Freigeist Weimar
Ingrid Matthäus-Maier erhält den Ludwig-Feuerbach-Preis
WEIMAR. (fgw) Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Augsburg ehrt in diesem Jahr Ingrid Matthäus-Maier mit dem Ludwig-Feuerbach-Preis. Zum fünften Mal erhält damit eine prominente Persönlichkeit jenen Preis, der nach Ludwig Feuerbach benannt ist, dem bedeutendsten Philosophen und Religionskritiker Bayerns. Bisherige Preisträger waren Dr. Karlheinz Deschner (2001), Prof. Franz Buggle (2004), Prof. Norbert Hoerster (2008) und Herbert Steffen (2012). Die feierliche Preisverleihung findet am 1. Oktober 2016 im Rahmen einer Hauptversammlung des IBKA e.V. (Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten) statt.
[Anmerkung S. Salzburg: Dem Bund für Geistesfreiheit Augsburg bin ich für die Unterstützung meiner erfolgreichen Klage gegen den schleswig-holsteinischen Religionsersatzunterricht dankbar; deswegen meine besondere Aufmerksamkeit für dieses Ereignis. Für unser Forum ist dagegen bemerkenswert, daß die Laudatio im Original in der bewährten Rechtschreibung verfaßt und veröffentlicht wurde. Hier nur einige aufschlußreiche Sätze:]
Die Laudatio auf Frau Matthäus-Maier wird vom Weimarer Freigeist Siegfried R. Krebs gehalten, in der es u.a. heißt:
„Willst du Gutes tun, dann tue es für den Menschen
Ingrid Matthäus-Maier, geborene Matthäus, wurde am 9. September 1945 in Werlte, gelegen im niedersächsischen Landkreis Emsland, geboren. Sie ist mit dem Mathematiker Robert Maier verheiratet, hat zwei Kinder und lebt seit vielen Jahren in Sankt Augustin/Nordrhein-Westfalen.
Nach dem Abitur 1965 in Duisburg absolvierte Ingrid Matthäus-Maier ein Studium der Rechtswissenschaft in Gießen und Münster, welches sie mit dem ersten und zweiten juristischen Staatsexamen beendete. Danach war sie bis 1976 als Verwaltungsrichterin in Münster tätig.
[...]
Im Jahre 1969 trat sie in die Jungdemokraten und die Freie Demokratische Partei (FDP) ein. 1972 wurde Ingrid Matthäus-Maier für ein Jahr Bundesvorsitzende der Jungdemokraten (sie war damit erste weibliche Vorsitzende eines deutschen politischen Jugendverbandes) und war von da an bis zu ihrem Rücktritt 1982 Mitglied im Bundesvorstand der FDP.
Gestatten Sie mir ab hier einige gelegentliche Abschweifungen, auch weil diese durchaus zum Thema gehören. Wenn es in Lexika mehrfach anklingt, daß Ingrid Matthäus-Maier die „erste weibliche in einem Amt gewesen ist, dann muß betont werden: Sie wurde dies nicht als Quoten-Frau, sondern einzig und allein aus eigener Kompetenz und eigenem Engagement heraus!
Eine andere Abschweifung: So wie Ingrid Matthäus-Maier im Jahre 1969 Mitglied der westdeutschen FDP geworden ist, so trat ich ebenfalls im Norden, aber in Mecklenburg gebürtig, 1974 in die ostdeutsche Liberal-Demokratische Partei LDPD ein. Was sie und mich wohl parteimäßig verbindet: Wir verstanden und verstehen unter „liberal einen „Gesinnungsliberalismus oder wie man im 19. Jahrhundert anstelle von „liberal auch „freisinnig zu sagen pflegte.
[...]
Auch in ihrer Partei blieb Ingrid Matthäus-Maier auf einem wichtigen Politikfeld bis heute aktiv: Sie, die sich als Atheistin schon seit 1966, ich wiederhole: schon seit 1966, für eine radikale Entflechtung von Staat und Kirche im Sinne des Laizismus einsetzt, war 2010 Mitgründerin eines laizistischen Arbeitskreises innerhalb der SPD, der jedoch auf Ablehnung durch den Parteivorstand traf und immer noch trifft. *
[...]
Übrigens, die linken Laizisten hatten es formal wesentlich leichter als die der SPD, aber ansonsten werden sie überaus vehement bekämpft; man denke da nur an das Agieren eines Herrn Ramelow. Frau Matthäus-Maier wechselte aus nachvollziehbaren Gründen seinerzeit von der FDP zur SPD, ich als DDR-Liberal-Demokrat blieb lange parteilos, bis ich mich dann der neugebildeten LINKEN anschloß. Doch wegen zunehmender Klerikalisierung der offiziellen Parteipolitik verließ ich diese wieder.
[...]
Feuerbachs „Willst du Gutes tun, dann tue es für den Menschen ist nicht nur Postulat, sondern wird von unzähligen Menschen auch gelebt. Für Politiker gilt das leider nicht in jedem Falle. Der Politikerin Ingrid Matthäus-Maier kann aber ohne Abstriche bescheinigt werden, daß sie Feuerbach verstanden hat.
Aber gestatten Sie mir eine letzte Abschweifung. Es war ein Augsburger, Bertolt Brecht, der in seinem Gedicht „Die Teppichweber von Kujan Bulak schrieb: „Sie ehrten ihn, indem sie sich nützten. Sie hatten ihn also verstanden.
Und so ehren wir Ingrid Matthäus-Maier nicht nur mit der Verleihung des Ludwig-Leuerbach-Preises, sondern wir ehren sie auch dadurch, daß wir uns die von ihr angestoßene politische Programmatik zu eigen machen und daß jeder in seinem Wirkungskreis für deren Realisierung eintritt.
(SRK)
freigeist-weimar.de 29.9.2016
|