Keine Einwände
Gegen einen Nachdruck des alten Dudens wäre nichts einzuwenden. Die Darstellung der bisherigen Rechtschreibung ist nicht so gut, wie sie sein könnte, aber das könnte mehr die Schullehrer als die Praktiker in den Redaktionen und Verlagen sowie die Sekretärinnen betreffen; sie sind aber auch bisher schon nicht schlecht damit gefahren. Mein eigenes Wörterbuch ist grundsätzlich besser, wenn auch im einzelnen noch nicht konkurrenzfähig, weil die meisten Benutzer noch etwas mehr darin suchen als die Rechtschreibung. Es zeigt mehr einen neuen Weg, als daß es ihn schon geht. Aber die Neubearbeitung wird auch in dieser Hinsicht wesentlich besser. Ich habe immer gesagt und sogar dem Dudenverlag mitgeteilt, daß ich keine Konkurrenz zum Duden möchte, sondern mein Wörterbuch sofort zurückziehe, wenn der alte Duden mit den entsprechenden Verbesserungen wieder erscheint. Eine Redaktion von 20 Professionellen kann das natürlich besser als ein einzelner mit seinen bescheidenen Freizeitaktivitäten.
Je länger die Geschichte dauert, desto unbegreiflicher wird mir, daß praktisch niemand auf das doch so schlagende Argument eingeht, daß ein Auskämmen des Dudens unter inhaltlicher Beibehaltung der bisherigen gewachsenen Rechtschreibung die allereinfachste Lösung wäre. Und zum Auskämmen des Dudens wären die Dudenredakteure durchaus selbst in der Lage und auch willens, wie ich aus Gesprächen weiß. Natürlich erst nach einem entsprechenden Signal der Politiker. Dazu wird es aber nicht kommen. Insbesondere die Kultusminister treiben die Verantwortungslosigkeit so weit, daß sie lieber das offensichtliche Durcheinander an den Schulen dulden, als sich zu einem Irrtum zu bekennen.
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Th. Ickler
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