Betrüger am Werk
Bayreuther Professor rechnet mit Guttenberg ab
… Jetzt geißelt ausgerechnet der Nachfolger seines Doktorvaters den Minister als Betrüger. Jura-Professor Lepsius stellt die entscheidende Frage: Wenn er in diesem Fall nicht wusste, was er tut, weiß er es denn in anderen Fällen?…
In einem Interview mit dem Bayerischen Fernsehen attackierte der Professor Guttenberg so scharf wie niemand vor ihm: "Wir sind einem Betrüger aufgesessen … Es ist ein Ausmaß an Dreistigkeit, das wir bisher nicht gesehen haben", beschrieb er frei von Beschönigung Guttenbergs sogenannte Doktorarbeit…
Wie kann jemand etwas tun und nicht wissen, was er tut? Woher kommt diese Fehleinschätzung des Ministers über sein Handeln?…
Süffisant fügt der Professor hinzu, ihn interessiere zu einem solchen Fall von Wirklichkeitsverdrängung die Einschätzung eines Psychologen.
… Der frühere Verfassungsrichter Winfried Hassemer sagte: Selbst wenn der faktische Beweis nicht vorliege, seien Juristen gut darin geübt, den Vorsatz aus den äußeren Umständen einer Tat zu schließen. …
spiegel.de 27.2.2011
Nun, der Fall Guttenberg ist zwar peinlich – aber nur ein kleiner Skandal von vielen. Wird der Minister schnell ersetzt, dann ist die Sache ausgestanden, und der Schaden für Deutschland bleibt gering.
In einem anderen Falle ist der deutsche Staat jedoch einer ganzen Meute von Betrügern, unfähigen Ehrgeizlingen und verbohrten Ideologen aufgesessen – während das Volk, das sich mehrheitlich nicht betrügen lassen wollte, mit Dreistigkeit entmündigt (s. Volksentscheid) und materiell wie kulturell geschädigt wurde. Gemeint ist die „Rechtschreibreform“.
„Die Kultusminister wissen längst, daß die Rechtschreibreform ein Fehler war. Aus Staatsräson hat man sie nicht zurückgenommen,“ zitierte der Spiegel die KMK-Präsidentin von 2005, Johanna Wanka. Damals setzten die Kultusminister/Betrüger den ersten Teil der Reform verbindlich in Kraft, obwohl sie also schon Jahre vorher wußten, daß sie etwas Falsches durchsetzen. Keiner hat es zugeben wollen. Verspätetes Gemurmel kam von Zehetmair, schon a.D., er habe Widerstand „nicht im Kreuz gehabt“. Während des Kampfes ums Kreuz in den Schulen hatte er die Pläne zur orthographischen Verkleinerung des „heiligen Vaters“ nicht bemerkt.
Auch die anderen Kultusminister haben eine Prüfung der Reformpapiere unterlassen. „Für die schleswig-holsteinische Kultusministerin Gisela Böhrk kann ich definitv sagen, daß ihr Interesse an der Rechtschreibreform gegen Null tendierte. Auf meine Frage, wie sie denn die angeblichen Vorzüge der Rechtschreibreform gegenüber der herkömmlichen Schreibweise geprüft hätte, verwies sie nur auf einen Stoß Papier, den sie unterzeichnet hätte.“ (M.Dräger)
In seinem jüngsten Interview verbreitet Zehetmair wieder Nebel: „Die Kinder könnten es leichter haben“ – ( „… wenn sie sich mehr anstrengen würden“ oder „haben es vermutlich leichter“?). Auch dies ist ein Betrugsversuch. Tatsache ist, daß gerade der von Zehetmair gepriesene Anschlag auf die jahrhundertealte Schreibtradition, die ss-Schreibung, nachweislich zu mehr Fehlern geführt hat (s. Harald Marx, Uwe Grund).
Natürlich sind auch die Kultusminister betrogen worden – von „Wissenschaftlern“, deren Arbeitsweise jedem Standard widersprach, z.B. im „Jogurtbecher“-Test. Aber die ideologisch eingefärbten Kultusminister haben sich ja betrügen lassen wollen, viele, um ihre gesellschaftsverändernden Obsessionen durchzusetzen. In die erste Rechtschreibkommission wurden nur „fortschrittliche“ Kräfte berufen. Jahrelang wurde das Weniger-Fehler-Märchen verbreitet – Wernstedt, Böhrk und Zehetmair waren besonders penetrante Propagandisten – obwohl schon mit einem genaueren Blick der ganze Schwindel erkennbar war.
Zu der Frage, ob Guttenberg zurücktreten müsse, wollte sich Lepsius nicht als Wissenschaftler äußern: Als Staatsbürger wünsche ich mir Minister, die wissen, was sie tun, und ein Verantwortungsgefühl für ihre eigenen Handlungen haben. Und die Art und Weise, wie der Minister in der letzten Woche mit der Causa umgegangen ist, lässt bei mir erhebliche Zweifel an seinen charakterlichen Fähigkeiten erkennen.
spiegel.de 27.2.2011
Das gleiche gilt natürlich auch für die Masse der seinerzeit nicht zurückgetretenen Kultusminister.
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