Michael Klonovskys Acta Diurna
Zum 200. Geburtstag von Karl Marx wurde in Trier eine von den chinesischen Kommunisten gestiftete Statue des atheistischen Religionsstifters enthüllt. Dagegen erhoben sich Proteste, weil seine Ideologie 100 Millionen Menschen das Leben gekostet habe. Sarah Wagenknecht trat dem entgegen mit dem Vergleich (laut Klonovsky):Wenn jeder für das verantwortlich wäre, was in seinem Namen geschieht, dürfte Jesus Christus heute in keiner Kirche mehr hängen.* Wer Marx zum Vordenker autoritärer Systeme erkläre, so die Linken-Frontfrau, könne seine Aufsätze nie gelesen haben. Marx hat an keiner Stelle eine verstaatlichte Planwirtschaft gefordert. Sein Ziel war Demokratie. ... aber offensichtlich eine Demokratie, die erst möglich werden sollte, nachdem alle nichtmarxistischen Demokraten totgeschlagen waren – so wie Linke heute noch die Solidarität von »Antifaschisten und Demokraten« beschwören, aber eben nicht alle Demokraten meinen. Michael Klonovsky, der sieben Jahre länger als Sarah Wagenknecht die marxistische Indoktrination genossen hat, entgegnet in seinen Acta Diurna: Als ein Mensch, der Marxens Aufsätze noch in einem Weltwinkel gelesen hat, wo sie religiöse Doktrin waren, im deutschen Gottesstaat der Atheisten, muss ich sacht widersprechen, und zwar mit Marx-Zitaten:Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische Übergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats. (Kritik des Gothaer Programms)
Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. (Manifest der Kommunistischen Partei)
Nachdem z.B. die irdische Familie als das Geheimnis der heiligen Familie entdeckt ist, muß nun erstere selbst theoretisch und praktisch vernichtet werden. (Thesen über Feuerbach)
Nur bei einer Ordnung der Dinge, wo es keine Klassen und keinen Klassengegensatz gibt, werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufhören, politische Revolutionen zu sein. Bis dahin wird am Vorabend jeder allgemeinen Neugestaltung der Gesellschaft das letzte Wort der sozialen Wissenschaft stets lauten: ‚Kampf oder Tod; blutiger Krieg oder das Nichts. So ist die Frage unerbittlich gestellt.’" (Das Elend der Philosophie; das finale Zitat stammt pikanterweise von George Sand.)
"...der Kannibalismus der Kontrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel gibt, die mörderischen Todeswehen der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehen der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu konzentrieren, nur ein Mittel – den revolutionären Terrorismus. (Sieg der Konterrevolution zu Wien, Neue Rheinische Zeitung vom 7. November 1848) Marx’ Wirkungsgeschichte mit jener von Jesus in einen Atemzug zu bringen, scheint mir etwas degoutant angesichts der doch ziemlich divergierenden Grundmotive: hier die Liebe zu allen Gotteskindern, dort ein infernalischer Hass auf wahrlich alles und jeden, den eigenen Vater, die Juden, die Slawen, das, um ein bisschen aus den Briefen zu zitieren,Fabrikantengesindel, die Hunde von Demokraten und liberalen Lumpen, die Hunde von Parlamentskretins, all das Gesindel aus Berlin, Mark oder Pommern, den Menschendreck und Menschenkehricht (eine Marxsche, auch von mir in Gedanken gern gebrauchte Lieblingsvokabel),
den jüdischen Nigger Lasalle, dessen Zudringlichkeit niggerhaft sei, das Rindvieh Wilhelm Liebknecht, den Scheißkerl Freiligrath, das muskowitische Vieh Bakunin.
Die Franzosen brauchen Prügel; Deutschland sei die dümmste Nation unter dem Sonnenlicht (wohl wahr, wohl wahr); ohne Keile von außen ist mit diesen Hunden nichts anzufangen. Juden? Viel Juden und Flöhe hier. Kroaten und Tschechen? Lumpengesindel. Russen? Hunde; Im russischen Vokabularium existiert das Wort Ehre nicht.
Das Publikum? Ich dehne diesen Band (Das Kapital“ – M.K.) mehr aus, da die deutschen Hunde den Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt schätzen. Die Internationale Arbeiter-Assoziation? Lumpengesindel. Das Proletariat? Komplettere Esel als diese Arbeiter gibt es wohl nicht . . ., schlimm, daß mit solchen Leuten Weltgeschichte gemacht werden soll. Humanismus? Phrase. Parlamentarismus? Demokratische Pißjauche.
michael-klonovsky.de 13.5.2018
Man sieht, der Vergleich mit Jesus ist reichlich danebengegriffen. Eher ähnelt Marx den alttestamentarischen Propheten. Am nächsten aber kommt er dem selbsternannten Propheten Mohammed, nur daß er selbst nie dessen Macht erreichte, selber kein Kriegsherr wurde, und nicht in Reichtum, sondern im Elend endete. Aber er lieferte vielen die Legitimation für ihre vernichtende Machtausübung: Lenin, Stalin, Mao, Pol Pot ... Daß ein gesellschaftlicher Wandel auch friedlich, ohne Gewalt und Blutvergießen möglich sein könnte, ist ihm wohl nicht in den Kopf gekommen. Aber wir sehen doch, daß sogar die Abschaffung Deutschlands (noch) friedlich vonstatten geht – wenn auch undemokratisch...
Marxsche Rechtschreibung wohl original. Formatierung der Zitate redaktionell.
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