Guck an, doch noch jemand da...
Fast bin ich überrascht, daß überhaupt noch jemand antwortet. Ich möchte den Dialog gerne fortführen:
Zu Karsten Bolz:
Wozu ist der Rat da? (Und ich spreche im folgenden nur vom Münchner Rat) Um die Presse anzufeuern? Dann, so meine ich, gehören unbedingt entsprechende Kostüme für die Ratsmitglieder in Auftrag gegeben, damit sie als Cheerleader bei entsprechenden Anlässen auftreten können. Für diesen Fall ist die Zusammensetzung des Rates auch völlig falsch.
Oder ist es die Aufgabe des Rates, abzuwarten, was beim staatlichen Rat herauskommt? Das könnte man vielleicht nicht so effektvoll und elegant, aber immerhin zur Not auch so, ohne Rat.
Auch dicke Bretter bekommt man klein durch bloßes Zusehen dauert es aber meistens etwas länger...
Ist nicht der Rat in erster Linie dazu da, selbst tätig zu werden, als ein Gremium, dessen Stimme sich zunehmend Respekt und Anerkennung verschafft. Wodurch verschafft man sich Autorität und Anerkennung? Entweder durch Zwang oder durch erstklassige Leistungen.
Zu Herrn Margel:
Ich hatte mich verschrieben (danke für den Hinweis), ich meinte natürlich Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit. Die von Ihnen aufgestellte Gleichung Arbeit = Leistung x Zeit ist zwar physikalisch korrekt, aber in unserem Fall schlecht anwendbar, gilt eigentlich auch nicht für die Ersteigung des Matterhorns. Und unabhängig vom Weg ist die Arbeit erst recht nicht. (Das lehrt ein einfacher Versuch: a) Legen Sie einen Bleistift auf Ihren Schreibtisch. b) Gehen Sie zum Beispiel zum Kühlschrank. c) Jetzt gehen Sie zum Bleistift und malen damit einen Kreis. d) Wiederholen Sie c), gehen aber vorher noch in den Keller.
Daß ein Bergsteiger, der das Matterhorn an einem Tag ersteigt, deutlich weniger Energie verbraucht als ein Kollege, der sich dafür eine ganze Woche Zeit läßt, dürfte ziemlich klar sein. Ein Blick auf den Speiseplan der beiden genügt, um zusehen, daß der langsamere Bergsteiger mehr Futter (Energie) verbraucht hat.
In unserem Fall, bei dem es um die Wiederherstellung einer vernünftigen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum geht, können wir uns nun wirklich nicht auf den Standpunkt stellen, „Zeit spielt keine Rolle“. Bis auf seine Gründung, die allerdings in beachtlichem Tempo erfolgte, hat der Rat nach außen hin noch nichts Greifbares vorzuweisen. Das ist in einer Zeit, in der man und auch gerade „die“ Presse die Ohren gespitzt hat, wie es denn jetzt weitergeht, nicht besonders viel. Verlange ich vielleicht zuviel von unserem Rat? Hat man überhaupt beim Rat wer ist das? irgendwelche Vorstellungen von Zeitabläufen?
Wir dürfen uns nicht überschätzen. Natürlich ist die Rechtschreibreform schlecht, spaltet die Orthographie, und die Reformer stehen hilflos da ohne Konzept. Aber wir müssen dreimal besser sein als die anderen. Schließlich leben wir in Deutschland, also in einem Umfeld von Obrigkeitsgläubigkeit, Lethargie, Gleichmut, Resignation. Deutschland, das Land der Dichter und Denker? Das ist lang her, das ist vorbei, das kommt so schnell nicht wieder...
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