den USA wird ein spektakulärer Aktenfund versteigert: rund 300 Seiten handschriftliche Notizen des NS-Reichsministers Rudolf Heß. Der Hitler-Stellvertreter trug das Dossier mit dem Vermerk Most Secret 1945 zum Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess bei sich. Seither galt es als verschollen. ...
Ein Blick in die Faksimiles (5.9.41, 13.11.41, 23.1.42) zeigt, daß Heß trotz Rust und Lateinschrift nicht, wie damals bisweilen üblich, ß-los schrieb, sondern im traditionellen, noch heute in kultivierten Kreisen üblichen ß-Gebrauch nach Adelung. Der Spiegel fälscht, wie gewohnt, die Textzitate ins Reformdeutsch von 1996:
Hamilton hatte die Zusammenkunft am 11. Mai 1941 ausführlich beschrieben, doch Heß’ handschriftliche Aufzeichnung zu diesem Treffen war bislang unbekannt. Das einzigartige Schriftstück ist in dem jetzt zum Verkauf stehenden Dossier enthalten.
Wie der Führer, notierte Heß darin seine Überlegungen, sähe auch er den Krieg zwischen unseren Ländern als ein Unglück für alle Beteiligten an. Schwere Opfer müssten auf beiden Seiten gebracht werden, ohne dass irgendetwas erreicht würde, das auch nur entfernt dieser Opfer wert sei.
Er wisse, dass es der britischen Regierung aus Prestigegründen unmöglich sei, ohne entsprechenden Anlass auf das Verständigungsangebot des Führers einzugehen gemeint war Hitlers Friedensappell vom Juli 1940 , doch wolle er durch sein Kommen genau diesen Anlass geben. Heß' Vorstellungen sind von entwaffnender Naivität ... Der Herzog war sichtlich ergriffen, vermerkte Heß, aber nicht von der Überzeugung abzubringen, dass Deutschland die Weltherrschaft anstrebe. ...
Heß musste einen Monat warten, bis er seine Vorschläge der britischen Regierung unterbreiten konnte. ...
Das Protokoll, das sich in der Heß-Akte befindet, umfasst 71 maschinenschriftliche Seiten und zahlreiche Blätter mit Notizen in Heß’ Handschrift, alles wie eine Notarsurkunde zusammengebunden und gesiegelt. ...
Der deutsche Einflussbereich sollte den europäischen Kontinent mitsamt Russland bis zum Ural umfassen (das asiatische Russland interessiert uns nicht), die englische Sphäre das Empire. Außerdem forderte Heß die ehemaligen deutschen Kolonien zurück...
Das Heß-Dossier enthält ... eine von Heß verfasste Erklärung zur 'Atlantik-Kundgebung'"; und seine Denkschrift Deutschland-England unter dem Gesichtspunkt des Krieges gegen die Sowjet-Union.
Die Schrift gipfelte in der Frage, ob es sich für England lohne, unter größten Opfern den höchst unsicheren Versuch zu machen, die ‘Achse’ zu besiegen, um dafür mit Sicherheit in Kauf zu nehmen, dass ihm im bolschewistischen Russland ein weitaus gefährlicherer Gegner für sein Empire erwächst...
Die Heß-Akte zeigt einen höchst neurotischen, selbstzerstörerischen Mann, dessen Mission nicht die geringste Aussicht auf Erfolg hatte...
einestages.spiegel.de 9.9.2013
Die Chance zur „Greuel“-Fälschung hat der Spiegel sich entgehen lassen.(24.4.45)
Die Frage ist, warum die Spiegel-Führung solche Fälschungen unternimmt oder durchgehen läßt. Der einzige plausible Grund ist, daß man Mittäter der Rechtschreibreform ist und die Leser nicht darauf aufmerksam machen will. Die Erinnerung an die herkömmliche Rechtschreibung soll im bekannten „Gedächtnisloch“ verschwinden.
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