10. September 2014
Kommentar zur Einwanderung
Heute ist ein Feiertag!
Ein Kommentar von Sebastian Hammelehle
Wir gedenken der Kriege, wir bejubeln den Mauerfall. Aber dass Migration seit 50 Jahren unser Land prägt, wird von der Politik nicht wirklich gewürdigt das ist nicht nur falsch, sondern gefährlich. Wir sollten den heutigen Tag feiern.
Es mag schwerfallen. Bitte verabschieden Sie sich für einen Moment von einigen allzu gern benutzten Begriffen aus den Waffenkammern der bundesdeutschen Verbal-Auseinandersetzung: von Multikulti, von Einwanderungsland, von Gutmensch, Kopftuch und Parallelgesellschaft. Es geht an dieser Stelle nicht darum, was Sie oder der Autor dieses Textes über Migranten denken oder gar darum, ob wir uns gegenseitig für Sozialromantiker, Herrenmenschen, verkappte Nazis oder die nützlichen Idioten muslimischer Hassprediger halten.
Es geht darum, wie kluge, zukunftsgerichtete und entsprechend langfristig gedachte Symbolpolitik aussehen könnte.
Heute ist der 10. September. Morgen erinnern wir uns an die Attentate des 11. September. Vor zehn Tagen, am 1. September, haben wir des Beginns des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren gedacht. Am 9. November werden wir des Mauerfalls vor 25 Jahren gedenken und es gab 2014 viele weitere Gedenktage. Der 10. September ist nicht dabei.
Dabei ist dieser Tag für die Gesellschaft der Bundesrepublik von ebensolcher Bedeutung.
Heute vor 50 Jahren, am 10. September 1964, stieg auf dem Bahnhof von Köln-Deutz der Portugiese Armando Rodrigues de Sa aus dem Zug. Feierlich begrüßt und mit einem Mofa beschenkt, war er der einmillionste jener Arbeitsmigranten in die Nachkriegsrepublik, die so beschönigend wie ausgrenzend Gastarbeiter genannt wurden¹ ...
spiegel.de 10.8.2014
Im September stehen noch andere viel wichtigere und weniger willkürliche Gedenktage an, die „nicht dabei sind“:
Vor 16 Jahren, am 27. September 1998, lehnten die Bürger von Schleswig-Holstein in einem Volksentscheid die „Rechtschreibreform“ ab – stellvertretend für ganz Deutschland.
Vor 15 Jahren, am 17. September 1999, annullierte das Parteienpack im Kieler Parlament, stellvertretend auch für das mit ihm verschworene Parteienpack in den anderen Länderregierungen, diese demokratische Entscheidung des Volkes.
Die Schleimpilze vom Spiegel hatten damals nur ein paar höhnische Worte für die Betrogenen übrig.
¹) Sebastian Hammelehle (*1969) ist ein Dummschwätzer ohne Ahnung von den Zeitumständen:
Man hat bewußt das vorher übliche Wort „Fremdarbeiter“ vermeiden wollen.
Oskar Lafontaine hat es kürzlich wieder aus der Mottenkiste geholt.
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