Eva Herman
Bei Spiegel online, in 3sat u.a laufen derzeit Diskussionen um den Herauswurf Eva Hermans in der Kerner-Runde des ZDF. Ich habe dabei zur „Gleichschaltung“ Stellung genommen. Meine Version für 3sat lautet:
3sat übernimmt die tendenziöse Falschmeldung von dpa u.a.:
„Doch Herman wich mehrfach aus und ergänzte: Wenn man nicht über Familienwerte der Nazis reden dürfe, könne man auch nicht über die Autobahnen fahren, die damals gebaut wurden.“
Sie hat aber sinngemäß gesagt, wenn man das (auch im Dritten Reich gebrauchte) Wort „Gleichschaltung“ nicht mehr gebrauchen dürfe, dann dürfte man auch nicht mehr über die Autobahnen fahren.
Die Journaille liegt auf der Lauer, Eva Herman aus jedem Wort einen Strick zu drehen. Kaum hatte sie geäußert, sie würde von einer „gleichgeschalteten“ Presse zu Unrecht in die rechte Ecke gedrängt, da triumphierte Spiegel online, daß „Gleichschaltung“ ein Nazibegriff sei.
Bei Kerner hatte man sogar einen leibhaftigen Historik-Professor im Publikum plaziert, der wunschgemäß bestätigte, daß „Gleichschaltung“ Gedankengut des Dritten Reichs sei. Die gleichfalls anwesende Schreinemakers vor allem zeigte derartige pawlowsche Erregungsreflexe, daß Kerner die Herman schließlich erniedrigend aus der Runde entfernte, nachdem er die ganze Zeit den milden Inquisitor gespielt hatte, der, um sie vor dem Scheiterhaufen bewahren, versuchte, ihr eine normgerechte Äußerung des derzeit zulässigen rechten Glaubens zu entlocken… Welch eine Groteske!
Die Herman hatte aber zweifellos nicht die nazidiktatorische Gleichschaltung der Presse gemeint, sondern die freiwillige Anpassung und Gleichschaltung der Presse durch die überall in den Redaktionen wirkenden Meinungsführer der „fortschrittlichen“ politisch korrekten Elite.
Daß es diese freiwillige Gleichschaltung gibt, konnte man gerade überdeutlich am Verhalten der Presse im Streit um die „Rechtschreibreform“ studieren. Obwohl die Mehrheit der Bürger, die Leser, gegen die „Reform“ waren und keine Zeitung dazu gezwungen war, hat man, oft laut klagend, den neuen Regelblödsinn sogar noch eifernd übererfüllt. Selbst ein Stefan Aust wurde durch anonyme Mächte daran gehindert, sein Versprechen gegenüber Springer-Döpfner zu erfüllen, den Spiegel zur klassischen Rechtschreibung zurückzuführen.
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Sigmar Salzburg
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