An den Online-Sprachpfleger
Sehr geehrter Zwiebelfisch,
Sie schreiben: „Liebe Frau Heilmann, Sie haben vollkommen Recht, …“
Als Arzt könnten Sie auch sagen, „liebe Frau Heilmann, Sie haben Mumps“. Unmöglich ist dagegen: „Frau Heilmann, Sie haben vollkommen Mumps“, weil „Mumps“ ein Substantiv ist. Dagegen ist „recht“ hier keins, so wenig das auch akustisch auffällt. Deshalb können Sie nämlich sagen: „Wie recht Sie haben!“ oder: „So recht Sie auch haben, …“, aber nicht: „Wie Mumps Sie haben!“ oder: „So Mumps Sie auch haben: Sorgen brauchen Sie sich nicht zu machen!“
Es muß also geschrieben werden: „Sie haben vollkommen recht!“
Verpflichtet Ihr Vertrag Sie eigentlich, jeden Unfug der „Rechtschreibreform“ mitzumachen?
P.S.: Konrad Duden wußte es 1876 besser: „Bei Ausdrücken wie leid tun, not tun, weh tun, schuld sein, gram sein; mir ist angst, wol, wehe, not [erkennt man] die nicht substantivische Natur jenes Zusatzes am besten durch Hinzufügung einer nähern Bestimmung. Man sagt, er ... hat ganz recht, hat vollständig unrecht u. dgl.
Die Antwort um 10:21 Uhr:
Sehr geehrter Herr Salzburg, Sie haben vollkommen Recht: Ich bin verpflichtet, die Rechtschreibreform mitzumachen! Persönlich heiße ich die Reform nur in Teilen gut, vieles ist auch mir nicht genehm, aber innerhalb eines Magazins, einer Zeitung oder einer Newssite kann eine einzelne Kolumne nicht einfach aus der Reihe tanzen. Das würde den einheitlichen Auftritt stören. Und da alle SPIEGEL-ONLINE-Texte in neuer Orthografie gesetzt sind, sind es auch meine.
Herzliche Grüße!
Bastian Sick
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Sigmar Salzburg
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