Nach meiner Meinung sollte eine Forumleser- und -schreiberschaft zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, eine Lagebegutachtung (Manöverkritik) durchzuführen.
Was ist gewesen? Die Professorentochter Josephine (15) hat gesagt: „Da sollte man vielleicht doch lieber mal ’ne Bombe schmeißen“, und ich als Handwerker, Sozialpädagoge, Gesetzgeber und Demokrat habe ihr einen, wie ich meine, besseren und vertretbaren Weg der politischen Willensbezeugung vorgeschlagen und meinen Vorschlag gegen Bombenbastler-Trittbrettfahrer verteidigt. Wen, bitte, soll nun die Foristen-Verdammnis treffen; Josephine? Mich? Die anderen, die ihre Gedanken beigesteuert haben?
Nein, andersherum wird ein Schuh daraus: Unsere Forumschreiber sollten in der Lage sein, auf vorgetragene vernünftige oder unvernünftige Gedanken vernünftig und nachdenklich zu antworten. Und da liegt vieles im argen. Zum Beispiel ist seit Monaten zu der Frage, warum unser eigener Rat für deutsche Rechtschreibung nicht mehr arbeitet, einfach nur Sendepause.
In das hohe Lob auf unsere hohen Akademiker gehört auch ein Wermutstropfen; wenn wache Gedanken von Niedereren beigetragen werden, ist es bei weitem nicht so, daß die Gedanken gerecht beantwortet und gewürdigt werden, siehe etwa den ersten Sachbetrag hier im Forum, von mir verfaßt, postid=11; sowas ist nicht gut für die Ermutigung und Zusammenarbeit.
Was das Schicksal dieser Rechtschreibseiten betrifft, so können wir sie, meine ich, beenden; sie sind ein Kulturdenkmal über die Denkkultur einer sonderbar kleinen Widerstandsgruppe, können auf CD gezogen werden und als Denkmal und Technikmuseum jenseitig-ewig sein. Das sage ich mit verhältnismäßig wenig Bitternis, weil die entscheidenden Entscheidungen schon viele, viele Monate und Jahre zurückliegen.
Herr Professor Ickler hat mit Abstand am meisten hier geschrieben: 3493 Beiträge, und wenn das Auf- und Abbruchsignal nun von ihm kommt, so steht ihm das etwas eher zu als mir und anderen Foristen.
Die entscheidende Trennung verläuft auch durch dieses Forum: zwischen Mitdenkern und Nichtmitdenkern, zwischen Haudraufs und Demokraten, zwischen Amtsinhabern / Amtverteidigern und Amtlosen, zwischen Nomenklatura und Plebs, zwischen Hochakademikern und Handwerk. Für mich als Gesetzgeber waren diese 8 Jahre teils äußerst lehrreich, anderenteils auch traurig-langweilig, und ich selbst mag für die nächsten Jahrfünfte neue Ansatzwinkel und Arbeitsfelder versuchen.
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Detlef Lindenthal
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