Grabrede gefälscht?
[Das Heyse-ss/ß-System wurde nur ein Jahrzehnt vor 1902 in Österreichs Schulen gelehrt und dann erst wieder durch die „Rechtschreibreform“ ab 1996 exhumiert. Wenn es außerhalb dieses Rahmens auftritt, besteht der dringende Verdacht, daß jetztzeitliche Fälscher oder gar Fälscherbanden am Werk waren. Immerhin werden nun nur noch Buchstaben ausgetauscht und nicht ganze Leichname, wie möglicherweise im Falle Rosa Luxemburg.]
DIE ZEIT, 04.06.2009 Nr. 24
Grabrede für Rosa Luxemburg
Jahrzehnte lag sie unbeachtet im Archiv, jetzt wird sie erstmals veröffentlicht: Die Totenrede, die Paul Levi, Anwalt und Geliebter Rosa Luxemburgs, am 13. Juni 1919 bei deren Beerdigung hielt
Liebe Genossen und Genossinnen!
Nach fünf Monaten bringen wir hier zur Erde, was von Rosa Luxemburg zur Erde gehört. Fünf Monate treibt der Körper auf der Welt umher, gehasst noch im Tode, geschändet noch im Tode, verflucht noch im Tode von denen, die sie gemordet haben.
Aber der tote Körper steht auf, und auf steht mit ihm der Fluch, der dreifache Fluch für die, die das getan haben. Der Fluch, nicht für die, die vorgeschoben sind, nicht für die Henker, der dreifache Fluch gilt denen, die den Mord veranlasst haben und heute noch in den Ministersesseln sitzen.
[In diesen Tagen wurde oft genug wiederholt, daß Rosa Luxemburg von rechten Freicorpskämpfern ermordet wurde, aber ebenso oft unterdrückt, daß dies mit Rückendeckung der damaligen SPD-Regierung geschah]
Der dreifache Fluch gilt denen, die nach der Schande eines Krieges von fünf Jahren noch eine tausendfach größere Schande verübt haben.
[…]
Nicht mit gedämpftem Trommelschall können wir die Tote zur Erde betten. Wie über dem Reitergrab als letzter Gruß der Klang der Retraite erklingt, so müssen wir der Toten heute zurufen den Gruß, von dem wir wissen, Millionen und Abermillionen auf der weiten Welt werden ihn aufnehmen.
Wir senden heute dieser Toten als letzten Gruß den Gruß der proletarischen Welt, den Gruß der Internationale, den Gruß vom Leben, den Ruf: »Es lebe die Weltrevolution.«
Quelle: Archiv der sozialen Demokratie, Friedrich Ebert Stiftung; NL Levi, Box 142, Mappe 285
http://www.zeit.de/2009/24/Grabrede
[Selbstverständlich ist auch das Zitat des Mordtruppanführers Pabst aus Klaus Gietingers Buch „Eine Leiche im Landwehrkanal – Die Ermordung der Rosa L.“ bei Wikipedia ss-verfälscht:
„Daß ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte (mit Ebert im Hintergrund) und auch meine Offiziere schützen mußte, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin... Ich habe als Kavalier das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, daß ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit.“]
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